Das Wetter spielte mit. Strahlender Sonnenschein und 12 Grad- es fühlte sich wärmer an. Beste Voraussetzungen also für einen Ausflug mit den Kolleginnen. Ich hatte mir Orheiul Vechi gewünscht, weil die Internetfotos interessant aussahen und ich dort noch nicht war. Die Kolleginnen fanden es gut, weil sie a) gerne da sind und es b) ein gutes Restaurant gäbe. Also sind wir um 10.00 Uhr los...
Was die Kolleginnen besonders genossen, war, mal ohne Kinder zu reisen. Sonst sind sie natürlich immer mit Schulklassen bzw. mit Schülerdelegationen aus Deutschland hier. Ich fand das auch ok, denn mitten in der Woche und jenseits der Sommerferien war es ruhig und leer in Moldawiens vielleicht populärstem Ausflugsziel.
Zuerst besichtigten wir Kavernen in dem Bogen des Raut, der hier zum Dnistr/ Nistru fließt. (Bild oben) Aliona meinte, da gäbe es Einsiedler- Höhlen, aber das ist Legende. Was man sieht, sind eindeutig Überbleibsel industrieller Steinblockgewinnung. Vielleicht ist man damals auf archäologische Reste gestoßen, aber davon ist nichts mehr übrig. Trotzdem eindrucksvoll, zumal ich zum ersten Mal in dem Muschelkalksandstein nicht nur Abdrücke, sondern wirkliche Muscheln mit bloßem Auge sah. Man kann sich vorstellen, welchen Eindruck das auf Menschen früherer Generationen machte, die von Erdgeschichte keine Ahnung hatten. So also sah die Sintflut aus! ;-)
Dann sind wir zu einem Kloster hoch über dem tief eingeschnittenen Flusstal gewandert. Kloster und Kirche sind aus dem 19. oder gar 20. Jahrhundert, also nichts Besonderes. Aber etwas unterhalb befindet sich ein wirkliches Höhlenkloster, dessen Altarraum man ebenso besichtigen kann wie die in den Stein geschlagenen ehemaligen Mönchszellen. Ein Austritt zum Fluss hin bietet einen grandiosen Ausblick. (Bild zwei - die Tür) Natürlich ist alles nicht TÜV- gerecht und ich fragte mich, wann wohl der oder die erste ein Selfie machende Person beim Rückschritt die Felsen hinab in den Fluss stürzt. Ist aber noch nicht passiert, wie der diensthabende Mönch zu berichten wusste.
Dann sind wir ins Dorf abgestiegen, wo es wirklich noch "echte" moldauische Dorfhäuser zu sehen gibt. (Bild drei) Neben einem, das nun Museum ist, kann man auch ein typisches "Altenteil" besichtigen. (Bild vier) Ich fand, das muss im Winter kalt gewesen sein- trotz Ofen!
Auch die Dorfstraße (Bild fünf) ist nicht eben typisch, weil die Zeit hier stehen geblieben scheint. Keine Gasleitungen, Wasser aus dem Ziehbrunnen usw. So "mittelalterlich" sieht es nicht mehr überall aus. Dafür ist die alte Dorfstruktur als quasi Straßendorf noch gut erkennbar. Das sieht einfach schöner aus, als die zusammengewürfelten und regellosen Häuserhaufen, die man hier sonst "Dorf" nennt.
Auch kann man den alten Bauern einen wachen Sinn für Proportionen und Schönheit nicht absprechen. Es gab im Dorf viele Häuser wie das in Bild sechs gezeigte. Viele davon älter, also kleiner, ähnlich dem Museum, aber bewohnt. Alle waren sorgfältig in hellblau, grün oder weiß getüncht und boten eine romantischen Anblick. Allerdings auch so romantisch, dass man da nicht wirklich wohnen möchte.
Das Essen war übrigens rustikal, aber preiswert und sehr lecker! Dafür habe ich mich von den Kolleginnen gern einladen lassen, die dieses Mal unbedingt für mich zahlen wollten und denen der Ausflug sichtlich gut getan hat. Ein schöner Tag.