Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Dienstag, 23. Mai 2023

21.05.2023 - Große Nationalversammlung in Chişinău

Die Veranstaltung zur Bekundung des Volkswillens war von der PAS (Regierungspartei) einberufen und als "unpolitisch" beworben worden. Das "Unpolitische" daran waren a) mehrere Anträge "des Volkes" zur Änderung der Verfassung, b) die Aufforderung der Regierung an ihr unterstellte Verwaltungen wie z.B. auch Schulen, möglichst zahlreich zu erscheinen und c) das Verbot von Gegenmeinungen. Meint: Demonstrationen der Opposition sind vom 15. 05. bis 03. 06. verboten. Leider hat man von so viel "Demokratie" bei uns in den Zeitungen nichts gelesen. Da ist die Moldau immer auf dem Weg zur Demokratie und nach Europa. Nun ja, in die EU will die Regierung Sandu, weshalb die Anträge auf Verfassungsänderung den Weg dazu (und wohl auch zum Eintritt in die Nato) frei machen wollen. 

Nebenbei brachte der moldauische Historikerverband noch einen Antrag ein, den - ihrem verqueren Geschichtsbild entsprechend - unzutreffenden Passus, die Moldau sei "multinational", aus der Verfassung zu streichen. "Multinational" ist natürlich Quatsch, aber gemeint ist "multiethnisch", was also bedeutet, dass man nach der sprachlichen nun auch eine ethnische Homogenisierung anstrebt. Die Ukraine lässt grüßen. Die EU mit ihren Minderheitenschutzregeln zuckt nicht- in beiden Fällen. Das ist fatal.

Egal, ich war also am Ort des Geschehens. Da der Platz der "Nationalversammlung" (ich habe das Ganze den "Großen Volkschoral" genannt) die Hauptstraße Stefan cel Mare einnimmt, die die ganze Altstadt zerschneidet, war der Verkehr blockiert. Kein Bus fuhr mehr. (Bild oben) Auf dem Platz dann viele Menschen (Bild zwei); es sollen 75 000 gewesen sein. Dafür, dass man so getrommelt und geworben und Unterstützer mit Bussen herangefahren hat, nicht eben berauschend. Frau Sandu hat gewiss auf mehr Zuspruch gehofft.

Leider haben die Leute die schönen Grünanlagen vor der Kirche nicht wirklich geschont. (Bild vier) Vielleicht wollten alle Eugen Doga hören, den bekanntesten Komponisten des Landes, der zu den Massen sprach (Bild drei). Man führte auch ein neues Werk von ihm auf, das nicht schlecht klang. Schöne Musik 

Nachdem ich mir das angesehen habe, beschloss ich, was gegen Hunger und Durst zu tun und meine etwas abseits gelegene usbekische Lieblingskneipe aufzusuchen. Ich hoffte, dort Platz zu finden. Aber die Moldau ist wirklich ein armes Land. So viele Menschen im Zentrum, aber die Kneipen, auf die ich unterwegs stieß, waren alles andere als voll. Nur die Kaffee- TOGO- und Fast- Food- Buden waren dicht umlagert. Man hat eben doch kein Geld fürs Restaurant und isst lieber zu Hause oder empfindet einen Burger auf die Faust schon als etwas festtäglich Besonderes. Ob die EU das ändern wird? Ich fürchte, das ist sowohl der neoliberalen Regierungspartei, deren Zuspruch im Sinkflug ist, als auch der EU egal. Hauptsache die Moldau wird als Billigproduktionsland in den Markt integriert und die Nato bekommt ein Aufmarschgebiet im Rückraum von Odessa und an der "Grenze" zum russisch dominierten Transnistrien, das man sicher irgendwann "befreien" wird. Davor haben viele Leute Angst, die deswegen auch nicht zur "Versammlung" gingen, obwohl sie prinzipiell für den EU- Beitritt sind. Von meinen Schüler/innen waren nur wenige dort.

Mein Tag klang gut aus. Bei hervorragendem Wetter schmeckte das Bierchen (Bild unten) und der "Plov festiv" schmeckte - wie immer - hervorragend. Das Hammelfleisch macht ihn so fett, dass mein Diabetes lacht und gute Werte zeigt. Es ist, als würde der Zucker eine "fettige Bahn" nehmen und an der Leber vorbeirutschen. ;-)     





 

13.05.2023 - Europatag

Ich wollte eigentlich zum Stand der Deutschen Botschaft, um Götz und Haro zu treffen, was auch geklappt hat. Wir waren dann schön zusammen essen und schwatzten bis zum Abend. Zu meiner Überraschung traf ich auf dem Platz vor dem Parlament, wo die Buden aufgebaut waren, aber auch Madalina aus der 9c. Sie ist in offizieller Mission unterwegs gewesen und Freiwillige bei der Organisation. Leider nur mit Englisch im Einsatz; ihr hervorragendes Deutsch wurde nicht gebraucht. Aber ich freute mich und natürlich machten wir das obligatorische Foto. Ich freue mich aufs nächste Jahr und bin jetzt schon traurig, sie nicht mehr im DSD zu erleben. Aber so ist das Leben eines Lehrers. Die Schüler/innen kommen und gehen und man kann sie nicht halten - soll es auch nicht. ;-)

12.05.2023 - Meine Lieblinge aus der 9a/I

Herr Steffen, dürfen wir mit Ihnen ein Bild machen? Klar. Warum nicht? Artiom (links) sieht ein bisschen pfiffig aus und das ist er auch. Aber er hat gut gelernt und gehört zu den Besten. Hm, sind alles meine Besten. Oben hinter mit Bogdan, der seinem Bruder nacheifert, der hier als Genie galt, daneben Vlad, der nach Deutschland gehen wird und deswegen gut gearbeitet hat. Ruhig, überlegt und klug. Und vorne sind Xenia und Adelina, die beide fließend sprechen und schöne Projekte zum Botschaftswettbewerb eingereicht haben. Ich hoffe, ich sehe sie alle (bis auf Vlad) in der 10. Klasse wieder.  Viel Glück erst einmal bei den Abschlussprüfungen.

Mittwoch, 3. Mai 2023

30.04.23 - Mit Anna und Lea in Orheiul Vechi

Das Wetter war schön und wir zum Ausflug übers Land verabredet. Von Orheiul Vechi ist natürlich nicht viel Neues zu berichten. Aber da meine jungen Begleiterinnen etwas besser zu Fuß waren als meine Kolleginnen und wir Zeit hatten, konnte ich dieses Mal den Weg aus dem Kloster (Bild) heraus nehmen und ein paar Meter auf dem Höhenzug spazieren. Wir sahen nichts Neues, aber der Ausblick war schön und ich schwatzte die beiden voll mit Anekdoten aus meinem langen "Leben im Osten". ;-) Wieder in Chişinău angelangt, trennten sich unsere Wege. Schöne Abwechslung. 

29.04.23 - Mit Anna und Lea in der Stadt

Wer sind Anna und Lea? Zwei Studentinnen, die ihre Erasmus- Zeit in Bukarest verbringen. Anna hatte Dietrich auf einer Flugreise kennengelernt und als sie äußerte, gerne einmal in die Moldau zu reisen, hat Dietrich sie an mich verwiesen und mich gleichzeitig gebeten, die beiden zu begleiten. Gesagt, getan.

Wir trafen uns am Sonnabend in der Stadt zu einem ausführlichen Stadtgang. Besonders fasziniert waren die beiden von der Friedhofskultur mit den Porträts und oft auch diversen Status- Symbolen (Mercedes etc.) auf den Grabsteinrückseiten. Auch das sowjetische Ehrenmal musste ins Programm. Gar nicht losreißen konnten sie sich aber von dem öffentlichen "Tanz in den Mai"(Bild oben), wo viele Veteranen im Disko- Stil zu Manele und Russenpop tanzten. Klar, für deutsche Augen sehr ungewöhnlich. ;-)

Dann waren die beiden müde vom Stadtbummel, wollten noch auf einen Markt und sich dann zurückziehen. Ich blieb noch ein bisschen an der Kathedrale, wo ein Gottesdienst für Motorradfahrer stattfand und ein paar lustige Burschen vorbeikamen, die wohl die alte Dakerschlacht nachspielen wollten. Jedenfalls sahen die römischen Legionäre (Bild zwei) ziemlich echt aus und auch die Daker nebst Druiden (?) machten was her. (Bild unten)


 

08.04. 23 - Geburtstag in Orheiul Vechi

Sebastian (Bild unten vorne), ein Freund von Micha Kraitzitzek, den ich von diversen gemeinsamen Besuchen in der Ukraine und in Leipzig kannte, hatte sich überraschend in Chişinău angemeldet. Wie das? Es stellte sich heraus, dass er hier mit einem anderen Freund (auch ein Michael- erstes Bild links hinten) zusammen Freunde besuchen wollte, die beide aus Berlin kennen. Auch ich hatte den Schweden (Bild unten rechts vorn) vor langer Zeit in Berlin kurz kennenlernen dürfen, weswegen das Treffen hier etwas Kurioses bekam. Seine Frau ist Moldauerin (Bild oben rechts) und so hat es die beiden in ihre Heimat verschlagen. 

Ich war am 07. 04. abends eingeladen. Ein schöner Abend, an dessen Ende ich vorschlug, anderntags doch gemeinsam nach Orheiul Vechi zu fahren und dort evtl. ein interessantes Restaurant zu besuchen, von dem ich gehört hatte. Der Vorschlag wurde angenommen und so sahen wir uns am 08. 04. Dorf, Höhlenkloster und Landschaft in Orheiul Vechi an und ich konnte im Restaurant "Epoche der Steinzeit" (ein uriges Höhlenrestaurant mit offenem Grillfeuer und Wandmalereien im Stile der alten Höhlenmalereien), für das Corina reserviert hatte, ein Abendessen ausgeben. 

Tolle Atmosphäre und tolles Essen! (Bild Mitte) Natürlich vor allem auch wegen der tollen Gesellschaft. Das hat Spaß gemacht und war ein schöner Geburtstag! Ich freue mich schon, dass Sebastian unbedingt wiederkommen will. Dann auf ein Neues!    



 

07.04. 23- Geburtstagsschatten

Freitag war wie immer Unterricht bis 15.00 Uhr und danach ging ich mit Gheorghe wie schon oftmals vorher zu "Andys Pizza" was essen. Da ich vorsorglich meinen Geburtstagseintrag bei Facebook gelöscht hatte, war ich ziemlich arglos. Aber der Kerl holte trotzdem eine Tüte aus seiner Tasche, schenkte mir eine Flasche Wein und eine Tasse "von den Jungs". (Bild) "Kam, sah und korrigierte" - wahrlich ein zutreffender Spruch und eine schöne Idee. Die Kerls kamen denn auch und wollten alle wissen, wie es es finden würde. Na wie? Klasse! :-) 

Danke!