Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Sonntag, 16. September 2018

Urlaub- Sibiu am 11.07.2018

Auf dem Weg von Alba Iulia nach Sibiu zurück lag eine vom Reiseführer besonders erwähnte Bauernburg und weil es die erste Chance war, so etwas zu sehen (ok, ich hatte im vergangenen Jahr von Mediasch aus Alma Vii besucht), machten wir den Abstecher in ein kleines Dorf, an dessen Rand die Burg lag. (Bild oben) Fuchs weiß, wie die Burg heißt. (Uta weiß es bestimmt, die hat sich Notizen gemacht und außerdem den Baedeker bedient) Aber sie war wirklich beeindruckend und überdies ziemlich romantisch. (Bild drei).

Im Inneren des Wehrturms fand sich eine kleine Ausstellung mit Alltagsgegenständen. Nichts Besonderes, aber liebevoll gemacht. Die Instandhaltung zahlt eine deutsche Stiftung, wie am Eingang zu lesen steht; gebaut haben die Burg Siebenbürger Sachsen. Gut, jetzt wird sie gepflegt und verwaltet von rumänischen Behörden, das stimmt schon. Aber dass eine riesige rumänische Flagge - wie übrigens in ALLEN anderen Baudenkmälern dieser Art, so aufdringlich die Vereinnahmung in das Rumänisch- Sein der Region verkünden muss, fand ich dann doch etwas übertrieben. (Bild zwei) Komplexe? Manchmal kommt es einem so vor...

Zurück in Sibiu erkundeten wir die Stadt systematisch. Der erste Boulevard, auf den wir vom Hotel aus stießen, zeigte schon Pracht und Schönheit der alten und die Belebtheit der neu restaurierten "Hauptstadt Siebenbürgens". (Bild vier) Die Fläche der Altstadt ist beeindruckend, umfasst mehrere Plätze, unzählige Kirchen, Stadttürme und Stadtmauerfragmente, Kulturbauten, Klöster usw. Da nimmt es nicht Wunder, dass trotz des großen Aufwands, der aus Anlass des Kulturhauptstadtjahres getrieben wurde, noch nicht alles fachgerecht restauriert ist. Abseits der zentralen Plätze und Straßen finden sich Gassen voll der Patina vergangener Jahrhunderte. Sie haben mir beinahe besser gefallen, als die sanierten Teile, obwohl das bloß ein romantisches Gefühl desjenigen ist, der dort nicht wohnen muss. (Bild fünf) Trotzdem kam mir Sibiu/ Herrmannstadt eben dort nahe.

Die Altstadt gliedert sich in Ober- und Unterstadt und die "Lügenbrücke" ist ein Teil der Verbindung. (Bild sechs) Die Brücke führt auf einen prächtigen Renaissance- Platz (Bild sieben), auf dem ein Bauwerk ähnlich den Krakauer Tuchhallen steht. Irgendwie stimmt es schon: Das Glück des heutigen Touristen ist, dass Sibiu plötzlich seine Bedeutung verlor und so - wie in Deutschland die kleinen Hanse- Städte - "eingeschlafen" ist. Vor allem ist die Industriealisierung im Wesentlichen an der Stadt vorbei gegangen und da auch der "rumänische Decebal" offensichtlich wenig Lust verspürte, den Deutschen dort wieder auf die Beine zu helfen, blieb die Stadt eine vor Jahren sicher verfallene, aber eben doch eine Perle.

Nun kann man das alles restaurieren und da die neuen Bewohner die Stadt mit Leben füllen, ist es dort sehr angenehm. Es wäre interessant zu wissen, wie man mit dem Massenexodus der Sachsen nach 1990 umgegangen ist, wie die Eigentumsfragen gelöst wurden und welche Anstrengungen man unternehmen musste, den Weggang so vieler städtischer Beamter, Handwerker usw. zu kompensieren. Am liebsten hätte ich die Frau im Souvenirladen gefragt, die uns mit selbstbewusstem Deutsch bediente und auf die Frage, warum sie noch da sei, und alle anderen weg, nur vage was mit "Heimat" antwortete. Aber was heißt schon vage? Heimat ist Heimat und wenn sie so lebenswert und schön ist, stellt sich die Frage halt nicht so, wie im Falle der Auswanderung aus sozialistischen Blockwüsten.

Der zentrale Marktplatz mit Rathaus ist übrigens wirklich groß und prächtig und es finden sich diverse Stadtpaläste (Letztes Bild). Trotzdem suchten wir uns Kneipen in den Nebenstraßen und fuhren gut. Alles lecker und gut. Sibiu ist allemal eine Reise wert! Ich werde sicher noch ein paar Mal dorthin fahren.   





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