Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Freitag, 28. Oktober 2016

Wroclaw- Breslau

Ein Ausflug nach Wroclaw ist für mich immer etwas Besonderes, weil mich "Breslau" als Geburts- und Sehnsuchtsort meiner Oma mütterlicherseits seit meiner Kindheit verfolgt. Die Oma hat ihren Heimatort seit irgendeiner Zeit vor 1945 nicht mehr wiedergesehen, aber immer davon geschwärmt. Ihre Welt, das waren Bunzlauer Keramik, Riesengebirge (das sie von Schulausflügen kannte) und eben Breslau mit seinen Straßenbahnen und Plätzen. Die Tochter eines Straßenpflasterers hatte kaum viel von der "mondänen Welt" und doch war es ihre glückliche Zeit, weil danach die "Stellung" auf dem Land kam, die sie hasste wie die Pest. Nie konnte die Frau eines Schäfers verstehen, was Bücher lesen bedeutet und warum man damit Geld verdienen kann, aber egal wie: Alles war besser als "in Stellung sein", Man kann sich Einiges überlegen, was da passiert sein könnte...

Wir kamen bei miesem (Bild unten), aber besserem Wetter als in Jelenia Gora in Wroclaw an (Hinweis für B. Hocke: Ich bin zu faul, immer auf die polnischen Zeichensätze umzustellen, obwohl ich weiß, dass das schofel ist! ;-) ) und erlebten wieder einmal diese atemberaubende Stadt. (Klosterinsel Bild oben und Bild zwei) Wenn man weiß, wie die "Festung Breslau" nach dem letzten großen Krieg aussah, kann ermessen, was die Polen geleistet haben, um diese Stadt in durchaus historischer Gestalt in Besitz zu nehmen, Wirklich, sie haben sich diesen Besitz "erworben", auch wenn manch ewig Gestriger das anders sehen will. Was macht es da, dass Schiller nicht mehr vor der Kornschen Verlagsbuchhandlung steht? Immerhin gibt es sein Denkmal wieder, wenn auch im Park...

Aber am schönsten bleibt neben dem Marktplatz (kein Bild- hat alle Uta gemacht, die zum ersten Mal in Wroclaw war!) doch die Insel. In dem gut restaurierten Kirchenbezirk (Bild drei) ahnt man etwas von dem Reichtum und der Macht der schlesischen Metropole. Schade, dass dieser Teil auch deutscher Geschichte nicht mehr "uns" gehört. Aber was sollen die Polen sagen, die unter Stalin aus Lwow (Lemberg) vertrieben und hierher "verschoben" wurden? Gott sei Dank hat der Idiot im Kreml wenigstens die Ossolinski- Bibliothek (ich sah das Gebäude in Lviv) mit den polnischen Rara nicht vernichtet, sondern auch "verschoben". Und so gönnen wir den Polen die Verwaltung nicht des Gebietes, das heute Polen ist, sondern die unserer gemeinsamen Geschichte. Von Leipzig ist man in drei Stunden da. Was braucht man mehr?



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