Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Samstag, 22. Februar 2020

Plesa-Poiana Micului-Solonetu nou. Eine Wanderung

Waldi, mein aus Polen stammender ehemaliger deutscher Kollege aus Sibiu, hatte mich eingeladen und ich war sehr einverstanden, mal wieder zu wandern. Also holte ich ihn heute früh an seinem Hotel ab und wir fuhren nach Plesa und erreichten von dort aus gut ausgeschilderte Wanderwege in Richtung Micului bzw. Solonet. Es ging etwa 300 Höhenmeter nach oben (Bild eins) und dann meist durch den Wald weiter. Leider hatte der tauende Schnee viele Wege beinahe unpassierbar gemacht und wir hatten einige Probleme mit dem Vorwärtskommen. (Bild zwei)

Das erste Picknick hatten wir dann am Lagerfeuer von Waldarbeitern (Bild drei/ Bild vier), die es absolut kurios fanden, einem "echten Polen" und einem Deutschen die Wärme ihres Feuers (Bild fünf) zur Verfügung stellen zu können.

Dennoch kamen wir gut voran. Waldi hatte sieben Stunden veranschlagt, aber nach vier Stunden hatten wir die Tour schon hinter uns. Ich habe wohl doch einen ordentlichen Schritt vorgelegt. ;-) Allerdings tun mir jetzt die "Radaufhängungen" ganz schön weh. Man kommt aus der Übung... :-(

In Solonet, einem langgestreckten Dorf mit ukrainischer (Ortsteil Maidan- Bild unten: Dim Ukraina) und polnischer Einwohnerschaft (vorletztes Bild), die heute dort wohnenden Rumänen sind in die Häuser eingezogen, in denen früher Deutsche wohnten, hatten wir also ein bisschen Zeit, denn das "Dom Polski", wo wir essen wollten, öffnete erst um 16.00 Uhr. Also gingen wir durch das langgestreckte Dorf, sahen alte Siedlungsteile (Bild vier) und den auffallend farbenfrohen Friedhof, dessen Grabsteine auffallend oft keine Namen vorzeigten. (Bild fünf)  Erstaunlich, aber - andererseits - die Verwandten wissen eh, wo ihre Angehörigen liegen. Dort ist wirklich jeder mit jedem über ein paar Ecken verwandt.

Woher ich das weiß? Waldi will sich dort ansiedeln und seinen Lebensabend in Plesa verbringen. Er baut ein Haus und kennt die Leute seit Jahren. Also grüßte er links und rechts und es dauerte nicht lange, da saßen wir schon in einer Küche und bekamen Kaffee und Kuchen. (Vorher hatten wir im "Dorfkonsum" schon zwei Bier spendiert bekommen, denn der Inhaber hatte früher in Portugal und Spanien, aber eben auch in München und Berlin gearbeitet und fand den Besuch eines Polnisch sprechenden Deutschen so kurios, dass er sofort seine Gastfreundschaft zeigen musste!)

Der Tag klang nach einem guten Essen im "Dom Polski" mit einer einstündigen Rest- Wanderung zurück zum Auto aus. Unterwegs begleitete uns ein kleiner Hund, der wohl ein neues Herrchen suchte, und - zeitweise - ein Alkoholiker, dessen Polnisch ich wirklich nicht verstand. Immerhin leuchteten bei mir die Worte "Wölfe" und "Unglück" auf. Schon vorher war davon die Rede gewesen, dass in der Gegend Wölfe gesichtet worden waren. Hübsch, wenn man so durch einen finsteren Nadelwald wandelt...

Aber Angst kam doch nicht auf. Es war zwar schon stockfinstere Nacht, aber am klaren Himmel standen die Sterne. Seit Afrika habe ich so etwas nie mehr gesehen! Unglaublich! Ich dachte an Kants Erschütterung im Angesicht des "gestirnten Himmels über mir" und fand: Ja, das ist das Unendliche, das Unfassbare, das, was uns klein macht. Vielleicht kommt die ganze Hybris der Westeuropäer daher, dass ihnen dieser Anblick in ihrer lichtverschmutzten "Zivilisation" nicht mehr zugänglich ist. Nachts in einem finsteren Wald mit solch einer "Kulisse" über einem...- das hatte was! Um 21.00 Uhr war ich wieder hier. Ein schöner Tag. Das kann ich bei schönem Wetter im Frühjahr noch einmal machen. Schade nur, dass ich niemanden habe, der mitkommen würde...


Keine Kommentare: