Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Donnerstag, 12. November 2020

Ohne Kommentar

Heute gehört uns Leipzig und morgen...? Zumindest Sachsen, das zum Zentrum rechten Treibens wird, weil man im OVG Bautzen einen verlässliche Partner hat, der alles diskriminiert, was antifaschistisch und "links" ist (oder so aussieht), dafür aber den roten Teppich ausrollt für alles, was rum grölt, pöbelt und Hass säht. (Bild oben)

Man fasst es kaum, aber eben jenes OVG erlaubt in dem Moment einen Pegida- Aufmarsch im Zentrum von Dresden, in dem der jüdischen Gemeinde eine größere Gedenkveranstaltung unter freiem Himmel (!) untersagt wird. (Bild unten)

Und der Aufschrei bleibt aus. Nichts vom Steinmeier, nichts von den Parteien, dieses Mal wohl auch nichts von den überrumpelten Bürgern. Und während man über Leipzig noch debattiert und um die Deutungshoheit streitet, gibt es einen, der ausdauernd schweigt: Der Mann heißt Seehofer und kommt aus Bayern, wo man Stuttgarter Proteste ("Querdenken") untersagt und so das Land sauber hält, den Frust aber nach Sachsen ableitet. Klar, das ist auch eine Logik von Politik... 

 

Querdenken in Leipzig

Wir waren vormittags in der Stadt. Da war alles noch ruhig (Bild oben), obwohl wir uns wunderten, dass da viel (!) Polizei da war, auf dem Augustusplatz ein Veranstaltungsbus stand und Bühnen aufgebaut wurden. Die Demo sollte doch am Messegelände stattfinden? Dann wurde gemeldet, das OVG Bautzen (wer sons?) hätte die Demo im Stadtzentrum genehmigt... Von der Straßenbahn aus sahen wir dann die Auto- und Buskolonnen sich in Richtung Zentrum wälzen. Kaum Leipziger Nummern...

Das ließ mir keine Ruhe. Also bin ich am Nachmittag wieder los. Zuerst klapperte ich das Geschehen in den Seitengassen und auf dem Markt ab. "Jesus- liebt- euch- Gesangsvereine" und Leute, die aufzählten, wie viel Kinderheiraten der Staat hier toleriere. Ein paar aufgebrachte muslimische Mitbürger wurden von Kameraden beruhigt und weg geführt. Polizei habe ich hier nicht gesehen, obwohl die Hetze gegen den "politischen Islam" sicher gefährliche Situationen hätte nach sich ziehen können. 

Aber die Polizei wurde auf dem Ring und im Schiller- Park gebraucht. Da sicherte ein Kordon aus Polizist/innen die Veranstaltung von Kleinkünstlern ab. Man ließ mich nicht durch, wegen Abstand und so. Im Kreis waren ein paar Leute - brav mit Mundschutz und auf Abstand. Die Wiese schien mir jedoch groß genug für mich...

Aber ich bestand nicht drauf, denn ich sah viele Polizeiautos und eine Reiterstaffel und hörte Kriegstrommeln. Aha, da hatte die Polizei die Gegendemonstranten eingekesselt, die mit ihrer Präsenz verhindern wollten, dass die Bande vom Marktplatz symbolträchtig über den Ring marschiert. Trotz der Trommelei blieb es dort ganz ruhig. Erst am Abend gab es Randale in Connewitz, aber darauf hatte die Polizei gezählt und darauf war sie vorbereitet: Vier Wasserwerfer und zwei Räumpanzer standen dort bereit...

Diese Technik hat gefehlt, als es zum "Durchbruch" der Polizeisperre am Bahnhof kam (Bild Mitte). Gefehlt hat auch der Wille, denn anders als im Falle der Linken blockierten die Polizeiwagen die Straße nicht, sondern entfernten sich vom Ort des Geschehens. (Bild unten) Die versprengten Hansel, die dann auf den Ring kamen, wurden hochherrschaftlich mit Polizeieskorte (Teile der Staffel ritten voran!) dort entlang und später ins Stadtzentrum geleitet. Dort konnten sie bis spät in die Nacht ihren Sieg feiern und Polonäse tanzen etc. Die Polizei wurde ja in Connewitz gebraucht, wo man dieses Mal allerdings darauf verzichtete, brutal drein zu schlagen. Das wäre dann wohl doch aufgefallen...

Mir hat der Tag schwer zu schaffen gemacht, weil ich nicht dachte, dass sie es schon so offensichtlich treiben. Heute gehört uns Leipzig und morgen die...

Nachtrag: 02.11.2020 Berlin

Es ist wie in Wismar auch: Man ist oft da, besucht aber Leute und achtet nicht auf die Stadt. Und wirklich - ich hatte das Stadtschloss (Bild oben) noch nicht gesehen! Schade, es ist wirklich so scheußlich, wie es geschrieben steht. Im Zentrum war ich natürlich nur dienstlich. Ich musste meine Fingerabdrücke angeben. Warum haben sie nicht die von meinem Reisepass genommen? Deutschland...

Ansonsten habe ich mich mit Daniel getroffen, was eine etwas traurige Sache wurde, da wir weder was essen noch was trinken gehen konnten. Seit dem 01.11. ist ja "Lockdown"! Gegessen haben wir also einen Döner auf dem Weg zum Grunewald. Auch da war ich noch nie. Vom großen Schutthaufen aus kann man gut über die Stadt sehen. Nicht wirklich imposant, aber ganz nett. Was von woanders nicht so auffällt: Es gib doch viele Industriebauten in Berlin! 

Das Wetter war nicht sehr einladend und so fuhr ich bald wieder ab. Es gab auch nicht so viel Neues, was wir noch hätten besprechen können. In der "allgemeinen Lageeinschätzung" herrschte ohnehin Einigkeit.  



 

Nachtrag: 01.11.2020 Wismar

Ich musste zur Eigentümerversammlung und weil ich am 02. 11. in Berlin zur Abholung meines Dienstpasses nach Berlin sollte, nutzte ich die Tage zum Besuch bei den Eltern. Das Wetter war schon recht herbstlich und so blieben wir die meiste Zeit im Haus.

Am 01.11. riss der Himmel dann aber doch etwas auf und weil wir dann in der "Linde" Mittag essen wollten, sind wir nach Wendorf zum Spaziergang an die Bucht gefahren. Ich kannte das neue Wohngebiet (Bild oben)  unterhalb der Rega- Klinik und vor dem "Wäldchen" noch nicht und also starteten wir dort. Eine Ansammlung von Schuhkartons - nichts besonderes. Komisch nur, dass die Architekturmoden so durchschlagen und komisch auch, dass die wenigen Häuser mit Spitzdach und in eher traditioneller Bauform deplatziert wirken. Man kann also sehen, wie man selbst der modischen Ästhetik unterworfen ist...

Da das Wetter aufklarte, konnte man den Walfisch (Bild unten) in voller Schönheit sehen. Schade, ich wollte immer mal auf die Insel und mir die Reste der Befestigungs- und Signalanlagen ansehen. Früher war die Insel auch Seuchenstation. Das wäre doch was in Corona- Zeiten...



 

Montag, 9. November 2020

Nachtrag: 05.09.2020 Slowakisches Paradies

Eigentlich war ein Besuch bei Helmut abgesprochen, aber als ich in Medzev ankam, erfuhr ich, dass der gerade im Krankenhaus sei. Er hatte sich bei einem Kunst- Pleinair mit der Motorsäge verletzt! Aber bei Jana war der erste Schreck schon vorbei und ich hatte bei Helmuts Mutter geistesgegenwärtig nichts gesagt, als sie meinte, Helmut sei in Österreich...

So blieb mir nichts zu tun, als nach Košice zu fahren und mir ein Hotel zu suchen. Den Abend verbrachte ich am Stammtisch. Das war angenehm, obwohl mich Agitationsversuche in Sachen "Abtreibung = Faschismus" gehörig aufregten. Den Kollegen werde ich nun endgültig aus meiner Facebook- Freundesliste entfernen. Es hat keinen Sinn, da mit ihm nicht zu reden ist. Dämliche Religiosität!

Anderntags hatte ich noch viel Zeit, ehe ich in Lomnica verabredet war. In Košice gab es nichts zu tun, nichts zu sehen und niemanden weiter zu besuchen. Also bin ich los mich ein bisschen im Slowakischen Paradies (Bild oben) zu entspannen. Gute Idee bei wundervollem Wetter! Irritierend war dann das mir ganz neue Gefühl von Höhenangst, das mich beschlich, als ich eine Mädchengruppe fotografieren sollte. Am liebsten hätte ich die Mädels vom Abgrund (Bild zwei) weggezogen. Aber die lachten und waren fröhlich und so habe ich (drittes Bild) mich überwunden. Komisch, was einem alles passiert, wenn man älter wird. Früher war ich da nicht empfindlich! 

Den Abend verbrachte ich dann in Lomnica in einer gemütlichen "Kolba". Die Übernachtung im "Wild-Park-Hotel" war witzig. Ich war der einzige Gast und hätte mich vor den Großkatzen, die im Garten (hinter Gittern) gehalten werden, fürchten sollen! Leoparden und Löwen in der Tatra? Witzig...

Schöne Erinnerungen an vergangene Projekt- Tage kamen auf, als ich am kommenden Vormittag noch mit auf den Berg fuhr. (Bild unten) Da regnete es allerdings und ich war nicht unfroh, nach Bratislava zurückkehren zu können, wo ich noch einen schönen Abend mit Friedrich verbrachte, der mir die neuesten Skandale im ZfA- Bereich Slowakei mitteilte. Eigentlich schade, dass sich freie Stellen in Košice und Prešov mit meiner Zusage und den abgeschlossenen Vertragsverhandlungen mit Chisinau überschneiden. Vielleicht wäre die Slowakei - schon wegen der größeren Nähe nach Hause - doch noch einmal eine Option gewesen...

Nach einem (lange versprochenen) Besuch bei Kollegin Hanzlovičova noch einmal in Devin machte ich mich dann auf den Rückweg. Man sollte öfter in Länder fahren, in denen man kein touristisches Programm mehr absolvieren muss, sondern einfach nur mit Menschen zusammen sein kann, die man "von früher" kennt. ;-)    





Dienstag, 27. Oktober 2020

Nachtrag: 03.09.2020 Devin

Endlich ist die Wohnung fertig! Alles neu gestrichen und die Bücherregale sind auch aus- und umgeräumt. Jetzt passen wieder Neukäufe rein...

Sonst verliefen die Wochen ruhig. Ich war kurz in Wismar und Berlin und nahm den Auftrag an, das Landesfinale Ukraine von Jugend debattiert vorzubereiten und zu jurieren. Dafür arbeitete ich Materialien zur möglichen Einführung einer Gesetzlichen Krankenversicherung in der Ukraine aus. Was man alles so macht! Allerdings schloss die Ukraine ihre Grenzen und sowieso hätten auch diverse Teilnehmerinnen aus dem Landesinneren nicht nach Kiew reisen können. 

Daher fand die Veranstaltung nur per Zoom statt. Schade, ich hatte Anna, die ich vorher in Berlin getroffen hatte, und dann Ira, die ich kurz in Dresden sah, zugesagt, Geschenke für Juri mitzunehmen und außerdem hatte ich mich auf ein Wiedersehen mit Ira, Jaroslaw, Julia u.a. gefreut.

 "Nebenbei" trainierte ich auch beinahe täglich mit Ioana Todosi aus Suceava via Zoom für das rumänische Landesfinale. Da ging es um den kostenlosen ÖPNV und den Religionsunterricht an Schulen. Für mich insofern ein Erlebnis, als ich quasi "live" am Nachdenken einer kritischen jungen Frau über Schule und Religion beteiligt war. Am Ende wurde Ioana verdient Dritte.

Erleben konnte ich das aber nicht, weil auch Ungarn seine Grenzen schloss. Diese Nachricht erreichte mich auf der Geburtstagsfeier von Lutz in Dresden. Weil ich nun schon einmal unterwegs war, beschloss ich die Zeit für einen kleinen Privat- Urlaub (Uta musste ja schon in die Schule) in der Slowakei zu nutzen. Als erste Station besuchte ich Devin, wo ich - Schande! - in all den Jahren nicht gewesen bin. Nur vom Donau- Schiff aus (wie in Bild Mitte) hatten Uta und ich die Burg (Bild oben) gesehen. Gelegen auf einem Felsvorsprung am Zusammenfluss von Donau und Morava (Bild unten) handelt es sich wirklich um eine imposante alte Anlage, die erst nach ihrer Zerstörung durch Napoleon ihren strategischen Wert verlor. Wirklich sehr sehenswert!

Montag, 26. Oktober 2020

Nachtrag: 14.08.2020 Höxter und Corvey

Wir verließen Bochum und überließen unser jüngstes Kind seinem "Schicksal". Das allerdings zuversichtlich. Franziska wird sich einleben, Freunde und Bekannt finden und hoffentlich Spaß an der Arbeit haben. Ob die dann in zwei Jahren verlängert wird? Drücken wir die Daumen...

Für die Rückfahrt hate ich mir gewünscht endlich selbst die monumentale West- Fassade (Romantik) von Kloster Corvey zu sehen. Wir verließen also die Autobahn in Richtung Höxter, wo wir eigentlich nur essen wollten. Dann fanden wir aber auch hier eine verträumte


kleine Altstadt voller Fachwerkbauten im Stile der Weser- Renaissance. (Bild oben) Man soll den Reichtum der alten deutschen Städte nicht unterschätzen. An vielen Stellen, wo man es heute nicht mehr vermutet, finden sich touristische Höhepunkte, die ihre Attraktivität eben jenen alten Zeiten verdanken. 

Corvey selbst war eindrucksvoll in seiner Größe. (Bild Mitte) Auch das romanische Westwerk (Bild unten) erfüllte meine Erwartungen. Leider war die Krypta wegen Corona geschlossen. Der angrenzende monumentale Kirchenraum ist barock umgebaut und fesselte mich dann weniger. Immerhin lernte ich wieder etwas über die ausgedehnten Lehnsverhältnisse von (Kloster)Grundbesitz, der bis ins heutige Polen hinein reichte und auch Kleinstädte in unmittelbarer Nähe von Leipzig einschloss. Da staunt man. 

Wir kamen anschließend ohne Probleme im schönen Sachsen wieder an, wo noch einmal neue Renovierungsarbeiten - dieses Mal in der eigenen Wohnung - auf mich warteten...   


   

Sonntag, 25. Oktober 2020

Nachtrag: 13.08.2020 Münster und Telgte

Am 13. hatten wir dann "frei". Uta wünschte sich Münster (Bild oben), das sie nicht kannte, und ich wollte dann wenigstens nach Telgte, um zu sehen, welche Stadt den Günter Grass inspiriert hatte. Das Wetter spielte mit und so konnten wir Münster genießen. 

Telgte überraschte uns dann doch. Ein kleines verschlafenes Nest, aber schön! (Bild Mitte) Interessant, wie präsent die "Ost- Vertriebenen" in der Stadt sind. (Oberhalb der Mühle- Bild unten - befinden sich Grabsteine und Bildnisse schlesischer Geistlicher.) Die Schlesier haben sogar eine ihrer Walfahrten nach Telgte verlegt. Befremdlich, befremdlich, aber ok.


Wenn sie die Kontakte in die "alte Heimat" nun als Kontakt ins heutige Polen pflegen, soll es mir Recht sein.

Egal. Ich schaute nach den Orten, die im "Treffen von Telgte" genannt werden (viele sind es ja nicht) und ansonsten nach einem guten Platz zum Essen. Wir fanden auch den. Franziska wollte eine Woche später schon wieder da sein, denn dort wohnt eine ihrer Bekannten aus der Japanologen- Clique.  

(Ich wiederhole: Dieses Programm raubt mir die Nerven! Ich bin für die blöde Gestaltung nicht zuständig.) 

Nachtrag: 12.08.2020 Essen

Wenigstens an einem Nachmittag gelang uns ein Ausflug nach Essen. Auch kein architektonischer oder städteplanerischer Höhepunkt. (Bild oben)

Aber immerhin war ich erstaunt, wie alt Essen ist! Das Münster geht auf eine Gründung aus dem 9. Jahrhundert zurück und der heutige Bau ist aus dem 13.! (Bild Mitte) Schade, dass die Stadt durch die Industrialisierung und dann durch die Kriegszerstörungen so sehr ihr Gesicht verloren hat. 

Heute kann man da einkaufen und Fressmeilen besuchen. (Bild unten) Auf die Schnelle fanden wir jedoch in Essen nichts zu essen, wenn das Wortspiel hier erlaubt ist, und zogen uns ins "Brauhaus" nach Bochum zurück.

Auffällig fanden wir, wie hübsch fein säuberlich voneinander getrennt die "besseren" Straßen mit ihren Boutiquen und kleinen Restaurants von den Billigschuppen mit den Bier- und Dönerbuden sind. Auf den Straßen waren die Citroen- Coupés allerdings genauso laut wie die Porsches!   

(Ansonsten nervt dieses Programm, in dem nichts mehr "einfach so" geht. Wenn ich nicht alle meine Posts hier hätte, wäre ich schon weg von diesem "Programmierfehler", der das nahtlose Einfügen von Fotos ebenso verhindert wie ihr Verschieben! Was für eine Google- Pleite!)

Nachtrag: 10.08.2020 Bochum

Wie vorgesehen fuhren wir nach der Polen- Reise nach Bochum (Bild oben: Bahnhofsplatz), wo wir IKEA, die Baumärkte und sonst was abklapperten, bei Franziska Regale anschraubten, Tische montierten, um- und einräumten usw. Wir hatten gut zu tun und kamen kaum dazu etwas zu besichtigen. Nun, in Bochum gibt es auch nicht wirklich was zu sehen. Ein bisschen Zentrum mit höheren Häusern und Verkaufs- Einrichtungen, Versicherungen etc. und dann grüne Stadtteile mit Vorstadt- Charakter... 

Interessant, dass man im Zentrum (Bild unten) in der Fressmeile "Bermuda- Dreieck" nicht einmal von einem hohen Anteil von
Menschen mit Migrationshintergrund, PoC oder was weiß ich reden kann, sondern einfach feststellen muss: Da sind nur wenig Menschen mit traditionell deutschem Habitus unterwegs. Ein bisschen nachdenklich stimmt es schon, wenn man sich in viele Kneipen nicht rein setzen mag, weil von "unsereins" niemand sonst da sitzt. Das ist politisch unkorrekt bemerkt, ich weiß, und doch fällt auf, wie sichtbar die "Parallelisierung" der Gesellschaften hier ist. Ein paar Meter weiter im hochpreisigen "Brauhaus" war es dann umgekehrt. Irgendwie nicht gut!

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Nachtrag: 01.-05.08. 2020 Polen

 Inzwischen hatte ich Franziskas Sachen und Möbel nach Bochum gefahren, wo sie nun alleine einräumen konnte. Wir wollten später bei den "Feinarbeiten" helfen und fuhren erst einmal nach Polen, wo wir jeweils kurz in Ciechocinek bei Miras und Dorota, in Wloclawek bei Budzynskis und dann bei Dorota und Zbyszek vorbei schauten. Das waren schöne Tage voller Erinnerungen an früher. Merkwürdig, dass man schon ein so großes "Früher" mit sich herum trägt...

Auf dem Weg von Ciechocinek nach Wloclawek kamen wir auch an Nieszawa vorbei. Der kleine Ort hat eine merkwürdige Geschichte, denn die Verlegung der Stadt stromaufwärts war einst die Bedingung des Übertritts der Stadt Thorn nach Polen. Von dieser "Verschiebung" hat sich Nieszawa nie wieder erholt. Uta kannte das verschlafene Örtchen, dessen einzige Attraltionen die Lage an der Weichsel (Bild oben) und die Weichselfähre (Bild unten) sind, nicht, weswegen wir dort kurz Station machten. Sonst gibt es nicht viel zu berichten. In Wloclawek ist (leider) bis auf ein paar neue Einkaufstempel "alles beim Alten".  

Freitag, 9. Oktober 2020

Nachtrag: 07.07.2020 Minden

Anfang Juli begann die Umzieherei und Renoviererei. Zuerst haben wir bei Anka noch gebohrt, Regale und Rollos angebracht, bei IKEA gesucht. Inzwischen packte Franz zu Hause seine Sachen. Am 05. 07. fuhr ich mit Franziska nach Bochum, wo sie sich für eine Wohnung entschied. Da Paps nicht immer daneben stehen muss, fuhr ich schon mal nach Minden weiter, endlich mal wieder unsere ehemalige Kollegin und Freundin Ursel besuchen. Ich fand alles vor wie ehedem; wir verstanden uns, als hätten wir einander nicht 10 Jahre lang nicht gesehen. Gut so. Anderntags ging es nach Minden, wo sich auch nicht viel getan hat. Wieder bewunderte ich den mächtigen romanischen Dom (Bild oben) und ein paar schöne Häuser in der Altstadt (Bild unten). 

Wir holten dann Franziska von der Bahn ab (Bild Mitte) und aßen noch mal gemeinsam zu Mittag, ehe wir beide nach Leipzig zurück fuhren. Dort hieß es einen Miettransporter besorgen und das Umzugsgut verpacken, damit der Umzug so schnell wie möglich über die Bühne gehen konnte. Haben wir auch alles geschafft. Um den 15. 07. herum ist Franziska dann eingezogen, wenn ich nicht irre. Anka war mit helfen. Die beiden fuhren dann nach Wismar, ich brachte den Wagen zurück. 

In Leipzig stand Uta schon mit dem Pinsel in der Hand bereit: Wir haben ja jetzt ein Zimmer mehr und bevor es als Schlaf- Arbeitszimmer eingerichtete werden konnte, war halt zu streichen. Am Ende wurde es freilich die ganze Wohnung! Dafür ist jetzt Ruhe- mindestens für die nächsten 10 Jahre! 

Nachtrag: 27.06.2020 Heimreise über Nowy Sacz

Bei gutem Wetter in Suceava los bis Satu Mare. Alles wie immer. Nur ist das Hotel komplett leer. Ärger bringt das erst am Morgen, als mir das "Frühstück" serviert wird: Ein Tütchen Nescafé, Erdbeerjogurt, ein Snickers- Riegel, ein Tütchen Schokowaffeln und ein verpacktes Tankstellen- Sandwich. Die Bitte mir ein Ei in die Pfanne zu hauen oder ein Würstchen heiß zu machen, wird mit Bedauern abgelehnt. Nichts und niemand im Hause... Ich schlürfe den Kaffee und esse später in Košice zu Mittag.

Am frühen Nachmittag erreiche ich dann Nowy Sacz. Bisher bin ich dort immer nur vorbei gefahren. Ich wollte immer mal anhalten und
nun hatte ich es so geplant und kann mir die Stadt ansehen. Ziemlich leer und ziemlich provinziell. Aber hübsch am Fluss gelegen. Dort sieht man noch Reste der ehemaligen Burg, die einmal recht groß gewesen sein muss. (Bild Mitte)

Ein paar nette, ehemals repräsentative Häuser (Bild unten) und ein kleines Altstadtareal mit dominierendem Rathaus (Bild oben) - das war's. Ich wollte dort was essen, aber außer ein paar Pizzerien hatte nichts offen. Macht nichts. Im Hotel (IBIS!) habe ich frugal gespeist. Wirklich gute Küche! Wer hätte das von so einem Ketten- Hotel erwartet? Leipzig erreichte ich dann am nächsten Tag ohne irgendwelche Probleme.

Samstag, 20. Juni 2020

Sachen (fast) gepackt

Draußen regnet es vor sich hin und ich mag nicht lesen. Also packe ich. Mann o Mann, der ganze Kleinkram dauert und dauert. Aber nun liegt bereit, was bei Tanases untergestellt werden soll. Am Montag werden Alex und Mircea kommen und wir werden meinen Dachgepäckträger montieren und das Zeug ins Landhaus schaffen. Ob ich das wirklich alles noch einmal brauchen werde? Skier? Zelt? Iso-Matte? Aber schade wäre es doch. Die größten Sachen sind ohnehin der Backofen und der Kopierer. Und die Trainingsgeräte natürlich. Deren Neuanschaffung allein würde mich 1000 Euro kosten, also lohnt es sich. Am Dienstag wird dann ins Auto gestapelt, was da rein passt. Donnerstag muss die Bude zwecks Übergabe leer sein. Na ja, fast leer. Computer und sonstige Sachen von Wert kommen erst am Schluss in den fein nachlackerten Skoda. ;-)

Freitag, 19. Juni 2020

Das große Abschiednehmen beginnt

Ich hatte mich zum letzten Schultag bei allen Klassen online verabschiedet, aber zwei wollten mir das nicht durchgehen lassen. Und so traf ich gestern "meine 10F"- eine Klasse, an der ich im Prinzip meine Freude hatte. Gerechnet habe ich trotzdem nur mit drei oder vier Leuten, aber es kamen alle, die noch in der Stadt sind. Diana (zweites Bild links vor mir) war extra aus Putna angereist- immerhin eine Fahrt von gut anderthalb Stunden.

Und so wurde es ein schöner Nachmittag mit freundlichen jungen Menschen, die mich sichtlich ungern ziehen lassen. Das freut das Herz. Besonders gerne werde ich mich an Catalina erinnern (Bild oben vorne links), die gern Deutsch lernt und mit für die gute Atmosphäre in der Klasse sorgte. Sabin (oberes Bild ganz links) wird mir als mein bestes "Geschichts- Pferd im Stall" in Erinnerung bleiben und die immer fröhliche Rebecca (zweites Bild-  die Fotografin) werde ich vermissen. Ein bisschen leid tut es mir um Catalin (zweites Bild ganz rechts), der wohl nur meinetwegen Deutsch zu lernen begonnen hat. In der 9. Klasse kämpften wir miteinander, aber dann hatte ich wohl doch ein Herz gewonnen und der junge Mann wurde besser und besser und freundlicher sowieso. Schade auch, dass ich Anastasia, Robert, George und Rares zurück lassen muss. Ich glaube, das wäre ein starker DSD- Jahrgang geworden. Aber so ist es nun mal... 

Ansonsten sind "wir" in der Zeitung. Ana (drittes Bild), Teodora, Michaela (im dritten Bild unten klein) und Alexandra (viertes Bild) wurden ihrer 96/96 Punkte in dieser "internationalen Prüfung" (DSD II) wegen besonders gewürdigt. Ganz zu Recht! Diese "meine Mädchen" werde ich auch sehr vermissen!

Wermutstropfen der letzten Tage hier ist das Wetter. (Bild unten) Ich komme nicht zum Radfahren, weil die Gewitterwolken immer drohend am Himmel hängen und ab und an mit Starkregen und Hagel daher kommen. Das ist fatal...

Dienstag, 16. Juni 2020

Übergabe der Sprachdiplome DSD II

Endlich sind die Diplome gekommen und fast alle (bis auf die Schüler aus Radauti) waren da sie in Empfang zu nehmen. Natürlich war kein Festakt möglich, kein Botschafter kann da sein etc. Wir versammelten uns also draußen in gehörigem Abstand. (Bild oben)

Was für ein Jahrgang! Ich glaube, meine Freundinnen dort (meine "Enkelinnen" Alexandra - Bild zwei, Michaela - Bild drei rechts und Teodora - Bild unten ganz links) haben sehr mit für eine produktive Atmosphäre gesorgt, in der am Ende keiner zurückbleiben wollte. Alle drei und Ana (Bild drei links) haben alle möglichen Punkte in allen vier Prüfungsteilen erhalten - was für eine Leistung! Ab und zu hatte ich schon mal eine Schülerin, die das geschafft hat, aber vier (!) in einem (!) Jahrgang. Sensationell! Und das Schöne ist, dass sie nicht nur sprachbegabt, sondern auch sonst hochintelligent sind. Deshalb hat es in der Klasse auch so viel Spaß gemacht.

Aber ich will nicht nur die Mädels loben. Andrei und Teodor haben sich für die Debatte engagiert und dabei viel gelernt. Mihnea (Bild drei) zeigte in einem ungeheuren Schluss- Spurt, wie lern- und leistungsstark er ist. Mich freut besonders, dass das Physik- Genie auch ein begeisterter Theater- Schauspieler ist. Und so hat jeder aus der 12 F (Bild unten) seine Meriten und alle haben auf Niveau C1 und die meisten mit über 75/ 96 Punkten bestanden. Das hatte ich noch nie.

Aber auch die Mädchen aus der 12 D sollen nicht vergessen werden. Daria und Ioana haben auch beide C1 erreicht; Amada B2. Schade, dass Smaranda und Dianira SK nicht bestanden; beide haben in allen anderen Teilen ebenfalls C1. Sie hätten es schaffen können. Ok, das war's dann. Macht's gut Jungs und Mädels! Viel Erfolg im Abitur und dann in eurem weiteren Leben! 

Letzte Tage in Suceava

Nun endlich flaut Corona auch in Suceava ab. Aber immerhin gibt es immer noch ca. 13 Neuinfektionen pro Tag mehr als aus der Statistik ausscheiden. Aber in der Stadt hat sich das Bild schon sehr in Richtung Normalität verändert. Die Kneipen haben ihre Freisitze geöffnet, Masken sieht man fast nur noch in Verkaufseinrichtungen. So sind die Menschen: Sie folgen in ihrem Glauben an Gefahr politischen Vorgaben...

Mich stört nun, dass ich zwar theoretisch endlich Rad fahren kann, praktisch aber nicht dazu komme. Seit gefühlt 10 Tagen regnet es jeden Nachmittag (ab und an wirklich Starkregen mit Hagel) und - wie man an der Vorhersage (Bild oben) sieht - wird sich daran solange ich noch hier bin nichts ändern. Skandal! 

Also habe ich Zeit zum Lesen und Sachen packen. Im Wesentlichen habe ich schon ausgeräumt. (Bild zwei). Verpackt ist alles in zwei sauber voneinander getrennte Stapel. Was nach Leipzig kommt liegt im Schlafzimmer (Bild vier); was bei Mircea auf dem Land "überwintern" soll, weil ich es in Chisinau weiter nutzen kann, liegt im Wohnzimmer. (Bild drei) Aber das Bild trügt. Da kommen noch ein Kopierer, ein Backofen, eine Espresso- Maschine, diverse Küchengeräte, ein Fahrrad und zwei Hometrainer (Rad und Rudergerät) hinzu. Am 24.06. fahren wir das Zeug nach Stirbac; am 25. packe ich dann schon mal ins Auto, was man dort "verstecken" kann, denn an dem Tag wird meine Wohnung abgenommen. Und dann treffe ich noch einmal Schüler und am 26.06 geht es vielleicht los. Wenn die Ungarn doch am 01. 07. ihre Grenzen öffnen, warte ich bis zum 01.07. Aber das ist der letzte Termin...

Montag, 18. Mai 2020

Hurra! Endlich wieder Rad fahren

Trotz ziemlich gleichbleibenden Infektionsgeschehens (Bild oben) seit mehreren Wochen (in Deutschland spricht man von 50 Neuinfektionen pro Woche/ hier haben wir 35 pro Tag) sind die Ausgangssperren und die Abriegelung der Stadt aufgehoben. Anders als im Rest des Landes bleiben Restaurants allerdings geschlossen. Friseure sollen wohl in der nächsten Woche öffnen. Aber so richtig weiß das niemand. Bin gespannt, wann die Bevölkerung ihr Schicksal erfährt. Jedenfalls haben einige kleine Läden geöffnet, andere sind geschlossen, an einigen sieht man Schilder, dass sie nun zu vermieten seien. Pleite also. Bin gespannt, ob sich das sichtbar ausweitet...

Für mich zählen andere Dinge. Ich darf mich wieder bewegen! Juhu! Da heute der erste schöne Tag war, draußen ging es im strahlenden Sonnenschein auf 22 Grad, bin ich aufs Rad und los. Inzwischen sind einige Straßenabschnitte erneuert worden. Auf dem Foto (zweites von oben) sieht man es nicht so gut, aber rund um Suceava sind neue Reihenhaus- Siedlungen der hässlichsten Sorte fertig geworden. Die Stadt breitet sich an ihren Rändern aus. Leider nicht mehr so bunt und abwechslungsreich wie in den älteren Teilen. Jetzt kommen die Null- Acht- Siebzehn- Schuhkartons, wie sie von Polen bis Moldawien um sich greifen. Na ja, sie sind halt billig...

Natürlich habe ich mich zurück gehalten. Bin erst mal nur 40 kn "geradelt", also in zweieinhalb Stunden, was meint: Wirklich gemächlich! Daher fehlen auch die sonst üblichen Anfangsbeschwerden. Nein, keine Krämpfe und sicher auch morgen kein Muskelkater. Sehr angenehm.

Das Land hat sich seit der letzten Ausfahrt natürlich verändert. Alles ist grün. (Bild drei) Und auch die Felder sind bestellt. Es staubt nicht mehr so, da es in den letzten Tagen ab und an getröpfelt hat. Aber Regen konnte man das trotzdem nicht nennen. Wir haben seit Monaten eine entsetzliche Dürre.

Aber das nehmen die Menschen nicht wahr. Meine Schüler aus der 11. Klasse meinen, es wäre an der Zeit, dass alles so wird wie früher. Einige sind unsicher und haben ein bisschen Angst; einige berichteten, dass die Eltern finanziell schwer getroffen sind. Nur führt das alles nicht zum Nachdenken. Es muss so werden "wie früher". Klima? Egal. Neue Pandemien? Grenze zu. Studium im Ausland? Das dann doch, weil "in Deutschland ist alles besser". Nun ja, ist es auch. Nur dass es da auch nicht so weiter geht, wie vorher. Jedenfalls nicht über die Lebensspanne der heute jungen Leute. Wann werden sie es merken?