Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Freitag, 11. September 2015

Rundale und Bauskas

Naja, wer bei Frau Prof. Chr. Träger "zur Schule" gegangen ist kennt sich mit den Birons aus, und so mussten wir natürlich Rundale sehen, das Schloss, das einst Anna Iwanowna für ihren Favoriten, den Herzog von Kurland, bauen ließ. Architekt eben jener Rastrelli, von dem so viele Bauten in Russland und der Ukraine sind. Ich sah schon das Winterpalais in weiland Leningrad und später den Marienpalast und die Andreas- Kirche in Kiew. Nun also das monströse Rundale. Es ragt etwas kahl aus einer reizlosen lettischen Landschaft, die zu verschönern ein Kanal und ein Barock- Garten angelegt wurden. Dabei hätte nur ein englischer Park, hätten nur hohe Bäume den Eindruck des Monumental- Wuchtigen und Deplazierten mindern können! Rokkoko? Da ist nichts Leichtes, nichts Verspieltes, nur endlose Fensterreihen. (Bild oben) "Versailles des Ostens" mag insofern stimmen, als es nichts Vergleichbares in der Region gibt. Aber "schön" oder "hübsch" ist anders. "Interessant"- das mag stimmen. Das Wetter war regnerisch und wir hatten keine Lust, inmitten diverser Reisegruppen das Interieur zu besichtigen.

Ich kam dennoch auf meine Kosten. Auf dem Weg nach Rundale sahen wir eine Burg, die auf dem Rückweg zu besichtigen wir uns vorgenommen hatten. Bauskas. Bauskas? Im 15. Jh. von den Deutschordensrittern errichtet, war es danach Residenz der kurländischen Herzöge. Und ich hatte noch nie was davon gehört! Schande. Die Renaissance- Anlage mit der Ruine des Ordensschlosses (zweites Bild) ist gut erhalten, liegt in einer hügelig- waldigen Umgebung am Zusammenfluss zweier Flüsse (u.a. Memel) Ich stand in einem der vielen Räume und hörte eine gute halbe Stunde den Proben zu einer Aufführung mittelalterlicher Musik zu. Das passte großartig, denn draußen rann der Regen in Strömen vom Himmel... An Interieur ist in der im nordischen Krieg verwüsteten Anlage nicht mehr viel zu sehen; dennoch gibt es schöne Öfen, Fußböden, Balkendecken usw. Neben den Wappenstühlen des herzoglichen Paars fielen die
wappengeschmückten Fenster (Bild unten) auf, da sie u.a. auch das Wappen Mecklenburgs zeigten. Da gab es also dynastische Verbindungen.

Von der Fahrt nach Riga ist nur zu berichten, dass einem die niedrigen Nadelholzwälder irgendwann auf den Keks gehen. Das Land ist platt und ohne Seen oder Flüsse. Langweilig. Allerdings fiel gleich nach der Grenze auf, dass Dörfer jetzt wieder aus einem Haufen Häuser mit einer Kirche in der Mitte bestehen und sowohl die Straßenränder als auch die Häuser und Gärten fein gehäckelt und geputzt daher kommen. Das Land sieht aufgeräumter aus als Litauen und man sieht, dass mehr Geld im Umlauf ist. Aber eine urbane Landschaft ist es nun wirklich nicht. Da wundert man sich mehr noch als im Falle von Litauen, wo ich das annahm, wie einsam und trotzdem raumgreifend plötzlich die Riesenstadt Riga aus der Wüstung auftaucht. Wir bezogen unser hübsches kleines Hotel der Altstadt genau gegenüber (Bild unten- Blick aus dem Fenster) und erfreuten uns trotz des regnerischen Wetters am Panorama der großen alten Hansestadt. Lübeck und Rostock lassen grüßen. Ich fühlte mich gleich wie zu Hause. ;-)


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