Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Donnerstag, 27. Oktober 2016

Heiligenstadt

Doch, ich war zwischendurch auf der Rückfahrt noch bei Tomasz in Kamen zu Besuch, aber gerade bekomme ich die Bilder nicht runter vom Handy. Dabei ist das pflegeleichteste Baby der Welt schon sehenswert. Pflegeleicht? Schreit nicht, quengelt nicht, sitzt und spielt, sitzt im Wagen und schaut, geht um 21.00 Uhr schlafen und wacht um 08.00 Uhr wieder auf. Dabei ist das Wunder erst 7 Monate alt gewesen! Aber, leider sind keine Bilder da...

Auf der Rückfahrt suchte ich was zu essen und da bot sich am 22. 09. ein Abstecher nach Heiligenstadt geradezu an. Ich war das letzte Mal 1980 als Grenzpionier in Heiligenstadt, wo irgendwelche Materiallager waren. Daher musste ich mit meinem LKW der Marke "Ural" öfters durch die kleinen Gassen. Und ein paar Mal gab es auch Ausgang. Allerdings erkannte ich die Stadt nicht wirklich wieder. Viel los war ohnehin nicht auf der Hauptstraße. (Bild oben) Dafür gefielen mir die Fachwerkhäuschen. (Bild zwei) Total verdrängt hatte ich, dass Tilmann Riemenschneider von hier stammt. Naher der Mühle soll er geboren sein. (Bild drei) Wieder was aufgefrischt!

Offene Kneipen suchte ich fast vergeblich und als ich kurz vor 14.00 Uhr in das "Haus des Handwerks" einkehrte, wurde für mich eine Ausnahme gemacht und ich bekam noch was zu essen. Das war freundlich, kennzeichnet aber eine Situation. Arbeit gibt es wohl nur noch wenig und Touristen kommen auch nur wenige in die Stadt. Da ist kein Geld, das man in Kneipen tragen könnte. Zu DDR- Zeiten war das anders. Die Kneipen waren voll und die Grenzer fanden kaum freie Plätze, zumal man uns nicht eben freundlich ansah. Schließlich stopften wir die letzten "Löcher", durch die bis in die 70er Jahre Leute doch ab und an "rüber" und wieder zurück (!) kamen. Ich habe die Zeit in äußerst unguter Erinnerung.

Vielleicht war ich damals in Heiligenstadt, als man mich aus Geismar im geschlossenen Wagen evakuieren musste, weil die örtliche Bevölkerung sich nach dem Kirchgang vor der Kaserne versammelte. Am Vorderrad meines Ural zerschellte damals ein Trabbi. Zwar konnte ich den Fahrer noch lebend bis ins Krankenhaus bringen, aber dort verstarb der Vater zweier Kinder und Leiter der Konsum- Filiale an inneren Blutungen. Ich konnte nichts dafür, wurde später nach kurzer Verhandlung frei gesprochen, und doch... Warum mussten wir durch die engen Straßen kurven und Dinge tun, deren Sinnhaftigkeit nicht erst heute in Frage stand. Ich fand es schon damals beschämend, dass wir "unser Volk" einsperren mussten, statt das Land so attraktiv zu gestalten, dass die Leute freiwillig geblieben wären. Aber das ging halt nicht.

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