Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Samstag, 29. Februar 2020

"Märzchen" und anderes in Suceava

Nein, März ist es noch nicht, aber seit Tagen schon haben "fliegende Händler" ihre Stände vor dem Kaufhaus "Bukovina" (Bild oben) aufgestellt und verkaufen dieses Zeug, das ich mal mit "Märzchen" übersetze, weil man es zum 1. März geschenkt bekommt und dann wegwirft...

Was soll man mit den billigen Plastikansteckern aus China sonst machen? Was es bedeuten soll, hat sich mir noch nicht erschlossen, aber Marienkäfer, Glücksklee und kleine Schornsteinfeger deuten auf einen "Glücks- Wunsch" hin. Ich nehme an, in der ursprünglichen Tradition schenkte man sich Handgemachtes. Aber das hat in Rumänien nicht eben Konjunktur und wird - wie so vieles anderes auch - durch Billigmüll ersetzt. Schade, dass die EU Einweg- Plastik- Löffel und so was verbietet, nicht jedoch diesen Quatsch. Ich bin hart, gewiss, das aber nur in der Hoffnung, dahinter eine ältere originale Tradition zu entdecken. Leider wissen die Schüler nichts davon. Sie sind mit der Wegwerfplastik groß geworden und denken, das sei "rumänische Tradition". Ich denke, es ist "made in China".


Befremdlich finde ich auch immer wieder die überall in Osteuropa anzutreffende nationale Vereinnahmung der Religion, die doch über den Völkern stehen sollte. (Bild zwei) Natürlich weiß ich um die Rolle der "Nationalkirchen" und ihrer Intellektuellen bei der Erfindung der jeweiligen Nationalidee, die sich in der Loslösung nationaler Kirchenverbände aus dem ursprünglichen Kontext der Patriarchate etc. manifestierte. Aber muss heute Nationalismus immer gleich Nationalkirche sein? Muss wohl. In Polen habe ich viele junge Leute getroffen, die nichts dabei fanden, Maria nicht nur zur "Königin von Polen", sondern auch gleich zur Polin zu erklären. Wie sonst kann man Königin von Polen sein? Ob es das auch in Rumänien gibt, habe ich noch nicht herausgefunden. Die Kinderlein reden ja nicht gerne mit mir über Religion.

Früher schien das ein bisschen anders gewesen zu sein, obwohl die Erdwälle vor dem armenischen Kloster (Bild vier) nicht eben von friedlichen Zeiten künden. Aber wer weiß, aus welcher Zeit die sind. Vielleicht hatte man da im WK II eine Verteidigungslinie eingerichtet? Unten am Fluss sieht es auch so aus, als hätte man dort versucht, das Ufer zu befestigen... Armenier hat es jedenfalls noch lange gegeben und vielleicht gibt es sie auch heute noch- die armenische Kirche sieht immerhin aus wie "in Betrieb". (Bild drei)

Unterwegs war ich wegen des schönen Wetters und weil mir eine Adduktorenzerrung das Joggen verunmöglicht. Ich werde ein bisschen pausieren müssen. So hat es mich auf die andere Seite des Stadtzentrums getrieben. Die Zentral- Kirche, bis zur Einweihung des Kirchen- Monsters in Bukarest die höchste Rumäniens -sieht man von allen Seiten. (Letztes Bild) Hier interessierte mich allerdings - wie schon oft - die Verkabelung. Irre, dass sich da noch jemand zurecht findet, wenn es mal eine Störung gibt. Aber: Gibt es eigentlich Störungen? Improvisationen scheinen - wie in der Ukraine - zäher zu sein als deutsche Qualitätsarbeit, die immer mal wieder ausfällt...

Samstag, 22. Februar 2020

Plesa-Poiana Micului-Solonetu nou. Eine Wanderung

Waldi, mein aus Polen stammender ehemaliger deutscher Kollege aus Sibiu, hatte mich eingeladen und ich war sehr einverstanden, mal wieder zu wandern. Also holte ich ihn heute früh an seinem Hotel ab und wir fuhren nach Plesa und erreichten von dort aus gut ausgeschilderte Wanderwege in Richtung Micului bzw. Solonet. Es ging etwa 300 Höhenmeter nach oben (Bild eins) und dann meist durch den Wald weiter. Leider hatte der tauende Schnee viele Wege beinahe unpassierbar gemacht und wir hatten einige Probleme mit dem Vorwärtskommen. (Bild zwei)

Das erste Picknick hatten wir dann am Lagerfeuer von Waldarbeitern (Bild drei/ Bild vier), die es absolut kurios fanden, einem "echten Polen" und einem Deutschen die Wärme ihres Feuers (Bild fünf) zur Verfügung stellen zu können.

Dennoch kamen wir gut voran. Waldi hatte sieben Stunden veranschlagt, aber nach vier Stunden hatten wir die Tour schon hinter uns. Ich habe wohl doch einen ordentlichen Schritt vorgelegt. ;-) Allerdings tun mir jetzt die "Radaufhängungen" ganz schön weh. Man kommt aus der Übung... :-(

In Solonet, einem langgestreckten Dorf mit ukrainischer (Ortsteil Maidan- Bild unten: Dim Ukraina) und polnischer Einwohnerschaft (vorletztes Bild), die heute dort wohnenden Rumänen sind in die Häuser eingezogen, in denen früher Deutsche wohnten, hatten wir also ein bisschen Zeit, denn das "Dom Polski", wo wir essen wollten, öffnete erst um 16.00 Uhr. Also gingen wir durch das langgestreckte Dorf, sahen alte Siedlungsteile (Bild vier) und den auffallend farbenfrohen Friedhof, dessen Grabsteine auffallend oft keine Namen vorzeigten. (Bild fünf)  Erstaunlich, aber - andererseits - die Verwandten wissen eh, wo ihre Angehörigen liegen. Dort ist wirklich jeder mit jedem über ein paar Ecken verwandt.

Woher ich das weiß? Waldi will sich dort ansiedeln und seinen Lebensabend in Plesa verbringen. Er baut ein Haus und kennt die Leute seit Jahren. Also grüßte er links und rechts und es dauerte nicht lange, da saßen wir schon in einer Küche und bekamen Kaffee und Kuchen. (Vorher hatten wir im "Dorfkonsum" schon zwei Bier spendiert bekommen, denn der Inhaber hatte früher in Portugal und Spanien, aber eben auch in München und Berlin gearbeitet und fand den Besuch eines Polnisch sprechenden Deutschen so kurios, dass er sofort seine Gastfreundschaft zeigen musste!)

Der Tag klang nach einem guten Essen im "Dom Polski" mit einer einstündigen Rest- Wanderung zurück zum Auto aus. Unterwegs begleitete uns ein kleiner Hund, der wohl ein neues Herrchen suchte, und - zeitweise - ein Alkoholiker, dessen Polnisch ich wirklich nicht verstand. Immerhin leuchteten bei mir die Worte "Wölfe" und "Unglück" auf. Schon vorher war davon die Rede gewesen, dass in der Gegend Wölfe gesichtet worden waren. Hübsch, wenn man so durch einen finsteren Nadelwald wandelt...

Aber Angst kam doch nicht auf. Es war zwar schon stockfinstere Nacht, aber am klaren Himmel standen die Sterne. Seit Afrika habe ich so etwas nie mehr gesehen! Unglaublich! Ich dachte an Kants Erschütterung im Angesicht des "gestirnten Himmels über mir" und fand: Ja, das ist das Unendliche, das Unfassbare, das, was uns klein macht. Vielleicht kommt die ganze Hybris der Westeuropäer daher, dass ihnen dieser Anblick in ihrer lichtverschmutzten "Zivilisation" nicht mehr zugänglich ist. Nachts in einem finsteren Wald mit solch einer "Kulisse" über einem...- das hatte was! Um 21.00 Uhr war ich wieder hier. Ein schöner Tag. Das kann ich bei schönem Wetter im Frühjahr noch einmal machen. Schade nur, dass ich niemanden habe, der mitkommen würde...


Sonntag, 16. Februar 2020

Schon wieder Frühling...

Joggen geht gerade nicht, weil mich seit 44 Jahren das erste Mal wieder eine Sportverletzung dazu anhält, einen Gang runter zu schalten. Habe mir gestern was gezerrt... Also nutzte ich das schöne Wetter dazu, mal wieder dort lang zu gehen, wo ich schon ein Jahr lang nicht mehr war- genau vor meiner Haustür!

Da ist aber mächtig was los. Vor zwei Jahren lief ich hier noch über freies Feld und hatte einen schönen Blick über die Stadt. Jetzt sieht man die stillosen Verwüstungen, die der auch hier ausgebrochene Bauboom anrichtet. Überall, wo Platz ist, werden Mehrgeschosser hoch gezogen, egal, ob sie zur Restbebauung passen, oder nicht. (Bild oben - vielleicht 200 m von meinem Haus entfernt)

Auch da, wo ich bei meiner Ankunft  nur eine alte Garagenzeile fotografieren konnte, tut sich Entsetzliches. Überall "sprießen" neue Eigenheimsiedlungen wie Unkraut aus dem Boden, wobei jeder sein Grundstück wohl bestellt (Bild drei), alles andere - wie Zufahrten etc. - aber so lässt, wie es seit dem Bau eben ist. Man geht sowieso nicht zu Fuß, sondern lenkt seinen SUV Marke BMW oder Jeep souverän durch den Dreck. (Bild zwei) 

Leider nicht auf Bildern zu sehen, weil es schon dunkelte, als ich dort entlang kam, ist allerdings so eine Art Bürgerpark, der dort neu entstanden ist, wo ich früher vom Feldweg kommend in meine Siedlung hinein gejoggt bin. Die ersten Arbeiten hatte ich noch mitbekommen, dann mied ich das Areal der ständig zunehmenden Zahl frei laufender Hunde wegen, die aus den noch unumzäunten Baugrundstücken garstig bellend und schnappend hinter mir her liefen. Der Park ist schön geworden und wird im Sommer wegen des großen Spielplatzes und der zwei Gondelteiche sicher gut genutzt.

Mit den an allen Rändern aus dem Boden gestampften Siedlungen bekommt die Stadt nun fast schon einen "mittelalterlichen" Charakter. Das (neue) Zentrum wird unübersehbar von der zentralen Kirche und hohen Gebäuden markiert, zu den Stadträndern hin wird die Bebauung niedriger - allerdings mitnichten ärmlicher!. (Bild vier)

Bei Einbruch der Dunkelheit war ich oben auf dem Berg gegenüber den Friedhöfen. Das Bild ist ein bisschen verschwommen, aber man sieht trotzdem ganz gut die fernen Bergzüge der Karpaten im Abendlicht. (Bild unten) Es war ein schöner Tag bei sieben Grad und Sonnenschein. Morgen, am 17. Februar (!), sollen es 18 Grad bei strahlend klarem Himmel werden. Ja, Mr. Trump, der Klimawandel ist eine Erfindung der Chinesen und was wir heute erleben ist nur - ausnahmsweise ungewöhnlich - warmes Wetter...

Dienstag, 11. Februar 2020

Endlich Winter! Spaziergang am Sonntag...

Endlich ist der von meinen Schülern sehnlichst erwartete Wintereinruch da. Warum sehnsüchtig erwartet? Weil das bedeutet, dass man in die Berge zum Skifahren kann. - Wie erwartet tauchten dann nach dem Wochenende in der Schule diverse Gipsverband- Träger und Krückengänger auf. ;-) Dafür nahm die Zahl der Grippekranken etwas ab.

Wie dem auch sei. Bei minus sechs Grad und strahlendem Sonnenschein hielt mich nichts in der Wohnung, zumal ich nicht zum Joggen raus gehen konnte. Noch sind die Gehwege zu sehr vereist. Also auf zu einem Spaziergang, auf dem mich - dem Wunsch treuer Blogleser aus Freiberg folgend ;-) - meine Fotokamera begleitete.

Da ich mich immer an Christel Köhlers Kritik an Wolfgangs Ukraine- Fotos erinnere, der habe nämlich stets versucht, alle Kabelstränge und Dreckecken nicht ins Bild zu nehmen, fotografierte ich mal wieder die Art der Energieversorgung in einer rumänischen Bezirksstadt. (Bild oben)  Immerhin sind sowohl Energiezuleitungen als auch Internetkabel auf diese Weise schnell gezogen und man muss die Erde nicht unnötig aufbuddeln. ;-)

Zu den kulturellen Eigenarten Osteuropas gehört auch die andere Feierkultur. Zur Hochzeit muss es schon ein Palast (zweites Bild) sein und einmal pro Woche 150 (kleine Feier) oder mehr Gäste reichen den Betreibern. Mittlerweile kenne ich drei solcher Paläste rund um die Stadt.

Etwas weiter den Berg hoch, den ich sonst rauf radeln muss, wenn ich mich auf meine Trainingsstrecke begebe, liegt die Stadt vor mir. (Bild drei) Mit Hilfe des Zooms kann man in etwa sehen, wo ich wohne. Man muss nur durch die Lücke in der Neubebauung am Stadtrand sehen. Das Haus versteckt sich dort unter den Dächern, die man vor dem roten Hochhaus ausmachen kann.

Ich bin dann weiter nach Sf. Ilie, einem Dorf, das eingemeindet wurde. Dort steht eine schöne alte kleine Kirche im moldauischen Stil. Aber sie ist wegen Renovierung eingerüstet. Dafür sieht man an dem geduckten Haus am Dorfeingang wie die Bauern- Häuser früher dem Schnee (den es nun nicht mehr wirklich gibt) getrotzt haben. Das lang herunter gezogene Dach lässt ihn gut abrutschen und die niedrige hintere Wand dürfte dann ganz von Schnee bedeckt und also gut isoliert sein. Pfiffig, aber die Stuben sind sicher niedrig und dunkel.

Das war's denn auch schon mit dem Winter. Heute, am Dienstag, sind nur noch Schneereste erhalten, da wir zwischenzeitlich schon wieder 8 Grad Plus hatten...

27.01. - Basistraining JD in Bukarest

Ende Januar fuhr ich bei strahlend schönem Frühlingswetter nach Bukarest zu meinem Ich- weiß- nicht- mehr- wie- vielten- Basistraining "Jugend debattiert". Obwohl ich dort nichts zu lernen hatte, bin ich gern hingefahren, denn das Essen in den Bukarester Kneipen rund um die Deutsche Botschaft ist lecker, das Hotel ist gut und die abendlichen einmal Nicht-DaF-Gespräche tun gut. Vor allem sehe ich Dietrich aus Satu Mare immer gerne. Schade, dass er nun aufhören muss...

Und das war dann auch schon mein Programm: Frühstück im Hotel, dann ein bisschen Zuhören beim Training (ab und an konnte ich helfend einspringen), gutes Mittagessen, Zuhören und gutes Abendessen mit anschließenden Schoppen von Rotwein. Es war auch nett sich mal wieder mit Ansger Kemann (Hertie- Stiftung) zu unterhalten und zu erfahren, was es beim Programm Neues gibt. Am 28. 01. war schon Schluss (Abschlussfoto- siehe Bild/ Quelle: facebook JD). Ich fuhr aber erst am 29. ganz geruhsam "nach Hause" und genoss anschließend das lange freie Wochenende bei sagenhaften Januar- Temperaturen...