Schon am Abend war uns klar geworden, dass Strasbourg nicht Reims ist und dass wir darauf verzichten würden, ins "Umland" zu fahren. Dafür bietet die Stadt einfach zuviel. Ohnehin war klar, dass dieser Tag zunächst dem Münster gehören muss. Und also begaben wir uns um 10.00 Uhr zum Münster, wo wir von einer Schlange ähnlich der früheren vor dem Lenin- Mausoleum empfangen wurden. Das kann ja dauern! Aber es war keine Schlange vor einer Kasse, sondern eine vor der Eingangskontrolle. Wir mussten die Taschen öffnen, mehr nicht. So ging es schnell. Das Münster selbst beeindruckt weniger durch den Bau, als vielmehr durch den Figurenschmuck. Klar, es ist schlanker als die bisher gesehenen Kathedralen, aber das kannten wir schon von Ulm, vom Kölner Dom usw. Aber der Reichtum an individuell gestalteten Figuren ist wirklich beeindruckend!
Beeindruckend auch das Interieur. Die Rosetten und sämtliche (!) Fenster sind mit Buntglas (Bild oben) geschmückt oder zeigten biblische Szenen, Heiligenlegenden usw. Für mich war besonders die astronomische Uhr interessant, da wohl jede Hansekirche eine solche hatte, ich bisher aber nur die Überreste des Mechanismus gesehen hatte. Die in Strasbourg ist gut restauriert und voll funktionstüchtig! (Bild zwei) Allerdings hatten wir einige Probleme, uns auf der "Weltkarte" unter den Zeigern zurecht zu finden. (Bild drei) Eine Welt vor der Mercatorschen Projektioskonvention ist schon etwas merkwürdig anzuschauen.
Dann trollten wir uns in die Stadt und durchquerten sie im Wortsinne, also kreuz und quer und ganz bis zum Ende des Inselfelds. Wir fanden lauschige Plätze, nette Hinterhöfe, belebte Straßen und heimelige Gassen. (Bild fünf) Lustig die Symbiose deutsch- französischer Märchenkultur á la Gebrüder Grimm. (Bild vier) ;-) Auch sonst war das Deutsche nicht so weit aus der Stadt verschwunden, wie der Reiseführer gewarnt hatte. Wir fanden überall Bedienungen oder Ladeninhaber, die uns auf Deutsch ansprachen. Wieder kam ich nicht dazu, mein mühsam mit babbel aufgefrischtes Französisch anzuwenden. Einzig am Abend, den wir wieder auf "unserem Freisitz" verbrachten, gelang ein Gespräch mit dem Kellner, der lachend gestand, in der Schule Deutsch gelernt und es früher auch gesprochen zu haben, aber nie wirklich mit "der, die,das" klar gekommen zu sein. So stand ich wenigstens meinem Weibe gegenüber nicht ganz als Nichtskönner da. ;-)
Was ist ansonsten noch erwähnenswert? Je weiter man sich dem Ende der Altstadt nähert und dann besonders jenseits der Wasserläufe, findet man natürlich neben preußischem "Amtsbarock" (Bild sechs) auch modernere Bauten aus dem Ende des 19. oder Anfang des 20. Jahrhunderts. Aber irgendwie passen die alle (wie die jüdische Familie auf Bild sieben) noch ins Ambiente einer alten Stadt. Am Rande wird die Stadt auch grüner und hat Parks, z.B. vor dem ausgedehnten Universitätsviertel.
Großzügig sind die Bauten aus der Zwischenkriegszeit (Bild unten) im Viertel vor dem Bahnhof, wo sich auch unser Hotel befand. Die modernen Straßenbahnen bilden hier einen schönen Kontrast zum Altertum. Sie verkehren rings um die alte City, ohne das Zentrum zu stören.
Der Abend war wieder entspannend, faul und der Abschluss eines angestrengten Müßiggangs. ;-) Schade, dass wir nur zwei Tage für Strasbourg geplant hatten. Man hätte es ohne Probleme länger dort aushalten können! Aber schlimm ist das auch nicht. Man kann ja wiederkommen und wir kommen sicher wieder. Beispielsweise haben wir ja das Europa- Parlament und die ganze moderne City bewusst ausgelassen, um den Eindruck, den das Alte machte, nicht zu zerstören. Das andere kann man nachholen. Aber was mich besonders reizt: Das Äußere der Stadt kennt man jetzt. Man muss nicht mehr alles erkunden. Beim nächsten Mal kann man also fauler sein, einfach genießen und hier und da auf Details achten, die jetzt vielleicht unbemerkt blieben. Hauptsache es ist wieder so ein tolles Wetter zum Draußensitzen und Wein genießen! :-)
Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...
Donnerstag, 19. September 2019
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