Kirstin war da, wie nun schon fast jedes Jahr, weil sie am Montag von Leipzig aus nach Russland zu ihrem Mann fliegen wollte. "Wie immer" suchten wir nach Ausflugszielen, die uns alle interessieren könnten, und die Wahl fiel auf Torgau. Allerdings wollten wir auch Schloss Trebsen besuchen, weil uns schon immer die Reklame auf der Autobahn aufgefallen war, wir aber mit Trebsen nichts verbanden. Und es hat sich gelohnt. Das heutige Schloss ist ein zweiflügliger Renaissance- Bau direkt an der Mulde, der auf älteren Unterbauten errichtet wurde bzw. diese in die damals neue Architektur integrierte. Dahinter erstreckt sich ein ziemlich großer Landschaftspark. (Bild oben)
Beeindruckend übrigens das Kultur- Angebot, das von der Schlossgaststätte auf die Beine gestellt wird. Der Besitzer soll selbst Musiker und Liedermacher sein und sorgt so sicher auch für das Überleben des ansonsten doch etwas abgelegenen Restaurants.
Nicht geplant war der Besuch auf Schloss Hubertusburg, das ziemlich "gleich um die Ecke" liegt. (Bild zwei) Dem großen Namen (der Hubertusburger Frieden beendete 1763 den Siebenjährigen Krieg) entspricht die Größe des ansonsten eher vergessenen Jagdschlosses der sächsischen Könige. Was für ein Areal! Jagdschloss? Na ja, es ist jedenfalls größer als das Schloss der rumänischen Könige. Was macht man mit so einem Ding abseits der großen Straßen und am Rande einer kleinen Gemeinde? Man lagert die Restaurationsabteilung des sächsischen Staatsarchivs dort ein und veranstaltet ansonsten Schlossführungen durch die barocke Kirche und ein paar museal eingerichtete Räume.
Interessant, dass schon das ältere Jagdschloss im Renaissancestil nicht eben klein zu nennen ist. (Bild drei) Heute befindet sich die Gemeindeverwaltung in den Räumlichkeiten. Davon ab haben wir im nahe gelegenen Landgasthof preiswert und gut gegessen.
Renaissance- Architektur erwatete uns auch in Torgau- aber das wussten wir von früheren Besuchen. Nur Kirstin war wohl noch nicht da gewesen. Das restaurierte Schloss mal ohne Gerüste in seiner alten Pracht bewundern zu können, hatte jedoch den Reiz des Neuen. Ohne Gerüste sah ich es noch nie! (Bild vier) Torgau hat das sicher nicht verdient, teilt aber die Atmosphäre so vieler sehenswerter sächsischer Klein- und Mittelstädte. Trotz großer Geschichte und vorbildlicher Restaurierung ist heute nichts mehr los. Die Straßen und Gassen leer. Jugendleben? Sichtbar nicht mehr vorhanden, auch wenn im Schlosshof für ein großes Konzert am Abend aufgebaut wurde. Man bemüht sich also, aber trotzdem wirkte die Stadt so verschlafen wie Grimma oder Altenburg, Pirna oder Döbeln. Schade.
Auf der Rückfahrt wünschte ich mir einen Abstecher nach Belgern, das ebenfalls seit Jahren durch das Autobahnhinweisschild "Historische Altstadt Belgern" mein Interesse geweckt hat. Auch Belgern ist eine kleine historische Ackerbürger- Stadt mit einem großen Marktplatz (Bild fünf), einem Rathaus mit riesigem Roland (!) (Bild unten), einer Klosterruine und der Elbfähre, die - wenigstens am Sonntag - nicht viel Verkehr zu befördern hat. Außer uns war niemand in den Straßen. Nur in einem Café am Markt saßen ein paar Leute. Deutschland an einem Sommer- Sonntag: Totenruhe! Öffentliches Leben? Weitgehend Fehlanzeige. Liegt es nur am Geld? Oder haben die Leute kein Interesse mehr am "Nächsten" und am Austausch mit Ihresgleichen? Jedenfalls ist es nicht gut. Es sieht aus wie ein Sterben auf Raten. Dabei können doch nicht alle Menschen in ein paar Metropolen leben!
Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...
Mittwoch, 26. September 2018
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen