Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Samstag, 26. Mai 2018

Besuch an der MS 14- "meiner ersten Schule"

Vor dem Finale Jdi, das erst um 14.00 Uhr begann, hatte ich also einen Vormittag lang Zeit. Da sich die Staulawine morgens in Richtung Stadt bewegt, war ich ziemlich sicher, dass ich gut nach "Kurinjuvka"/ Obolon kommen würde. Dem war auch so. Ich brauchte nur 20 min auf der vertrauten Trasse und hatte daher ein bisschen Zeit für eine kleine Exkursion in mein ehemaliges Lebensumfeld.

Dort hat sich freilich einiges verändert. An die Stelle der alten verfallenen Gärtnerei aus Sowjetzeiten (?) ist eine hypermoderne Wohnscheibe mit Einkaufseinrichtungen, Restaurants usw. getreten. (Bild oben) Sie haben sogar extra für die Bewohner der Nobel- Anlage einen "Stadtpark" angelegt. (Bild zwei) Leider stimmt das Wort "extra" im Wortsinne. Er ist exklusiv für die dortigen Bewohner und schließt also die anderen Einwohner der Gegend vom Erholungsareal aus. Die kleinen Unterschiede wieder einmal...

Wer kein Geld hat, für den ändert sich auch nichts. Gut zu sehen am Eingang zu "meinem Block". (Bild drei) Sogar die "47a" stand noch mit Kreide an der Tür! Ok, die "Inschrift" ist sicher mal erneuert worden, aber mir kam es so vor, als wäre ich erst gestern aus aus dem klapprigen Fahrstuhl kommend aus dieser Tür getreten. Merkwürdiges deja vue! Nur die "Konsierschka" ist nicht mehr da. Die Wache scheint leer und nicht mehr in Benutzung.

Auch die Straße unterhalb des Blocks mit Blick zu Lipins ist noch dieselbe. (Bild vier) Mir schienen sogar die Schlaglöcher noch an derselben Stelle wie immer zu sein. ;-)   

Dann kaufte ich für "mein Kollektiv" Cognak, Wodka, Pralinen, Kaffee, Nüsse und Saft - damit alles wie immer ist - und ging meinen vertrauten Schulweg. Ich passierte den Zaun an der Stelle, wo er (seit wie vielen Jahren nun schon?) eingerissen ist und sah Natascha Lipina und die junge Natascha, die mal meine Schülerin war, am Eingang auf mich warten. Dort gibt es eine neue Sicherheitsschleuse. Sonst alles wie immer. Auch die Bilder, die Schriften, alles... Natascha heulte wie ein Schlosshund vor Rührung und innerer Ergriffenheit- auch wie immer. ;-) 
Nach einem kleinen Schulrundgang - ja, ich sah "meinen" ehemaligen Klassenraum wieder (Bild fünf) und begrüßte die Musik- und die Werklehrerin, die Chemie- Lehrerin, Tolja Gaman und was weiß ich wen noch, wurde ich ins Kabinett und dann in den angrenzenden Deutsch- Raum geführt. Alles wie immer! Da saß "mein Kollektiv", hatte Kaffee und Kuchen auf dem auch sonst reich gedeckten Tisch, Ljudmila hatte Wareniki gebacken - nichts fehlte. Und die Begrüßung war herzlich mit viel russisch/ ukrainischer Tränenseligkeit. (Letztes Bild) Nur eine Kollegin und die junge Direktorin (auch Deutschlehrerin) sind neu. Sonst ist die ganze "alte Garde" noch da. Wie alt mögen Larissa und Ljudmila jetzt sein? Sicher bleiben sie wegen der knappen Rente. Andererseits: Larissas Knabe hat die Schule gerade verlassen. O weh...

Ich blieb eine gute Stunde und wir schwatzten "wie früher". Man kann es nicht oft genug wiederholen: ALLES war wie früher. Ist das nun gut? Einerseits ja. Man fühlt sich "zu Hause". Aber andererseits bedeutet es auch, dass die Zeit in der Ukraine gleichzeitig rast und stillsteht. Keine gute Kombination.

Leider hat mein Fotoapparat an der entscheidenden Stelle versagt. Die Schule hat jetzt ein Kabinett als Schulmuseum eingerichtet. Da hängen Tafeln mit Bildern von Hruschewski (Namensgeber), den Helden aus dem zweiten Weltkrieg und den Gefallenen im Gebiet des ATO, und es gibt auch eine Tafel zum DSD und den Kontakten nach Deutschland. Hans- Peter und Brigitte aus Pinneberg sind mit kleinen Bildern vertreten, Frau Mandegi - meine Nachfolgerin - fehlt ganz, aber ICH prange mit einem großen Porträt in der Mitte. Wie einst Josef Wissarionowitsch... Und so bleibt auch dieser Eindruck gespalten wie viele Erlebnisse aus damaliger Zeit. Wie dem auch sei: Die Herzlichkeit der Menschen ist trotzdem echt. Sie lieben mich (immer noch). Was kann man nach so vielen Jahren Schöneres erfahren?



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