Dieses Wochenende also wieder Presov. Meike hatte eingeladen, sich die Stadtführung durch Solivar (Salzburg) anzusehen und danach ein bisschen zu wandern. Als treuer Übersetzer war Ludo wieder mit von der Partie. Leider war das Wetter nicht so toll; zwischendurch regnete es. Die Wanderung fiel daher aus und wurde durch einen Spaziergang ersetzt. Aber der Reihe nach...
Die Führung durch Solivar, bis Ende des 19. Jahrhunderts selbstständig, heutige Stadtteil von Presov, begann in der klassizistischen Kirche des Ortsteils. Hammer und Schlegel deuteten schon darauf hin, dass hier Bergleute die Gemeinde stellten. Aber auch sonst sind die Zeugnisse des Salzbergbaus, der hier über 200 Jahre lang (seit dem 16. Jahrhundert) betrieben wurde, unübersehbar. Angelegt wurde der Schacht "Leopold" von Schwaben, so heißt bis heute dieser Teil der Siedlung. (šváby - wie im Polnischen nicht gerade ein Kosewort - bedeutet im Slowakischen auch "Schabe"!) Leider ist das der Kirche gegenüber liegende Hauptgebäude der Schachtanlage heute Runine (Bild oben). Dafür ist das hinter der Kirche gelegene Göpelwerk (Bild zwei von oben) noch gut in Schuss und heute Teil des technischen Museums.
Unsere Führung ging dann zur St.- Rochus- Kapelle. Ebenfalls klassizistischer Bauart ist sie nicht eben etwas Besonderes. Der Vorgängerbau befand sich immerhin noch auf der zweiten Ebene des Schachtes, der aber im 18. Jahrhundert geflutet wurde. Seither gewann man das Salz mit Hilfe des schon benannten Göpelwerks aus der Sole. Unter der Grasnarbe der Kapelle befinden sich die Massengräber der Toten der letzten Pest- Epedemie (Mitte des 19. Jahrhunderts!).
Den Abschluss bildete die Besteigung des Signalturms, von dem aus zur Arbeit gerufen und Todesfälle verkündet wurden. (Bild drei von oben) Interessant, dass man - weil die Glocken des Turmes der Sage nach über Ostern in Rom weilen sollen - in eben der Zeit mit einer Ratsche Signale gab. Ein funktionsfähiges Exemplar war zu bestaunen. (Viertes Bild von oben)
Wie immer bestaunten die Deutschen auch die Behausung einer Roma- Sippe unterhalb des Turms. Das völlig verkommene Gelände mit dem baufälligen Haus, dessen Dach teilweise eingestürzt ist, liegt inmitten einer propperen Siedlung, in der wohl jedes Haus von mindestens einem scharfen Hund bewacht wird. Merkwürdig fand ich den Gegensatz des Lebens auf einer (selbst angelegten) Müllkippe zu der demonstrativ zur Schau gestellten Reinlichkeit, was Teppiche und Wäsche anlangt. (Bild zwei von unten) Wohl noch nie habe ich eine Roma- Siedlung gesehen, in der nicht alle (?) Teppiche von den Stangen hingen...
Von der Siedlung aus hat man einen schönen Blick auf die Berge rund um Presov. (Bild unten) Wir genossen das Panorama, gingen nach Abschluss der Führung noch ein bisschen spazieren, um dann den Tag bei Knoblauchsuppe und Bierbrauerteller ausklingen zu lassen. Ja, ausklingen: Jetzt muss ich ins Bett ;-)
Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...
Sonntag, 14. April 2013
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