Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Mittwoch, 2. September 2015

Trakai und die Karaimen

Wiewohl schwach am Fleische erreichten wir nach ein paar Stunden Fahrt das litauische Trakai. Hinter der polnischen Grenze änderte sich das Landesbild schlagartig. Während in den Masuren ordentlich was los ist und an jedem noch so kleinen See Boote liegen, Zelte stehen und Hotels einladen, erschien Litauen auf den ersten Blick wie ukrainische Landschaft auf dem Weg nach Kiew: Ziemlich leer, vereinzelt stehende Häuschen, die Straßen nicht so gut in Schuss (aber doch würden sich die Ukrainer freuen, wenn sie solche hätten!) und es fehlten auch nicht die aufgelassenen und langsam verrottenden Kolchos- Stallungen. Die Straßenränder waren "naturbelassen". Irgendwie postsowjetisch und auch im Vergleich mit Lettland und Estland erschien Litauen bis zum Schluss als das noch "sowjetischste" der drei Ex- Sowjetrepubliken. Auf den Straßen bewegt sich sichtbar Europas automobiler Schrott. Ich dachte, sie würden die bei uns gekauften Altfahrzeuge aufmöbeln und weiter verkaufen; offensichtlich bleiben aber viele der Altwagen im Land und kurven dort etwas abenteuerlich über die autobahnähnlichen Straßen, auf denen man nichts desto trotz wenden konnte, auf denen Radfahrer und Traktoren fuhren und Busse Haltestellen hatten. Hm...   Aber das ist nur ein Eindruck und am Ende nicht so wichtig. Es zeigt nur, dass das europäische Reichtumsversprechen noch nicht wahr geworden ist.

Trakai als touristisches Ziel ist natürlich lohnenswert. Die Burg liegt auf einer Insel (Bild oben und Bild zwei) und ist die zweite ihrer Art. Ziemlich genau gegenüber sieht man auch die Reste der ersten von den litauischen Großfürsten gebauten Burgen. Sie dienten gegen "unsere Jungs", d.h. gegen die Kreuzritter, die damals Litauens Nachbarn waren. Mit der Rekonstruktion der Burg, die sich heute wesentlich als Nachbau präsentiert, ist zu Zeiten der ersten litauischen Republik begonnen worden. Nationaldenkmal. Viel zu sehen gibt es daher nicht. Aber beeindruckend ist es schon. Mich interessierte aber mehr der Hinweis, es gäbe im Ort Trakai noch immer Karaimen, mir als "Karäer" von der Krim her bekannt. Und wirklich fanden wir das Museum. (Bild unten) Die Wohnhäuser (vorletztes Bild) sollen typisch sein. Ja, so was könnte irgendwo bei Ismail auch stehen. ;-) Trotzdem sieht man hier wohl eine Verfallsgeschichte, denn im Mittelalter gab es hier eine ummauerte wehrhafte Stadt, von der nicht viel mehr übrig ist. Wir verließen Trakai in Richtung Vilnius, wo wir unser Hotel bezogen. Mir wurde nicht besser. Im Magen war es flau und der Körper blieb matt.      



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