Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Montag, 20. Mai 2013

Burgfest auf St. Miklosh - Chinadievo

Ja, Projekte hin, Projekte her. Es muss auch ein bisschen Würze sein und die "Würze" hieß Uzhorod, was an sich etwas fad ist, wenn man es kennt. Auch für junge Leute nicht eben ein Höhepunkt und mittlerweile ziemlich teuer, wenn man nicht nur Pizza essen will. Unter 5- 10 Euro ist kein wirkliches Mittag drin und das Bier kostet auch schon zwischen 1,40 und 2,00 Euro. Trotzdem sind die besseren Kneipen alle voll- das ukrainische Wunder!

Jedenfalls kam ein Mittelalterfest auf der alten ungarischen Burg St. Miklosh (14. Jahrhundert- romanischer Grundriss) in Chinadievo bei Mukacevo gerade recht. Knapp 40 km Fahrt mit dem Auto und wir erlebten "Mittelaltermusik" einer guten ungarischen Gruppe, dazu Tanz (Bild oben), Ritterkämpfe (zweites Bild) und Böllerschüsse (Bild drei). "Nebenbei" gab es Kesselgulasch, Shashlyk, Bier und allerhand Schnickschnack. Im Ganzen ein gelungener Nachmittag.

Dann schlug ich als Rückweg den Weg quer durch die Karpaten vor. Ich hatte nur die landschaftlichen Schönheiten im Blick, wurde dann aber auf ein Schild aufmerksam, das Bunker einer "Arpaden- Linie" ankündigte. Das Schild war neu- die Ukraine macht sich. Also machten wir einen kleinen Umweg und fanden wirklich Bunker ungarischer Bauweise. 1500m lang und ca. 30 m unter der Erde dienten sie irgendwie der Verteidigung der ungarischen Außengrenzen. (Bild unten) Allerdings wissen die Ukrainer das nicht so genau, denn die Archive in Budapest und Moskau seien noch verschlossen. So, so... Sonst nix Aufregendes. Einreise 30 min Grenzpassage; Ausreise ca. 15 min. Da werden alle Horror- Geschichten aus früheren Zeiten zur bloßen Fama...



Sonntag, 12. Mai 2013

Stara Lubovna, Podolinec, Spisska Bela und Strazky


Ich war auf der Rückreise aus Leipzig, wo u.a. das Auto durchgesehen und Sommerreifen aufgezogen worden waren. Da ich von Sonntag auf Montag nicht ohne eine kleine Erholung starten wollte, hatte ich in Brzesko übernachtet. Nun war also Zeit, endlich einmal dort anzuhalten, wo ich sonst nur durchgefahren bin. Stara Lubovna- die mächtige Burg grüßt ja unübersehbar über die Berge! Und Burgen üben nun einmal seit Kindertagen einen besonderen Reiz auf mich aus...

So, so, die Lubomirski und die Zamoyski waren also Burgherren. Hatten die Ersteren die ursprünglich gotische Grenz- Burg (oberes Bild- Burgmauer aus gotischer Zeit) im Renaissancestil (drittes Bild) umbauen lassen, war sie unter Letzteren noch einmal im Barock- Stil renoviert worden, ehe sie nach den Teilungen Polens verfiel.

Bei diesen Besitzern kein Wunder, dass sie zur Zeit der "Sintflut" (Schwedenkriege Mitte des 17. Jahrhunderts) die Kroninsignien bewahrte. (Bild zwei zeigt die Kopien- die Originale wurden von den Preußen entwendet und eingeschmolzen!) Sienkiewicz soll die Szene beschrieben haben, als man die Kleinodien in die Burg verbrachte.

Wehrhaft war sie schon. Man hat ansonsten einen schönen Blick (Bild vier) vom gotischen Bergfried, der 710m über nn liegt. Die Ausstellungen - u.a. Meisterbriefe aus der Gegend - und auch die erhaltenen Einrichtungen der letzten (ungarischen) Besitzer sind sehenswert. Ein schöner Abstecher!

Auf der Burg machten mich Bilder der 16 Zipser Städte neugierig auf die in der Nähe gelegenen Siedlungen Podolinec und Spiska Bela. So beschloss ich, einen kleinen Umweg zu fahren, und Kosice über Poprad anzusteuern.

Zunächst kam ich nach Podolinec, einer verschlafenen Kleinstadt, der es sichtlich an Geld zur Renovierung mangelt. (Bild sechs zeigt verfallene Bürgerhäuser mit Renaissance- Portalen.) Dennoch macht der zentrale Platz mit dem Glockenturm aus der Renaissance der dahinter liegenden großen Kirche bzw. des Piaristen- Klosters (Bild fünf) wegen einen schmucken und stolzen Eindruck. Es gibt Fragmente der Stadtmauer, eine Bastion und viele einst reiche Bürgerhäuser zu sehen. Sowieso ist der gut erkennbare Grundriss der alten Stadt für den Historiker spannend genug!

Wenige Kilometer weiter grüßt Spisska Bela ebenfalls mit einer großen gotischen Kirche und einem frei stehenden Glockenturm aus der Renaissance. (Bild sieben) Interessanter als das Stadtzentrum selbst fand ich aber das Renaissance- Kastell in dem am Stadtausgang Richtung Poprad gelegenen Stadtteil Strazky.

Früher war Strazky wohl eine selbstständige Siedlung, wie der Renaissance- Glockenturm und die gotische Kapelle (Bild acht) anzeigen. Heute beherbergt das in einem englischen Park gelegene Kastell  (Bild unten) Teile der slowakischen Nationalgalerie. Das war natürlich äußerst interessant, denn - soweit ich mich erinnere - habe ich so was in diesem Teil Europas noch nicht in dieser Vollendung gesehen. Leider war es schon zu spät, die Ausstellung zu besuchen.

Schade auch, dass der Besuch der anderen Zipser Städte am Wegrand ins Wasser fiel. Warm war es sowieso nicht gewesen, zwischen 11 und 13 Grad, aber jetzt begann es in Strömen zu regnen. Ich war froh, zu Hause trocken meine Sachen ins Haus befördert zu haben, als es auch in Kosice anfing zu regnen. Morgen soll die Kaltfront hier einfallen. Egal, wird schon: Wir haben doch Mai! Und für die anderen Städte wiird sich schon noch Zeit finden lassen. Ich bin ja noch eine Weile hier. ;-)







Sonntag, 5. Mai 2013

Lipovce- Lacnovsky Kanon

Wandern also. Der Vorschlag kam von Meike, die in der letzten Woche schon einmal diesen Weg erkundet hatte. Von Presov ging es also nach Lipovce, wo wir das Auto abstellten und uns in den Lacnovsky- Kanon (Canon) wagten. Es ging ein Tal entlang, das ein Bergbach in den Fels geschnitten hatte. (Bild oben) Ein wenig erinnerte mich die Natur an die Moränenlandschaft bei Krackow am See (Mecklenburg). Diverse Hilfsmittel wie Leitern und Brücken erleichterten den Weg. Eine Hütte bot Erfrischungen an. Tourismus also. Nach relativ kurzer Zeit erreichten wir Lacnov. (Bild zwei von oben) Der Ort ist denkmalgeschützt und wirklich sehenswert. Vor allem das weithin sichtbare Kirchlein hatte es uns (Meike, Friedrich und mir) angetan. (Bild drei)

Dann ging es steil bergauf, von ca. 660 auf 990 m. Man erreicht einen Sattel, von dem aus zu beiden Seiten ein Kammweg abgeht. Die Wanderung war von nun an mühelos. Ringsumher breitete sich die slowakische Berglandschaft aus. Nicht so hoch wie auf der ukrainischen Seite, aber ähnlich "verloren" wirkend. Kaum Dörfer sind zu sehen. Und wenn, dann breiten sie sich malerisch in den Tälern aus. (Bild vier) Wir dachten ein bisschen darüber nach, wie sie früher wohl die Siedlungsplätze in den dichten Wäldern gefunden und bestimmt haben. Ja, wie wohl?

Nach einiger Zeit erreichten wir einen einsamen Skilift, den man normalerweise von Sabinov aus benutzt. Großflächige Wiesen, im Frühjahr und Sommer offensichtlich als Schafweide genutzt, bieten im Winter vermutlich brauchbare "Idiotenhänge". (Bild fünf) Also was für mich :-)

Von oben konnte man gut ins Land schauen und auch die Kegelberge nahe Presov erkennen. Man sieht sozusagen in den Burghof der Burg Saris; für ein Foto war es allerdings zu diesig. (Bild sechs)



Dann kam der Abstieg. Alles nicht besonders anstrengend. Witzigerweise lag da oben aber wirklich noch Schnee. Friedrich bewarf mich mit Schneebällen. In einer Wächte entdeckten wir Spuren, die durch den Tauvorgang überdimensioniert waren und aus den Schäferhund- Pfoten so etwas wie Bären- Tatzen gemacht hatten. Das gab zu mancherlei Witzeleien Anlass. ;-) 


Dann erreichten wir wieder "unser" Dorf, in dem die Magnolien und Kirschen und sonst noch Obstbäume aller Art blühten. Ich hab' ja davon - immer noch - keine Ahnung. Trotzdem stelle ich mal das Bild so eines blühenden Baums hier ins Netz. (Bild unten)

Der Tag endete mit einem Apfelkuchenessen in Meikes Küche. Dann machten Friedrich (der Fahrer) und ich uns wieder auf den Heimweg. Ein schönes Land diese Slowakei!

Samstag, 4. Mai 2013

Rom- Völker und das Problem der "Guten"

Wir sind die Guten: Erst haben wir die "Neger" abgeschafft und müssen uns nun mit Afroamerikanern, mit Schwarz- (komischerweise aber nicht mit Weiß-)afrikanern, mit Mitbürgern mit stärker pigmentierter Hautfarbe (aber natürlich nicht mir denen hellerer Hauttönung) etc. rumschlagen, und dann ist uns aufgefallen, dass Zigeuner nicht gleich Zigeuner ist. Und weil wir die Guten sind, sagen wir nun respektvoll "Sinti und Roma" und sehen zu, wie wir die so schnell wie möglich wieder los werden (oder zumindest an der Einbürgerung hindern). Ist das weniger schlimm, als wenn wir das mit den Z...ern machen würden? Aber das klingt doch so gut: "Sinti und Roma". Ist wie "Bayern und Mecklenburger". Also "Deutsche". Was zum Teufel aber sind "Sinti" und "Roma"? Was, wenn es bei denen auch noch "Hessen", "Schwaben" und "Sachsen" gäbe? Bei den Schwarz- Afrikanern machen es sich die Guten dann auch ein bisschen einfach und fragen nach dem Land ihrer Herkunft. "Deutscher" ist ja auch ok. Oder gibt sich jemand die Mühe, einen Malinesen nach seiner Identität als Bambara, Fulbe oder Tuareg zu fragen? Wozu auch? Die Fragerei würde nie aufhören und am Ende begriffen wir noch wirklich was von den Konflikten inmitten der Sahara! Aber was sind nun "Sinti" und "Roma"? "Jenische"? Nö, da haben die aus Russland was dagegen. Ob die sich überhaupt mit den Flamenco- Tänzern in Andalusien verständigen können? Weiß ich nicht. Aber ich begreife, dass es in Europa Rom- Völker gibt wie es in Afrika Berber- Stämme und Völkerschaften gleicher Sprachfamilien gibt, die sich dort übrigens auch nicht um die von Kolonial- Europäern gezogenen Grenzen kümmern. Wie wäre es also, wenn wir nicht hilflos an unserer Sprache rumdoktern, sondern einfach unsere Einstellung zu den Zigeunern ändern würden? Dann wäre dieses "Unwort" nichts anderes als ein historisch verbürgter und mithin ganz passabler Oberbegriff für die vielen von uns Außenstehenden ohnehin (noch) nicht zu unterscheidenden Gruppen. Passabel? Ja, weil alles andere Geschichtsfälschung und Verharmlosung ist! Das Problem ist die Diskriminierung und nicht das Wort dafür...    

Freitag, 3. Mai 2013

Kojsov- Opatka mit dem Rad

Unterwegs war ich 5,5 h und habe dabei zwei "Duschen" mitnehmen müssen. Genau genommen öffnete sich der Himmel wolkenbruchartig und spie ca. 05cm- 1cm große Hagelkörner aus, die auf dem Helm "lustige" Geräusche machten. Es war so schwarz ringsherum, dass die Autos stehen blieben, um das Ende des Unwetters abzuwarten. Ich war leider 3 oder 4 km von der nächsten Unterstellmöglichkeit entfernt :-(

Ansonsten keine großen Höhepunkte. Wie immer quälte ich mich von Kosice aus auf etwa 12 km ca. 600 Höhenmeter rauf, um dann Richtung Ruzin abfahren zu können. Kurz danach der Folkmar. Der "Aufstieg" ist unwesentlich kürzer und man ist wohl auch mit etwa 500 Höhenmetern dabei. Dafür rollt man dann bis Kojsov im Wesentlichen aus.

Ab Kojsov nahm ich die kleine Straße, die wir beim Wandern gesichtet hatten. Es sollen 3 h und ein bisschen was bis Slata Idka sein. Aber in Slata Idka kam ich nicht an. Auf einem zunächst langen, dafür sanften Anstieg fährt man durch eine lichte Waldlandschaft immer neben einem Bergbach her, der lustig plätscherte. (Bild oben) Zu den wenigen Höhepunkten der Strecke zählt eine interessante Gesteinsformation. (Bild zwei) Sie sieht aus wie ein Miniaturbild der Kletterfelsen, die wir beim letzten Mal erwandert hatten.

Das letzte Stück geht dann steil bergan; die Straße endet und man findet sich auf einem Plateau wieder, das also die Suchy Vrch (trockene Höhe) und 930 m hoch ist. (Bild drei) Richtung Slata Idka geht es dann noch höher hinauf, aber ich sah den sich zuziehenden Himmel und beschloss, die Straße abzufahren, die jenseits der Plateaus wieder begann. Sie führte Richtung Opatka. (Bild vier)

Von dort ist es dann nicht mehr weit bis Ruzin. Einmal bin ich den Weg ja schon gefahren. Schön der Blick von dieser Seite aus über den Stausee. (Letztes Bild) Dann kam nur noch die üblich Heimfahrt den Stausee entlang bis Kysak und von dort dann heim. Einzige Höhepunkte - wie schon gesagt - die zwei Schauer. Da es warm blieb, war es nicht so schlimm. Auf dem Endstück schaltete ich dann wieder auf Sport um und deswegen bin ich nun kaputt ;-)

Donnerstag, 2. Mai 2013

Denkspiel

Steht ein Roma spät auf, hängt dann mit einer Cola auf einer Wiese rum und holt sich irgendwann seine spärlichen Sozialbezüge ab, regen wir uns auf. Der arbeitet nicht und bekommt trotzdem "unser" Geld! Man sollte ihn...
Steht ein Aktionär spät auf, hängt dann in einem teuren Club rum und holt irgendwann sein Tablet raus, um zu kontrollieren, um wie viel die Kurse gestiegen und gefallen sind, ziehen wir den Hut und sagen bewundernd: Der arbeitet nicht und bekommt trotzdem so viel Geld!...
Wie kann man Luther zitieren (Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen!) und gleichzeitig so blind für die realen Zusammenhänge von "Arbeit" und "Essen" im 21. Jahrhundert sein? Wer sich Banker und Aktionäre und ähnliches "arbeitsloses" Gesindel leistet, der kann sich die paar europäischen Roma auch leisten. Sollte man denken (dürfen)...

Trebisov- Sarospatak am 1. Mai

Was machen am 1. Mai? Hm, Tag der Arbeit. In Zeiten der Krise von Arbeit eine gute Gelegenheit, eben darauf aufmerksam zu machen- sollte man meinen. Dem subjektiven Gefühl nach würden meine neuen Mitbürger hier allerdings eher dafür auf die Straße gehen, dass die Shopping- Tempel auch am 1. Mai und dann womöglich länger als sonst öffnen. Das ist schon fatal. Mit "Kämpfen" war jedenfalls nix und da konnte ich auch ins Land fahren.


Die Idee hatte mein Chef, der nach Tokaj wollte. Ich überredete ihn allerdings, in Trebisov Station zu machen, wo wir auf einem kleinen Volksfest im Park eine sauteure Bratwurst aßen. Zwei Würste für 6 Euro und noch was drüber! Hut ab... Dennoch war es spannend. Ich sah endlich eine kleine Roma- Kindfrau, die dem Bild entsprach, dass sich die europäische Romantik von dieser Spezies gemacht hat. Lach. Es gab ziemlich viele Roma- Frauen mit Kindern auf dem Fest. Eine Familie hatte auch einen Stand und verkaufte dort Computer- Spiele. Alle sahen durchweg angenehm und "assimiliert" aus. Mal abgesehen von der Frage, ob die Eingliederung in die europäische Disziplinargesellschaft wirklich erstrebenswert ist, fällt die Idee "Reservation" natürlich flach. Welches wäre der "dritte Weg"? Weiß nicht. Also freute ich mich erst einmal der Bilder einer wenigstens äußerlich geglückten Assimilation.   

Dann durchstreiften wir den überraschend großen Park, weil ich wusste, es gibt in Trebisov ein Schloss. Zunächst stach allerdings das frisch restaurierte Mausoleum der Andrassys ins Auge. (Bild oben) Obwohl als Motiv ziemlich traditionell, war die Ausführung der Trauernden am Sarkopharg doch überraschend originell.(Bild zwei) Das Schloss fanden wir dann am äußersten Ende des Parks. Jetzt ist ein Museum drin (Bild drei- ich war also wirklich da!)

Dann ging es weiter nach Ungarn rein. Wir kamen bis Sarospatak und tranken in dem wie ausgestorbenen dahin dämmernden Städtchen einen Kaffee. (Bild unten) Bis Tokaj kamen wir dann nicht, weil wir zurück unbedingt den Weg unterhalb des Zemplin- Gebirgszuges nehmen wollten. Der war dann jedoch nicht so romantisch wie erhofft. Allerdings eröffnen sich hier neue Perspektiven für einen Radausflug ;-)  Der Tag endete in Brunos "Swiss- Bar", wo ich mit Becherovka und Bier die immer noch schwer im Magen liegende Wurst zur endlichen Auflösung brachte. Ja, so war's ;-)