Kathrin (Bild oben) ist die neue DAAD- Sprachassistentin hier in Chisinau und ich durfte sie Anfang September kennenlernen, weil sie ein paar Fragen zu den Formalie der Anmeldung usw. hatte. Mein Angebot, mich auf Reisen zu begleiten, nahm sie an und das ist ein Glück für mich, weil ich so auch motiviert bin, meinen Ar...ch zu heben. Und so vereinbarten wir eine Ausfahrt in die Nähe.
Was gibt es in der Nähe? Ich wollte nicht schon wieder nach Cricova oder Mimi, nicht schon wieder in den Keller oder auf das Weingut. Also Bendery in Transnistrien, was das alte "Bender" ist und mich schon aus historischen und literaturwissenschaftlichen Gründen interessierte. Außerdem war es spannend herauszufinden, wie das altsowjetische Transnistrien uns empfangen würde.
Zunächst allerdings gab es eine unangenehme Überraschung mit moldawischen Polizisten, die mich für das Nichtvorhandensein einer Vignette ab dem Februar 2021 (dass ich z.B. im Sommer 3 Monate gar nicht hier war, interessiert nicht) mit mehr als 500 Euro zur Kasse bitten wollten. Ich hab's dann mit "ukrainischem Know How" auf 50 Euro in die private Tasche runtergehandelt und abends zähneknirschend für ein halbes Jahr ganz legal 180 Euro bezahlt. Ganz schön happig vor allem dann, wenn man den Zustand der Straßen kennt, die so teuer sind...
Wider erwarten, das Internet berichtet gar Gräuliches, war der "Grenzübertritt" dann angenehm und problemlos. Wegen Ersteinreise mussten wir zwar 15 min auf die transnistrische Vignette warten, aber das war schon alles. Ansonsten nettes Personal. Alles sehr zuvorkommend. Freilich neben eingegrabenen Panzern und Maschinengewehrnestern. ;-)
In Bender (drittes Bild) haben weiland Karl XII. von Schweden und Mazeppa nach der verlorenen Schlacht bei Poltawa "Asyl" bei den Osmanen gefunden. Dann wurde die Feste ein Brennpunkt im Russisch- Osmanischen- Krieg. Naja, wegen fehlender Heldentaten hat auch der zaristische Fourage- Offizier von Münchhausen dortselbst eine seiner heute fake news zu nennenden Lügengeschichten spielen lassen. Deswegen sitzen wir beide auf der Kugel, auf der er angeblich über die Festungsmauern "geritten" ist. (Bild zwei)
Ansonsten, was soll man sagen? In Bendery lebt die Erinnerung an Wladimir Iljitsch (Bild 4) und die Opfer/ Heldentaten der Jahre 1918/ 1941-44 und 1992 werden in einem Eisenbahnzugmuseum gewürdigt. (Bild 5) Auch sonst lebt die Moldauische Sozialistische Sowjetrepublik in ihren Symbolen in Transnistrien weiter. (Bild 6 - Das alte Wappen)
Davon ab ist die Stadt eigentlich recht hübsch und man arbeitet mächtig an der Verschönerung, legt neue Fußgängerwege usw. Auch gibt es viele schöne Parks. Das Stadtbild wirkt relativ harmonisch, weil Neubauten im westlichen Stil im Wesentlichen fehlen. Wir fanden auch das vielleicht einzige standesgemäße Restaurant (außer dem Touristenschuppen an der Burg) im Zentrum und waren zufrieden. Wirklich: Das war das beste Schweinemedaillon meines Lebens! Liegt es am glücklichen Schwein, oder hat der Koch ein Geheimrezept? Wie dem auch sei. Mit ca. 15 Euro für zwei Personen waren wir auch gut bedient! Ein schöner Tag!
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