Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Montag, 18. Oktober 2010

Herbst

Melancholische Jahreszeit, in der man nicht gern allein ist. Wer es nämlich ist, fühlt sich schneller einsam als sonst. Mag sein, die galizische Landschaft mit den oft beschriebenen endlosen und menschenleeren Weiten trägt mit dazu bei. Man kommt sich klein und den Himmeln ausgeliefert vor. Wie eine Metapher steht dafür die schnurgerade Landstraße nach Kiew, jenem Ort, wo Schicksale entschieden werden. Dort liegt jedenfalls mein Reisepass und liegt und liegt. Erst hieß es, die ukrainische Seite sei sich nicht im Klaren über den Typ Visum, den wir nun erhalten sollen; jetzt ist klar, es geht überhaupt um unsere Akkreditierung. Die neue Regierung unter Janukowitsch scheint ausländische Hilfe im Bildungssektor, zumindest wenn sie denn aus dem Westen kommt, wirklich nicht gerne zu sehen, Nach all dem Hickhack um unsere Arbeitsgenehmigungen nun das. Ohne den diplomatischen Status wird es wieder schwerer, ungeschoren an den Wegelagerern der Miliz vorbei zu kommen, steht man wieder wie ein Nichts vor den allgewaltigen Beamten der Arbeitsämter und Bildungsverwaltungen. Ohnehin wäre es gut, als Ausländer wenigstens das ihn als offiziellen Gast legitimierende Dokument in der Tasche zu haben. Da tröstet das Bild der sich rot färbenden Blätter an den Bäumen am Straßenrand. Wenigstens die tun, was sie immer taten...

Ob sich die jungen Athleten ähnlich fühlten, die am letzten Wochenende in Ivano Frankivsk zu Wettkämpfen im Gehen antraten? Beachtet wurden sie jedenfalls nicht und so gingen sie mutterseelenallein im Regen durch die verlassenen Straßen. Außer für Fußball gibt es wohl für wenig andere Sportarten (Wintersport mal ausgenommen) Begeisterung.

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