Die Telefongesellschaften also wieder. Meine mit Hilfe verschiedener Personen vorgetragenen Beschwerden abzuwimmeln fiel den subalternen, in der konkreten Situation aber allmächtigen Schalterdamen nicht schwer. Anders wurde es erst, als mein Vermieter „seine Beziehungen spielen ließ“. In dem halbfeudalen Geflecht aus „Kennst du jemanden, der jemanden kennt, der das machen könnte?“ kennt er sich offensichtlich bestens aus. Der Entstördienst kam also endlich doch und klärte mein Telefonproblem „im Haus“. (Vermutung: einer ihrer hier wohnenden Kollegen hatte meine Leitung für sich okkupiert!) Danach war also klar, dass die Rechnung nicht stimmen konnte. Ich hatte ja gar nicht telefonieren können. Mein Vermieter wusste das, denn er hatte bereits die Auskunft erhalten, dass „alle Rechnungen im Gebiet“ falsch seien – ein Computerproblem bei der Registrierung des Internetzugangs. Alle Rechnungen? Ja, alle im Standardtarif! Und nichts passiert. Die meisten Menschen kümmern sich nicht drum; sie kennen die Tarife gar nicht. Wer sich dennoch beschwert, weil er eine für ihn viel zu hohe Rechnung erhalten hat, der wird in der Mühle der administrativen Demütigungen („Sajawa“ – Bittgesuch – schreiben und immer und immer wieder von einem zum anderen laufen…) zermahlen. In meinem Falle soll nun eine neue Rechnung für den April Klarheit bringen. Mal sehen, wie die aussieht, denn noch ist mir nicht klar, woher nun korrigierte Daten kommen sollen. Aber was ist mir hier schon klar? Der Tarif für meinen Internetzugang per MTS! Er beträgt 5 UAH pro Einwahl und 0,01 UAH pro geladenem Mb. So steht es im Internet und so hat es mir der Dealer zwei Mal ausdrücklich bestätigt. Nur leider reichen 50 UAH bei mir nur für 2 – 3 Tage und merkwürdig daran ist zumindest die Tatsache, dass mein Guthaben wieder an Tagen verschwindet, an denen ich das Internet gar nicht nutze. Ob ich meinen Vermieter fragen soll, ob er einen von MTS kennt? Wahrscheinlich haben die da auch ein (von irgendjemandem mit oder ohne Anweisung vom Chef) gut programmiertes „Computerproblem“.
Bleibt die Frage, ob „die“ (betroffenen) Menschen das alles nicht ändern können? Siehe oben- der Pope ändert es nicht! Solange mir kaum ein Kollege an der Schule (nur die älteren wissen überhaupt, was die Abkürzungen auf dem Lohnzettel bedeuten!) erklären kann, was ich eigentlich verdiene und solange sie selbst sich nicht einmal darum kümmern, ob ihr Gehalt stimmt, solange wird sich wohl nichts tun. Dabei ahnen sie doch, was geschieht! Romana jedenfalls ist sich sicher, dass man dieses Desinteresse in der Lohnbuchhaltung gezielt zur eigenen Bereicherung ausnutzt. Könnte schon sein, aber woher soll man das wissen, wenn man doch nicht einmal weiß, was man verdient? Obwohl in der ganzen Ukraine, von diversen lokalen Zuschlägen abgesehen, das Lehrergehalt gleich sein soll, verdient man nicht annähernd das Gleiche. In Kiew hatte ich schon vor 2 Jahren für 21 Wochenstunden ziemlich regelmäßig über 400 UAH (ca. 35 Euro) mehr als in Chernivci. Das ist in etwa die Summe, die ein junger Dorfschullehrer insgesamt verdient! Hier allerdings dürfte es sich nicht um einen Computerfehler handeln – eher um einen im „Apparat“…
Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...
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