Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Samstag, 21. September 2019

05.09. Jahrestagung der ZfA Rumänien in Iasi

Nun hat mich die Arbeit also wieder. Allerdings war auf der Tagung in Iasi noch nicht allzuviel zu tun. Empfang im Rathaus, ein paar Workshops, ein Ausflug- Abendessen und Biertrinken bei herrlichem Wetter in guten Restaurants in der sonnendurchfluteten Innenstadt. So kann ein Arbeitsjahr beginnen...

Am zweiten Tag gab es einen Ausflug zu einem neogotischen Schlösschen einer alten Adelsfamilie, die es nach französischem Vorbild ausgestalten ließ. Es scheint aber nicht so populär zu sein, denn ich erinnere den Namen nicht und kann es im Internet nicht finden. :-( Egal. Von außen ist es hübsch anzusehen und der Park ist ebenfalls angenehm. (Bild eins) Innen ist es freilich immer noch eher eine Ruine als eine Sehenswürdigkeit. (Bild drei) Im Zweiten Weltkrieg diente es teilweise als Lazarett, dann als Kinderheim. Auch jetzt werden viele der Gebäude auf dem Gelände von der Caritas als Heim weiterbetrieben. Wahrscheinlich versuchen die Betreiber, das Schloss attraktiver zu vermarkten, um Geld einzuspielen. Es gab immerhin ein Restaurant auf dem Gelände und so hatten wir ein ganz gutes Mittagessen. Nun ja, ich habe von etwas Fladenbrot und viel Krautsalat gelebt, denn der Rest des Angebots bestand aus viel Fisch, den ich nicht esse, und vielen Süßspeisen, die mir verboten sind. Blieb der Krautsalat. Aber den anderen hat es geschmeckt.

Leider hatten wir nur einen Bus, weswegen Lehrer und Schüler auch an diesem Tag getrennt voneinander Programm hatten. Ich hatte gehofft, mit meinen Schülern, die hier ihren Projektbeitrag, einen Kurzfilm zum Thema "Traditionelles Handwerk", vorstellen sollten, ein bisschen Zeit verbringen zu können, aber dem war nicht so. Ich sah sie nur kurz am Abend bei der Präsentation. Ioana und Dianira (Daria war nicht mit) stellten ihren Film "Schwarze Keramik" vor und gewannen am Ende den ersten Preis des Wettbewerbs. (Bild unten) Sie können sich nun auf eine Einladung in die Deutsche Botschaft Bukarest freuen. Auch Bianca, Ioana und Serban (Bild zwei) waren ganz vorne mit dabei. Aber zu einer Platzierung hat es nicht gereicht- leider. Ich hätte sie gerne mit dabei gehabt...

29.08. Rückfahrt - Trenčin

Eigentlich hatte ich ein Hotel in Košice gebucht und da ich weiter nichts vorhatte, erst am Tag darauf wollte ich mir einen ausführlichen Besuch bei Helmut und abends vielleicht den deutschen Stammtisch vornehmen, trottelte ich in aller Gemütlichkeit in Leipzig los und drückte auch auf der Autobahn nicht "auf die Tube". Dann erreichte mich eine sms; mein Freund sei nicht da, er habe kurzfristig ein Projekt bei Trenčin übernommen. Dank booking.com und einem internetfähigen Handy konnte ich die eine Buchung stornieren und mir eine andere bestätigen lassen. Soweit so gut...

Ich kam also am späten Nachmittag an und stellte mein Auto nichtsahnend im Hotel ab. Da ich mein Auto anderntags als "Taxi" zur Verfügung stellen wollte, startete ich kurz vor der vereinbarten Zeit den Motor, der...- nichts tat. Starter oder Batterie? Ich tippte auf den Starter. Der ADAC vermittelte schnell eine Werkstatt, aber die sah sich zu einer Reparatur nicht in der Lage: Nationalfeiertag! Zum Glück konnte ich das Hotel verlängern und auch das zweite Mal Košice problemlos stornieren. Ich hatte nun nichts mehr zu tun und konnte ganz gemütlich die kleine Stadt Trenčin erkunden, an der ich bisher immer vorbei gefahren war.

Die Stadt hat eine kleine, sich den Berg hinauf hangelnde ganz alte Altstadt. (Bild oben) Das eigentliche Zentrum mit den "neueren" Häusern aus der Barock- Zeit (Bild drei) und später, befindet sich am Fuße der alles dominierenden Burg.(Bild vier) Ich stieg natürlich hoch und fand eine untere und eine obere Burg, die sozusagen eine Burg in der Burg ist. Hier überragt der Renaissance- Palas alle anderen Wehrbauten.

Sonst gibt es eine Synagoge (Bild unten) und einen schönen Dendro- Park, von dem aus verschiedene Wanderwege abgehen. Ich nahm einen und hatte rund drei Stunden lang einen ausgedehnten Spaziergang in der Natur auf gut gepflegten Wegen. Abends trank ich ein Fläschchen Rotwein in einem Restaurant direkt unter der Burg über der Stadt. Herrlich und bei dem Wetter ein kaum zu übertreffendes Erlebnis. Schade, dass die Zeit enden musste, ich diverse Freunde nicht gesehen habe, und weiter musste. Anderntags kam der ADAC- Service: Diagnose Batterieschaden. Gut, die war wirklich alt und konnte schnell ersetzt werden. So erreichte ich Rumänien rechtzeitig und ohne Probleme.


Freitag, 20. September 2019

19.08. Urlaub- Kloster Lehnin

Völlig verrückt. Klar doch: Der Abend mit Daniel war lang und "flüssig". Aber so schlimm? Das erste Mal verfuhr ich mich in einer Baustelle kurz hinter Berlin und bog nach Frankfurt/ Oder ab, statt in Richtung Rostock zu fahren. Ok, in Ludwigsfelde habe ich noch getankt und dann bin ich umgekehrt. Aber an der nächsten Baustelle kam ich auf die Spur, die zur A2 führt und wieder nicht nach Rostock! Gut, ich habe mein Schicksal angenommen und bin bis zum Abzweig Lehnin gefahren, weil ich wusste, dass dort ein Kloster ist, das ich aber nie gesehen habe. Man soll nicht immer an allem vorbei fahren, nur weil man woanders hin will. ;-)

Also bin ich raus und habe mir Kloster Lehnin angesehen. Das ist schon ein beeindruckendes Gelände, das heute weitgehend von der Caritas genutzt wird. Von den Toren und den Mauern stehen nur noch Ruinen. (Bild oben) Aber die Wirtschaftsgebäude, die sicher über die Jahrhunderte genutzt wurden, stehen noch. (Bild zwei)

Leider ist die Kirche keine wirkliche touristische Attraktion, sondern ein funktionierendes Gotteshaus für ein Kloster. Ich wollte nicht auf den nächsten offiziellen Führungstermin warten und so konnte ich das Innere nicht sehen. Aber ich kann es mir vorstellen, soll doch Lehnin Vorbild für den Dom zu Ratzeburg sein, den ich gut kenne. Nach so viel französischen oder süddeutschen Kathedralen war es doch wieder erholsam, die Schlichtheit norddeutscher Backsteingotik bewundern zu können. Na gut, das hatte ich in Polen auch schon und dann in Wismar sowieso. Dort kam ich dann zum Kaffee an. Noch einmal habe ich mich nicht verfahren. ;-)


16.08. Urlaub - Włocławek und Płock

Auf dem Weg nach Płock machte ich einen Nachmittag und einen Abend bei Miros in Chiechocinek Halt, sah mir die Baustelle seines neuen Hauses an und traf abends auf ein paar amerikanische Millionäre und den Chef von Mitsubishi Europe. Das war echt spannend. Einer der alten Leutchen war demokratischer Kongressabgeordneter für Florida und bestritt den Abend. Kein Altmännergequatsche und bestimmt von intimen Einsichten bestimmt. Wenn er Recht hätte, kommt der Krieg mit dem Iran in den nächsten zwei und der finale Kampf zwischen den USA und China spätestens in 15 Jahren. Das wäre dann ein Atomkrieg. "Sure", bestätigte er kurz...

Am anderen Tag wollte ich eigentlich Christina und Wiesław besuchen, aber das musste ausfallen, weil Christina krank wurde und nach Gdańsk in die Klinik fuhr. Trotzdem habe ich kurz angehalten und nach unserer alten "Wohnung" im Internat gesehen. (Bild oben) Sie ist immer noch unbewohnt. Dann bin ich weiter zu Dorota und Spyszek an den See. Die haben sich auch gefreut, mich zu sehen. Ich traf auch die "Kleinen" Marta und Michał - zwei schöne erwachsene junge Menschen. Wie die Zeit vergeht...  Dann bin ich zurück und war noch bei Monika und Maniek. Auch am See. In der alten Datscha.

Am Sonnabend hatte ich noch ein bisschen Zeit, ehe ich mit Gosia verabredet war und wir uns bei Starzsynski (Bild drei) treffen wollten. Was für ein schöner Tag! Ich schlenderte ziellos durch die Stadt und sah, was es Neues (Bild unten- Die Siegessäule) gibt und was noch wie früher ist. (Vorletztes Bild- der Dom). Unglaublich, wie belebt jetzt die Altstadt und der Markt sind. (Bild zwei) Wenn ich daran denke, dass es 1993 ein (!) Restaurant mit einem essbaren Gericht (Shashlyk!) für fast 200 00 Menschen gab... Da hat sich wirklich viel verändert.

Ein bisschen sentimental wurde ich am Denkmal für Chojnacki (Bild vier), den mgr. ing. und Vorsitzenden der Wissenschaftlichen Gesellschaft, mit dem ich manchen Kampf ausgefochten und dem ich doch das "Hoffmann- Haus" (und nicht nur ich!) zu verdanken habe. Die Zeit vergeht und nichts bleibt, wie es war. Oder doch? Der wundervolle Abend mit Gosia schien fast das Gegenteil zu behaupten. Wir hatten uns im letzten Jahr zum ersten Mal nach fast 20 Jahren wiedergesehen und merkten auch dieses Mal: Alles wie früher. Wir verstehen uns. Ein gutes Gefühl, von den ehemaligen Studenten nicht vergessen zu sein. Dasselbe Gefühl hatte ich auch am Abend vorher bei Monika und Maniek gehabt. Dort gab es
Shashlyk- wie schon seit so vielen Jahren immer wieder. Und immer wieder ist es gut! ;-) Am Sonntag fuhr ich dann nach Berlin zu Daniel und von dort weiter nach Wismar.

14.08. Urlaub - Grudziądz und Kwidzyn

Sie sieht mich immer gerne und ich bin auch gerne bei Wiesia in Polen. Dieses Mal sind wir z.B. ganz entspannt um die Stadt geradelt. Gelegenheit zum wiederholten Male die schöne Weichsellandschaft zu bewundern und zu sehen, was die Polen aus der alten Stadt Graudenz (Bild drei), die lange wirklich "grau" war, gemacht haben. Wie man sieht eine blühende Stadt mit vielen Farben! (Bild zwei) Die Parks sind wirklich hübsch und auch sonst gibt man sich Mühe. Endlich ist auch ein Restaurant mit Weichselblick eröffnet worden. Wir aßen gut im Freisitz gegenüber...

Für mich war sehr schön, Ola wiederzusehen. Seit ihrer Schwangerschaft hatte ich Wiesias "kleine" Schwester nicht mehr gesehen. Wir verstanden uns auf Anhieb wie früher und hatten Spaß bei den Erinnerungen, wie ich sie mit 16 mit nach Deutschland zum Arbeiten nahm. Gemeinsam mit Anka und Franziska hatte sie im Zahnlager bei meinen Schwiegereltern Dentalkram sortiert und eingetütet. Faszinierend, wie gut sie damals Deutsch gelernt hat; faszinierend, wie gut sie es immer noch spricht. Vor allem: Fast akzentfrei! 

Nach Olas Besuch fiel Wiesia in der Nacht ein, dass ihre Schwester am anderen Tag Geburtstag hat! Kurzentschlossen haben wir uns nach Kwidzyn (Marienwerder) eingeladen. (Bild vier) Nach dem Kaffee blieb noch ein bisschen Zeit, mit der ganzen "Bande" einen Stadtgang zu machen. (Bild fünf) An die Burg erinnerte ich mich gut, aber ob wir uns je die Zeit genommen hatten, die Stadt zu besichtigen? Die Post kam mir immerhin bekannt vor...

Ich denke, Kwidzyn war in den 90ern so unansehnlich wie die anderen polnisch- preußischen Städte der Gegend auch. Eher abschreckend und nicht zur Besichtigung einladend. Da hat sich auch hier viel getan. Wirklich hübsch ist anders, aber man bemüht sich, aus den Resten der Altstadt was zu machen (Bild unten) und die sozialistischen Neubauten so gut es eben geht ins Stadtbild zu integrieren. Der alte Markt wird im historisierenden Stil wiederaufgebaut. Wichtiger aber ist, dass man versucht, die Kriegslücken zu schließen und so der Stadt ihren Charakter wiederzugeben. Das können die Polen. Muss man neidlos anerkennen. Ich hatte drei schöne Tage in Westpreußen. ;-)




10.08. Urlaub - Landesgartenschau Frankenberg

Uta hatte schon längst wieder Vorbereitungswoche und ich ein bisschen Zeit für Sport und Bücher. "Nebenbei" habe ich unsere Bücher- und CD- Regale durchgesehen und zwei große Aldi- Taschen aussortiert. Ich war ganz stolz. Aber Uta sah nichts und meinte, es sei alles wie vorher. Na ja... Wir haben eben keinen Platz und da musste alles weg, von dem ich sicher war, dass ich es nie wieder lesen würde. Buddhistische Märchen, mittelalterliche Heldenepen und so was. Alle schon etwas schmuddelig und meist in DDR- Reclam- Ausgaben. Deswegen auch "schmuddelig": Es lag einfach an der schlechten Papierqualität... 

Am letzten Wochenende bevor Uta wieder in die Schule musste, kam - wie jedes Jahr - Kirstin zu Besuch. (Bild oben) Und - auch wie jedes Jahr - überlegten wir, welche mit Pflanzen verbundenen Höhepunkte wir zur Besichtigung anbieten können. Dabei war es dieses Jahr nicht schwer, denn Uta wollte auch zur Landesgartenschau nach Frankenberg, was wir dann auch in die Tat umgesetzt haben.

Für mich sind das immer nicht so die Höhepunkte. Ich freue mich am Grün und an der Blütenpracht, aber sonst habe ich keine Ahnung, kann also nicht wirklich genießen. Immerhin fand ich einige Pflanzennamen doch witzig. ;-) (Bild zwei)

Als Schau hat mich das Ganze nicht wirklich überzeugt. Aber unter dem Aspekt der "Schandfleckenbeseitigung" durch Stadtbegrünung mag es hingehen. (Bild drei) Sonst hatte ich an Frankenberg keine Erinnerung und so gab es Gelegenheit, dem abzuhelfen. Eine nette sächsische Kleinstadt, in der es nach 14.00 Uhr nirgendwo mehr was zu essen gibt. Trotzdem ein schöner Tag. Er klang auf unserem Balkon bei sehr milden Temperaturen bei einer schönen Flasche Rotwein und ein bisschen Musik aus der Box aus. So muss Sommer sein!



28.07. Urlaub Leipzig Triathlon

Der Termin ist "heilig". Wenn es irgend geht, sind wir zum Leipzig- Triathlon bei Gabi und Wolfgang mit anderen "Veteranen" aus Utas Turnverein. Immer geht es darum, Werner (Bild oben) und Jörg (Bild Mitte) zu unterstützen, die beide in ihren Altersklassen immer ganz vorne mitschwimmen, mitradeln und mitlaufen. Abends gibt es dann Gegrilltes, Bier und Sekt und nette Gespräche.

Dieses Jahr spielte der Sommer mit, jedenfalls war das am Abend sehr angenehm. Für die Athleten war es natürlich weniger optimal. Man sah es vor allem auf der Laufstrecke. (Bild unten) Immerhin hatte ich Gelegenheit, mich als "Sportfotograf" zu versuchen. Ich finde, es ist gelungen. ;-) Die Bilder trösten Werner vielleicht darüber hinweg, dass ihm in diesem Jahr Jüngere den Sieg wegschnappten. Aber was heißt das schon? Der Mann ist topfit und nur zu bewundern.

Jedes Jahr wieder zwickt es mich und ich stelle mir die Frage, ob ich nicht auch... Aber ich habe seit einiger Zeit Probleme beim Schwimmen und weiß nicht, ob ein bisschen Training (ausführliches Training geht sicher nicht) das Krampfproblem  lösen würde. Mag sein, die einseitige Belastung durch Joggen und Radfahren bekommt den nicht genutzten, aber vielleicht für das Schwimmen wichtigen Muskeln nicht. Kann aber auch sein, es ist was anderes. Schließlich hänge ich die Beine nur ein paar Minuten ins Wasser, und schon kommt der Krampf. Es ist ein K(r)ampf mit dem Alter!



26.07. Urlaub - Limburg und Mainz

Wir waren in Wiesbaden bei Lutze untergekommen und verbrachten den Abend schwatzend und Wein trinkend auf dessen Balkon. Anka kam aus Mainz herüber und wünschte sich, als das Thema auf den nächsten Tag kam, einen Ausflug nach Limburg. Gesagt getan. Limburg ist von Mainz nur einen Katzensprung entfernt und ein mittelalterliches Fachwerkstädtchen. (Bild oben) Und nun stimmt es wirklich: Nach Strasbourg und Colmar konnte die Stadt uns nicht mehr gefangen nehmen, obwohl sonst nichts gegen sie spricht. Alles ist hübsch, verwinkelt, alt...- und doch nicht Colmar...

Dafür hat die Lage des Doms hoch über dem Fluss schon etwas Besonderes. (Bild zwei) Überhaupt- der Dom! Sagte ich schon, wie sehr mich gerade Romanik fasziniert? Ich glaube, im Zusammenhang mit Worms war schon die Rede davon. Aber die Farbigkeit des Limburger Doms sticht aus der sonst schlichten Kirchenarchitektur heraus. (Bild drei) Sie unterstreicht gekonnt die Formen der Rundbögen, Galerien usw. Vielleicht waren alle romanischen Kirchen ursprünglich so gestaltet? Mag sein. Aber dass die romanische Kirche nach dem Vorbild der Kathedrale von Laon gotisch vollendet wurde, ist doch seltsam. So schloss sich ein Kreis unserer Urlaubstage.

Interessant auch, dass die Kirche sieben Türme hat! Warum sieben? Keine Idee. Keine andere deutsche Kirche hat so viele. Sehenswert auch das alte Schloss, dass hinter der Kirche über dem Abgrund  sich auftürmt. Und dann ist da noch die alte Brücke mit Brückenturm unterhalb des Burgbergs. (Bild vier) Sie führt über die Lahn und ist auch ein romantisches Element des Stadtbilds. Wir verließen die Stadt aber über die Autobahnhochbrücke, die etwas weniger romantisches etwas weiter entfernt über das Lahntal führt...

Anka nämlich hatte eine Party vorzubereiten und musste zur Kaffeezeit wieder in ihrem Institut in Mainz sein. (Bild fünf) Wir wollten den Dom und die Kirche sehen, die Chagall mit Glasfenstern versehen hat (Bild unten), ehe uns Lutz in Wiesbaden mit zum Improvisationstheater nehmen wollte. Mainz fand ich gar nicht so übel. Klar, die Stadt ist im Krieg arg in Mitleidenschaft gezogen worden und von einer irgendwie geschlossen daher kommenden Altstadt kann keine Rede sein. Aber im Ganzen ist es ganz lebenswert wiederhergestellt. Der Dom ist auch interessant. Aber das hatten wir nun alles schon. Was wir noch nicht hatten, war der Chagall.

Die Besichtigung der von ihm gestalteten Kirchenfenster (Bild unten) lohnt sich wirklich. Alles ist in blau gehalten, das oft mit einem strahlenden Rot kontrastiert. (Manchmal allerdings gibt es auch hellblau mit blassgrün!). Dabei fasziniert die naive, im besten Sinne kindliche Auffassung der biblischen Motive. Ich meine, es ist die einzige Art, in der man heute noch Kirchenfenster gestalten kann. Das Kindliche verfremdet und gibt den Motiven etwas Märchenhaftes, nach meiner Meinung die einzige Form, in der man (so man sie nicht historisch- kritisch liest) die biblische Geschichte noch ernst nehmen kann. Genau in dem Sinne ist Chagall "märchenhaft".






Donnerstag, 19. September 2019

25.07. Urlaub - Worms

Auf dem Weg zwischen Colmar und Mainz/ Wiesbaden liegen Speyer und Worms. Vor Jahren hatten wir uns beide Städte angesehen, wie ich meine. Uta aber erinnerte sich partout nicht an Worms und so bogen wir von der Autobahn ab, um noch einmal den Dom (Bild unten) zu sehen. Ich liebe die Romanik für ihre Schlichtheit, die Weltabgewandtheit ist. Tod (Bild eins) und Hölle (Bild drei) sind allgegenwärtig, Wen wundert es, wenn man dann als Fotograf eher als Geist, denn als leibliche Person erscheint? (Bild zwei) ;-)

Außer dem Dom hat die Stadt sonst nicht mehr viel zu bieten. Das Museum war wegen Renovierung geschlossen. und weiter weg als bis zum Fragment der alten Stadtmauer wollten wir sowieso nicht. Wir waren froh darüber, denn es war gefühlt der heißeste Tag des Sommers und ein Mittagessen unter einer großen schattigen Platane im Freisitz eines sehr guten italienischen Restaurants genau das Richtige. Faul sein und es sich schmecken lassen = Urlaub! Einmal im Jahr kann und muss das sein...

Übrigens ist im Dom eine Votivgabe der Theophanu ausgestellt: Eine an einer fein zisilierten Kette hängende Galeere, die vielleicht dem Nicolaus (?) geweiht ist. Das erwähne ich, weil man hier den Unterschied der im Vergleich zur byzantinischen Kunst (Theophanu war byzantinische Prinzessin) doch recht grobschlächtig daher kommenden westlichen Kirchen- Ausstattung bemerken kann. Was für ein zivilisatorischer Unterschied! Und doch ist das feinsinnige Reich der Neugriechen untergegangen, während sich das andere Gebilde durch die Geschichte geschleppt hat und heute unter dem Namen "Deutschland" noch da ist. So kann es gehen. Freilich: Die christlich- orthodoxe Kunst in Rumänien hält den Vergleich auch nicht aus.



24.07. Urlaub- Colmar

Wieder eine Fehleinschätzung! Wir fuhren von Strasbourg nach Colmar, von dem meine Eltern schon vor Jahren geschwärmt hatten. Aber, ok, was kann nach Strasbourg schon noch kommen? Nachdem uns die Metropole mit ihrer Größe des Altstadt überrascht hatte, musste Colmar als sicher ganz süße Kleinstadt nun aber doch zurücktreten. Auch deswegen, weil wir nicht so viel mehr erwarteten, fuhren wir gemütlich über's Land und beschlossen, einen Abstecher zur "größten Burg des Elsaß" (Hochburg) zu machen. Wir ließen das Auto unten auf einem Parkplatz stehen und wanderten entspannt auf den Berg, wo wir eine nette kleine Burgruine fanden (Bild oben), die für den exorbitanten Eintritt wenig zu bieten hatte. Der Ausblick über die Gebirge und die unten liegenden Dörfer war schon schön; man sah auch die vielen anderen Burgruinen, die von der einstigen "Festigkeit" des Landes künden. Aber sonst war der Bau nicht wirklich beeindruckend. Wer aus Sachsen kommt...

Schön war es aber doch da oben. Nun aber Colmar. Schock! Im Fahrstuhl klärte uns ein Zettel darüber auf, dass leider im ganzen Hotel die Klimaanlage ausgefallen sei. Draußen 37 Grad und unser Zimmer unter dem Dach und eher eine Kammer als ein Zimmer. O je! Also duschen und so schnell wie möglich raus. Wir erreichten auch nach ein paar Metern das, was wir als "Altstadtzentrum" identifizierten, und gingen erst mal in einer schönen Fachwerkstraße was essen.

Gemütlich wanderten wir weiter mit der Absicht, einmal um die Kirche rum zu gehen und uns dann was für den Abend zu suchen. Aber, o Wunder, es kamen Straßen noch und nöcher und eine schöner als die andere und alle vom feinsten Fachwerk. (Bild drei) Und die Häuser wurden älter und älter (Bild zwei) und als wir dort ankamen, wo ein Schild vermeldete, wir wären in "Petite Venice" (Klein- Venedig- Bild vier), war klar, die ehemalige Freie Reichsstadt Kolmar war auch bedeutender, als ich gedacht hatte. Und daher eben auch größer. Auch hier fanden wir eine ausgedehnte Altstadt mit vielen interessanten Gassen und netten kleinen Details.. 

Ähnlich wie Strasbourg ist auch Colmar vom Wasser geprägt (Bild fünf)t, allerdings sind die Kanäle, die sich durch die Altstadt ziehen, deutlich schmaler. Was bleibt abschließend zu sagen? Wir hatten gedacht, wegen des "Ruhmes" der Stadt, würden uns die Touristen tot treten. Aber dem war nicht so. Auch dieses Altstadtzentrum ist groß genug, dass die Menge sich verläuft. Auf die Touri- Attraktion Nr. 1, eine Fahrt mit gestakten Flachbooten durch die Kanäle, haben wir allerdings verzichtet. Wozu? Die Stadt war auch fußläufig schön anzusehen. Natürlich gibt es auch eine alte Kirche usw. Aber wozu das noch zeigen? Wir hatten so viele bedeutendere gesehen, dass nicht jede Schönheit mehr extra erwähnt werden kann. ;-) Und schön ist Colmar! (Bild unten)

23.07. Urlaub- Strasbourg

Schon am Abend war uns klar geworden, dass Strasbourg nicht Reims ist und dass wir darauf verzichten würden, ins "Umland" zu fahren. Dafür bietet die Stadt einfach zuviel. Ohnehin war klar, dass dieser Tag zunächst dem Münster gehören muss. Und also begaben wir uns um 10.00 Uhr zum Münster, wo wir von einer Schlange ähnlich der früheren vor dem Lenin- Mausoleum empfangen wurden. Das kann ja dauern! Aber es war keine Schlange vor einer Kasse, sondern eine vor der Eingangskontrolle. Wir mussten die Taschen öffnen, mehr nicht. So ging es schnell. Das Münster selbst beeindruckt weniger durch den Bau, als vielmehr durch den Figurenschmuck. Klar, es ist schlanker als die bisher gesehenen Kathedralen, aber das kannten wir schon von Ulm, vom Kölner Dom usw. Aber der Reichtum an individuell gestalteten Figuren ist wirklich beeindruckend!

Beeindruckend auch das Interieur. Die Rosetten und sämtliche (!) Fenster sind mit Buntglas (Bild oben) geschmückt oder zeigten biblische Szenen, Heiligenlegenden usw. Für mich war besonders die astronomische Uhr interessant, da wohl jede Hansekirche eine solche hatte, ich bisher aber nur die Überreste des Mechanismus gesehen hatte. Die in Strasbourg ist gut restauriert und voll funktionstüchtig! (Bild zwei) Allerdings hatten wir einige Probleme, uns auf der "Weltkarte" unter den Zeigern zurecht zu finden. (Bild drei) Eine Welt vor der Mercatorschen Projektioskonvention ist schon etwas merkwürdig anzuschauen. 

Dann trollten wir uns in die Stadt und durchquerten sie im Wortsinne, also kreuz und quer und ganz bis zum Ende des Inselfelds. Wir fanden lauschige Plätze, nette Hinterhöfe, belebte Straßen und heimelige Gassen. (Bild fünf) Lustig die Symbiose deutsch- französischer Märchenkultur á la Gebrüder Grimm. (Bild vier) ;-) Auch sonst war das Deutsche nicht so weit aus der Stadt verschwunden, wie der Reiseführer gewarnt hatte. Wir fanden überall Bedienungen oder Ladeninhaber, die uns auf Deutsch ansprachen. Wieder kam ich nicht dazu, mein mühsam mit babbel aufgefrischtes Französisch anzuwenden. Einzig am Abend, den wir wieder auf "unserem Freisitz" verbrachten, gelang ein Gespräch mit dem Kellner, der lachend gestand, in der Schule Deutsch gelernt und es früher auch gesprochen zu haben, aber nie wirklich mit "der, die,das" klar gekommen zu sein. So stand ich wenigstens meinem Weibe gegenüber nicht ganz als Nichtskönner da. ;-)

Was ist ansonsten noch erwähnenswert? Je weiter man sich dem Ende der Altstadt nähert und dann besonders jenseits der Wasserläufe, findet man natürlich neben preußischem "Amtsbarock" (Bild sechs) auch modernere Bauten aus dem Ende des 19. oder Anfang des 20. Jahrhunderts. Aber irgendwie passen die alle (wie die jüdische Familie auf Bild sieben) noch ins Ambiente einer alten Stadt. Am Rande wird die Stadt auch grüner und hat Parks, z.B. vor dem ausgedehnten Universitätsviertel.

Großzügig sind die Bauten aus der Zwischenkriegszeit (Bild unten) im Viertel vor dem Bahnhof, wo sich auch unser Hotel befand. Die modernen Straßenbahnen bilden hier einen schönen Kontrast zum Altertum. Sie verkehren rings um die alte City, ohne das Zentrum zu stören.

Der Abend war wieder entspannend, faul und der Abschluss eines angestrengten Müßiggangs. ;-) Schade, dass wir nur zwei Tage für Strasbourg geplant hatten. Man hätte es ohne Probleme länger dort aushalten können! Aber schlimm ist das auch nicht. Man kann ja wiederkommen und wir kommen sicher wieder. Beispielsweise haben wir ja das Europa- Parlament und die ganze moderne City bewusst ausgelassen, um den Eindruck, den das Alte machte, nicht zu zerstören. Das andere kann man nachholen. Aber was mich besonders reizt: Das Äußere der Stadt kennt man jetzt. Man muss nicht mehr alles erkunden. Beim nächsten Mal kann man also fauler sein, einfach genießen und hier und da auf Details achten, die jetzt vielleicht unbemerkt blieben. Hauptsache es ist wieder so ein tolles Wetter zum Draußensitzen und Wein genießen! :-)