Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Freitag, 26. Februar 2021

Joggen in Chisinau

Heute war ich das erste Mal in meiner neuen Umgebung joggen! Eigentlich optimal: Bis zum "Park" sind es sechs Minuten leicht bergab und dann bleibt es bis zur zehnten Minute gerade. Man kann sich also gut warm laufen. Dann ging es aber eine lange Steigung hinauf und anschließend ein ziemliches Stück über Trampelpfade bergauf und bergab. Beim "Abstieg" riskiert ein Läufer Kopf und Kragen, denn trotz der hohen Temperaturen der letzten Tage - hier hatten sie auch noch nie 20 Grad im Februar! - war das "Geläuf" tief und voller Nässe. Ich war froh, ohne Sturz unten angekommen zu sein. Muss beim nächsten Mal prüfen, ob man weiter oben die Runde noch ausdehnen kann. Ansonsten bleibt mir nur, Achten um die Seen zu laufen. Das ginge auf einigermaßen geraden Wegen und wäre "Laufen im Park". Man müsste so vier Mal rum, um zehn Kilometer zu schaffen - schätze ich. Ansonsten ist die Grün- Flache eher ein urbanes Wäldchen als ein Park .Aber  immerhin gibt es die Chance, etwas abseits vom Verkehr und dem Gestank der Großstadt zu laufen. Besser als nix... 

Montag, 22. Februar 2021

Neue Wohnung!

Der Einkaufs- Sonntag hat mir doch Spaß gemacht! ;-) Auf dem unteren Bild sieht man das gestern erstandene Kleinmöbel, das nun als Tischchen zwischen den Sesseln steht. Da ich dort lese, ist die Abstellfläche für die Kaffeetasse und das Whisky- Glas willkommen. Ansonsten bin ich heute ein paar Mal los und habe der Reihe nach weitere Dinge gekauft, die nun zu meinem Wohlbefinden beitragen. Zuerst waren Decken für das verkeimte Sofa dran. (Bild oben) Gefällt mir. Nordisch hell passen sie auch zum Tischchen. Lach. 

Dann kaufte ich noch ein Bad- Set und daher ist nun meine Toilette fußwarm und im Bad liegt eine rutsch- und wasserfeste Auflage. Vor der Tür gibt es eine neue Fußmatte. Das sollte es gewesen sein.

Aber dann kam ich vom Klassenbuch- Nachschreiben (das mache ich jeden Montag, weil ich mit meinen Teilgruppen die Bücher nie im Unterricht sehe) nach Hause und stellte fest, dass ich bei dem strahlenden Sonnenschein, der direkt in mein Fenster lacht, auf dem Monitor absolut nichts mehr sehen kann. Also wieder los und Vorhänge kaufen. Sieht man auch auf dem Bild oben. Nun filtern hellgraue Vorhänge, die zu den Sofa- Decken passen, das Tageslicht. Ich glaube, jetzt bin ich damit fertig und kann wieder in Ruhe arbeiten und lesen!

Schönes Wetter - erster ausführlicher Spaziergang in der Gegend

Sonntag sollte Wandertag sein! Als Belohnung winkt dann ein Mittagessen im Restaurant. (Bild ganz unten) Dieses Mal sogar für die berühmten 6 Euro mit Trinkgeld. :-) 

Gleich hinter meinem "Kwartal" ist der Moskauer Boulevard, die Hauptstraße des Stadtviertels. Ich wohne also hinter der auf Bild eins zu sehenden Häuserzeile auch immer noch auf dem "Boulevard Moscovei". Geht man den nach links bis zum Ende, also bis zum Gelände der Technischen Universität, kommt man auf den abschließenden Kreisverkehr. (Bild zwei) Übrigens die Kreuzung Moskauer Boulevard- Kiewer Straße.

Die Kiewer abwärts kommt man nach ein paar hundert Metern zum äußersten Ende des bereits mehrfach erwähnten Parks, den ich des Joggings wegen erkunden wollte. Das ist dieses Mal gelungen. Was ich fand, ist grundsätzlich zum Joggen geeignet, auch wenn es sich weniger um einen gepflegten Park, als vielmehr um ein verwildertes parkähnliches Waldstück handelt. (Bild drei) Noch sind die Wege zum Joggen zu schmierig, aber bald wird es gehen. 

An der mir bereits gut bekannten Stelle am "Toro", dem etwas teureren Steak- House, bog ich wieder ab in Richtung meines Quartiers. Da muss man über den Platz der Afghanistan- Kämpfer, der hier schon Erwähnung fand. Dieses Mal waren die Finger in der Lage, den Auslöser qualifiziert zu betätigen, weswegen das Denkmal nun zu sehen ist. (Bild vier) Irgendwie muss gerade ein Jahres- oder Gedenktag gewesen sein, denn der Blumenschmuck war noch sehr frisch. Anders als in Kiew, ist das "Denkmal der Schande" (wie man in der Ukraine oft hört) hier nicht versteckt am Rande der Stadt, sondern doch sehr zentral platziert. Das finde ich schon mal gut...

Interessant, wie viele Kinder das Straßenbild prägen. Überall im Grünstreifen und hier auf dem Platz finden sich Spielplätze, die voller Kinder sind. (Bild fünf) Auffällig allerdings auch, wie wenig Väter dabei sind. Meist stehen junge Frauen allein am Rand; daneben sind auch ganze Großfamilien zu sehen. Paare sind selten. Hm...

Zum Ende des Ausflugs landete ich wieder im "Palacinta". Zwar hatte ich mehrere Restaurants unterwegs betreten und geschaut, was es da gibt, aber ich fand nichts, was mich ansprach. Viele Cafés und Bars, in denen Kuchen oder Burger das Speiseangebot dominieren. Viele Pizzerias auch. Alles nix für den Low- Carb- Freund. 

Dann eben "Palacinta". Das Essen ist preiswert und gut, das Ambiente grenzwertig. (Bild unten) Vor allem die Manele- Musik (rumänisch- moldawischer Balkan- Pop) nervt etwas. Aber eigentlich bin ich schon daran gewöhnt. Ist wie "RuPo" (Russen- Pop) in der Ukraine. Dieses Mal aß ich ein Beef- Stroganoff - ja, ist akzeptabel. ;-) 

Auf dem Rückweg ins "traute Heim" kam ich am "Jysk" (so eine Art Ikea im Kleinformat) vorbei und stellte fest, dass am Sonntag nicht nur Supermärkte, sondern auch andere große Warenhäuser geöffnet haben. Also zog ich Erkundigen ein, was man da zur Verschönerung meiner Wohnung kaufen kann, und besorgte mir einen dringend notwendigen Schreibtischstuhl. Lustig, dass mir gleich zwei junge Männer als Verkäufer über den Weg liefen, die perfekt Deutsch sprechen. Einer ist wohl vor seiner "Karriere" als Verkäufer Sprachen- Student gewesen, der andere hatte in Rostock (!) gearbeitet und kannte Wismar ziemlich gut. Lach. Wir haben uns "nach Corona" auf ein Bier verabredet. Mal sehen...

Und weil ich den Schreibtischstuhl nun hatte, ging ich gleich noch einmal hin und kaufte auch noch einen kleinen Tisch, der nun zwischen den beiden Sesseln zum Abstellen einer Kaffeetasse und zum Ablegen meiner aktuellen Lektüre einlädt. Passt farblich nicht ganz zum pseudo- bourgeoisen Sofa- Rot und Möbel- Braun, aber egal. Der Schreibtisch ist auch hell und so passen die Möbel in meiner Bude nun "über kreuz" zusammen! ;-) 

Samstag, 20. Februar 2021

Juhu, ich habe Internet- und sogar schnelles!

Auf dem Rückweg vom Amt kam mir die Idee, meine Kollegin zu bitten, mit meiner Vermieterin zu verhandeln, ob die nicht Internet für mich bestellen könnte. Ohne Aufenthaltstitel bin ich ja nicht rechtsfähig. Und so geschah es. Schon am Abend rief sie mich an, um mir mitzuteilen, dass heute um 13.00 Uhr die Monteure kommen. Das ging schnell! ;-)

Ich beeilte mich also mit dem Aufräumen und Saubermachen - da ich die ganze Woche über die Akten meines Vorvorgängers (vielleicht 20 Ordner) neu sortiert und zusammengestellt hatte, gab es viel Staub und Papierschnipsel und so was. Damit will ich sagen, dass ich kein Schwein bin, das von einer Woche zur anderen die Wohnung vermüllt. Aber was sagt man zu der Klo- Schüssel, die ich vor einer Woche mit WC- Reiniger traktiert hatte? Heute sah sie aus, wie bei uns in einem verlassenen Gebäude nach monatelanger Nichtbenutzung! (Bild oben) O je, was habe ich nur für Wasser! Bei genauem Hinsehen sieht man in der Tat, wie das Wasser, das ich in die Filterkanne gieße, gelblich durch das Plastik schimmert. Ich brauche unbedingt eine professionelle Lösung zur Wasserreinigung! So miserabel war es in den 90ern in Polen nicht und später weder in Kiew noch in Chernivci! Was für ein Elend...
  
Egal. Pünktlich kurz nach 13.00 Uhr kamen zwei nette Menschen von "Orange Moldavia". Sie standen erst etwas ratlos rum und prüften die vorhandenen Kabel. Nein, alles nicht richtig. Also was Neues. Ob es keine andere Steckdose im Flur gäbe? Nein. Dann müsste der Router halt auf das Schuhregal. Aber man könnte doch... Die Vermieterin nahm die Sache resolut in die Hand: So nette Jungs! Nein, da sei nichts zu machen, ein neues Kabel könne man nicht legen. "Wieso...?" Schwach protestierte ich und wollte wenigstens noch zwei Stifte und ein "rechtwinkliges Design", um später eine Kabel- Kanal- Schiene anbringen zu können. Ok, der ältere Monteur korrigierte seine abenteuerlich Kabelführung quer an der Wand entlang im Sinne von etwas mehr Parallelismus. (Bild drei) Aber das war's dann. Mehr Sonderwünsche sind nicht drin. Ich wollte..., ein bisschen Geld und so... Nein, das ginge nicht, meinte die Vermieterin, sie hätte den Vertrag so und so geschlossen und da sei nun nichts zu ändern. Die ungekürzten Kabel habe ich dann hinter den Schrank gestopft. "Na, sehen Sie: Geht doch!", so der zustimmende Kommentar vom jüngeren der beiden Monteure. In der Ukraine hätte man mich "niemecki spezialist" genannt! Soviel Kompliment gab es hier dann doch nicht.      

Aber hat er nicht Recht? Die Installation funktioniert: Für 7,50 Euro habe ich nun 200 Mbs Down- und 25 Mbs Upload im WiFi anliegen. Bis zu 6 Geräte kann ich versorgen. Herz, was willst du mehr? Voller Freude ließ ich die letzten Korrekturen liegen und richtete stattdessen mein Radio und das NAS- System ein. Endlich konnte ich auch Treiber für die Drucker runterladen. Zur Feier das Tages habe ich gleich mal die Arbeitsblätter für die Hörübungen der nächsten Woche platzsparend "Zwei auf Eins" gescannt und eingerichtet und dann 700 Stück davon gedruckt. Nun muss ich am Montag sehen, wo ich neuen Toner und Kopierpapier her kriege. Die Schüler konnten nicht helfen. Da kennen sie sich nicht aus. O je... Hoffentlich gibt es doch hier in der Nähe irgendeinen einen Büro- Laden. Wenn ich wegen so was immer ins Zentrum müsste... Das wäre fatal. 

Nachtrag: 13.02.2021 - Erkundungen bei großer Kälte

Am Samstag war die Wohnung fertig, dafür türmten sich die Korrekturen auf dem Küchentisch. Bis zur schriftlichen Prüfung zum DSD I sind es nur noch zwei Wochen! Ich habe 5 Gruppen zu verarzten, also ca. 150 Schüler/innen. Das ergibt einen hübschen Stapel...

Um mich ein bisschen aufzumuntern, beschloss ich, essen zu gehen, statt selbst zu "kochen". Draußen sollten minus 15 Grad sein, also zog ich mir noch eine Strickjacke unter meinen Kanada- Pelz, und ging los. Nach ca. 5 min erreicht man von mir aus die Strada Miron Costin, an deren Ende sich der Platz der Afghanistan- Kämpfer mit Gefallenen- Denkmal befindet. (Bild oben - das Denkmal ist vor dem hohen Gebäude, das im Prinzip meine Wohnung verdeckt, von wo ich kam. gerade so zu erahnen.)

Wendet man sich wieder in meine Laufrichtung. findet man am anderen Ende ein interessantes Stück moderner Architektur. (Zweites Bild) Dahinter erahnt man den Park, den ich gesucht hatte. An seinem Eingang grüßt ein kleiner Stausee und soweit ich das sehen konnte, kann man dort joggen. Warum ich es nicht gesehen habe? Urplötzlich erhob sich ein Sturm, wie ich ihn einmal in Constanta und sonst nie in meinem Leben erlebt habe. Die minus 15 Grad verwandelten sich innerhalb von Sekunden in eine schneidende Kälte und ich "floh" in das erstbeste Restaurant am Ort. Es war das erste und das beste der Gegend! Drinnen nur leicht bekleidete junge Damen (?), die mit ihren Sponsoren vor 100g- Cognac- Schwenkern saßen. Wie in der Ukraine trugen die jungen Männer Trainingshosen mit Rolex, während die Mädels (die Älteste war maximal 25!) mit Beinen bis zum Ar...h und Strümpfchen aufwarteten, bei deren Anblick ich mich fragte, wie die wohl den Heimweg schaffen. Na gut, die BMW und Lexus standen nicht weit vor der Tür...

Trotz dieser "haute culture", das Essen war vorzüglich, kostete ca. 30 Euro, was hier ein immenser Preis ist (ich hatte 4 Euro mit Trinkgeld "geplant"!), zeigt die Klo- Beschriftung, dass man aber doch mit Bauern vom Dorf rechnet, jedenfalls mit Leuten, die es der miesen Toilettenhygiene wegen gewohnt sind, auf dem Klo- Becken Platz zu nehmen. (Bild drei) Wie dem auch sei, ich fühlte mich (als Opa!) in dem Yuppy- Schuppen doch unwohl und verzog mich gut aufgewärmt. Trotzdem wurde der Heimweg zur echten Probe. Der Sturm schaffte es mehrmals, mich in Trab zu versetzen und vom Weg abzubringen. Auch fühlte sich die Kälte im Wind wie eine Trennscheibe an, die einem das Gesicht zersägt. Nach vielleicht 12 Minuten zu Hause angekommen (Bild unten - der Skoda steht im Innenhof als eines der minderwertigeren Autos, weshalb ich keine Angst habe, er könnte geklaut werden), waren die Finger so steif, dass ich das Schloss zuerst nicht öffnen konnte. Mann, hat der Kaffee danach geschmeckt! ;-) 

Weniger angenehm war anderntags der Ausfall der Wasserversorgung. Ich habe mein "Ost- Feeling" noch nicht wieder, was man daran erkennt, dass ich keinen Wasserflaschenvorrat angelegt hatte. Zum Trinken war genügend da; das Klo musste halt warten (soviel zur Hygiene- Kritik!). Aber mein Sportprogramm war gewagt. Was hätte ich am Montag getan? Stinkend und vom Vortag verschwitzt mit zerwühlten Haaren in die Schule gehen? Zum Glück kam das Wasser gegen Morgen wieder...    

Die Woche verlief als typische Arbeitswoche. Am Freitag bin ich dann mit einer Kollegin und der Dame, deren Mann im Rathaus arbeitet und also Bekannte im Migrationsamt hat, dorthin gefahren. Wir kamen gleich dran, was schon mal gut war. Alle (!) notwendigen Dokumente waren in Ordnung. Ich wollte es kaum glauben. Aber dann...: Leider konnte man die Apostille vom Bundesverwaltungsamt nicht als gültig anerkennen. So was hätte einen eckigen Stempel und kein Siegel zu haben. Sei aber nicht schlimm, meinte die Beamtin; wir hätten ja 14 Tage Zeit, da könnte ich nach Frankfurt/ Main fahren und die Beglaubigung im moldawischen Konsulat machen lassen. Wieso sollten moldawische Konsulate deutsche amtliche Dokumente beglaubigen? Könnte das nicht... "Ja", das ginge, meinte die junge Frau, die mir nichts Böses wollte. "Da müssen Sie nur bis Bukarest fahren." - "Bis Bukarest? Wieso? Wir haben doch eine Botschaft in Chisinau." - "Was?", staunte das Küken: "Deutschland hat eine Botschaft in Moldawien?" - Man sieht, ich befand mich in einer kompetenzgeladenen Abteilung! Was soll's? Es half alles nichts. Nun muss ich die Botschaft bitten, mein Führungszeugnis vom Bundesamt für Justiz als "echt" zu bestätigen. Mal sehen, was die Konsularabteilung dazu sagt...  

Samstag, 13. Februar 2021

Nachtrag: 10.02.2021 - Wohnung reinigen

Dieses Google- Programm liegt nun zwar in überarbeiteter Form vor, hat aber immer noch die alten Gebrechen. Warum sich Bild und Schrift nicht problemlos frei anordnen lassen, das weiß der Teufel allein! Es ist also nicht meine Schuld, wenn der Blogeintrag etwas unstrukturiert daher kommt...

Egal. Zum Glück habe ich genau an dem Tag die Initiative zum Abbau des Dachgepäckträgers ergriffen, an dem der Schnee aufgehört und der große Frost noch nicht eingesetzt hatte. (Viertes Bild- Blick aus meinen Fenstern in den Innenbereich des "Kwartals".) So konnte ich das Ding in die Wohnung bringen, reinigen und zusammen mit den übrigen Kartons und Taschen auf dem Balkon verstauen. (Vorletztes Bild)

Und weil ich schon mal beim Reinigen war, kam gleich die ganze Wohnung dran, denn die Vorstellungen meiner moldawischen Vermieterin von "essigsauberer" Reinheit deckten sich mitnichten mit meinen. Wie lange muss man z.B. an einem Gasherd schrubben, ehe der seine braune Farbe (Bild oben) verliert und  nicht mehr klebt? Nach geschlagenen drei Stunden (!) glänzte das gebürstete Aluminium wieder in Silber- Farbe und man kann nun durch den Glasdeckel hindurch auf die Gasfelder schauen! Tolle Leistung! Danach waren die Schubladen meiner Wohnzimmermöbel (zweites Bild) und die meines Flurschranks (Bild unten) instand zu setzen. Mit ein paar Schrauben gelang es mir, sie am weiteren Auseinanderfallen zu hindern. Jetzt ist erst einmal alles in Ordnung. ;-)

Inzwischen habe ich auch meine Gegend erkundet. Bis zur Schule sind es 10 Minuten, was nicht nur wegen das Staus auf den Straßen wichtig ist: Ich werde mich nicht daran gewöhnen, im halboffenen "Rennstall" neben einer Kollegin zu pinkeln, denn wenn man sich erhebt, kann man den anderen unweigerlich bis zur Hüfte sehen. Russen mögen das kuschelig finden- mein Distanzgefühl verletzt diese Klokultur (wenigstens sind die Toiletten sauber!) dennoch zutiefst. Ich habe also meine Frühstücksgewohnheiten umgestellt, esse statt Müsli mit viel Kefir nur noch trocken Brot und nehme auch statt des Potts nur noch eine Mini- Tasse Kaffee zu mir, damit ich
dann "durchhalte". Da ich jeden Tag nach zwei oder drei Stunden eine Freistunde habe, kann ich in Ruhe zu Hause auf die Toilette gehen. Ja, das sind so Probleme. ;-) 

Ansonsten kann ich auf dem Weg noch Bier, Wasser, Haushaltschemie, Obst und Gemüse und so was kaufen, denn es gibt Kioske mit netten Verkäuferinnen, die mich schon ins Herz geschlossen haben. Der Supermarkt "Nr.1", in dem es - wie in der Ukraine - frische Gemüsesalate (u.a. meinen geliebten Möhrensalat koreanischer Art!) gibt, ist auch nur um die Ecke. So 7 Minuten Weg. Irritierend nur, dass man kaum 100g- Abpackungen findet: Eine Art Lenden- Kochschinken (wie das polnische Poledwica), ist nur als Kilo- Ware zu haben! Auch "meinen" Salat kriegte ich so drauf gehauen, dass es statt der verlangten 100g eben mal 250 geworden sind. Aber sonst: Alles gut. ;-)


Mit den Schüler/innen klappt es bisher super. Sie sind nicht alle an Deutsch interessiert, aber selbst die Desinteressierten sind (noch?) absolut diszipliniert. Trotzdem sind viele aufgeweckte junge Menschen darunter, die sich begeistern lassen und auch in der Pause noch einmal mit Fragen zu mir kommen. Meine Kolleginnen sind aus dem Häuschen. Sie meinen, ich hätte bei den Schüler/innen helle Begeisterung ausgelöst. Hoffentlich bleibt es so. Einziger Wermutstropfen ist die Migrations- Behörde: Um einen Aufenthaltstitel zu bekommen, muss ich einen Arbeitsvertrag vorlegen, für den man einen Aufenthaltstitel benötigt. Es wurde aber eine Mutter gefunden, deren Bruder bei der Behörde arbeitet, und so habe ich Hoffnung, dass es trotzdem gut ausgeht. Nur, dass mich keine Kollegin begleiten will, finde ich nicht gut. Ich bin doch kein Bittsteller, sondern aufgrund eines Staatsvertrages hier. Das gilt es durchzusetzen und da wäre es schon gut, wenn der Inhaber eines Dienstpasses mit Dolmetscherin erscheint. Na, schauen wir mal...

Nachtrag: 07.02.2021 - Schneefahrt nach Chisinau

Bis zur Grenze kam ich ganz leidlich und dank meiner Zoll- Papiere auch glimpflich rüber. Auf den rumänischen Straßen funktionierte der Winterdienst. Aber dann erwarteten mich Straßenverhältnisse, wie ich sie das letzte Mal in den frühen 2000-ern in der Ukraine erlebt hatte. Ein bisschen Salz auf ansonsten unberäumten Straßen! Man ahnt auf dem Bild oben das Eis unter der Fahrspur. An der Oberfläche taut der Schnee ein bisschen, dann wird er festgefahren und gefriert unter dem Schneegriesel, so dass Lenk- und Bremsmanöver zum Lotterie- Spiel verkommen. Etwas weiter vorne gab es dann den ersten Auffahrunfall an einem Fußgängerüberweg...

Trotzdem ging es eigentlich ganz gut voran, da nur wenig Verkehr herrschte. Nur im bergigen Teil des Landes bekam ich es doch ein bisschen mit der Angst zu tun. Man rutscht dann halt die Straße runter und kann nur hoffen, dass das Auto Spur hält und nichts Unvorhergesehenes dazwischen kommt. (Bild Mitte) Mittlerweile war ich auch fast ganz allein auf der Straße, da es nur ein paar alte sowjetische GAZ- und UAZ- Fahrzeuge die glatten Hänge hinauf schafften. Die Allrad- SUVs sahen hingegen ziemlich verzweifelt aus und drehten sich bei dem Versuch, die Anhöhe zu erklimmen, auf der Straße um sich selbst. Hatte ich vorher auch noch nie gesehen. ;-) 

Irgendwie kam ich dennoch vor Einbruch der Dunkelheit an und fand sogar einen Parkplatz direkt vor meinem Hauseingang. Zum Glück, denn nun mussten alle Sachen ja ohne Mircea und Alex die Treppen hoch. Zum Glück wohne ich in der zweiten Etage! Eine Stunde später sah die schon mal provisorisch hergerichtete Wohnung dann aus wie ein Schlachtfeld. (Bild unten- Küche mit auf sowjetische Weise verglastem "Balkon") Bis spät in die Nacht räumte ich ein und um und wieder hin und her, ehe ich sagen konnte: Es ist vollbracht! ;-)

Nachtrag: 01.02.2021 - Dienstantritt in Chisinau/ Moldawien

Den Freitag Abend verbrachte ich mit Mircea und Alex recht angenehm im "Latino". Lili blieb mit Covid- Symptomen zu Hause. In Suceava durften Restaurants öffnen - ein Segen! Am Sonnabend aß ich daher mit Alex, der im Beisein des Vaters immer etwas gehemmt wirkt, zu Mittag. Nachmittags hatte ich ein sehr angenehmes Treffen mit ehemaligen Schüler/innen in einem Bier- Pub. Abends allein im Hotel. Ich konnte im Hotel- Restaurant die Geburtstagsfeier eines vierjährigen Mädchens miterleben. O je... Ländliches Publikum, das alle Kriterien des Clichés "bäuerlich" erfüllte. Armes Kind! 

Um 10.00 Uhr am Sonntag Abreise in Richtung Chisinau. Ich nahm meinen Backofen und den Kopierer in Empfang und kam problemlos an die Grenze. Mit Hilfe meiner Dokumente konnte ich die auch binnen 30 min passieren. Moldawien empfing mich mit ca. 50 km ziemlich mieser Straße, ehe das besser wurde. Der Schock kam in Chisinau, wo ich vor einem verschlossenen Hotel stand. Beim Versuch zu telefonieren, ging mein Prepaid- Guthaben drauf und so stand ich allein und ohne Hilfe von Google- Maps in der fremden Stadt. Vom Auto aus fand ich noch 4 oder 5 geschlossene Hotels, ehe es dunkel wurde. In meiner Not fuhr ich zum Hotel "Chisinau" (alter Stalin- Bau!), dessen miesen Standard ich von früher kannte. Es ist wohl immer noch staatlich oder kommunal, jedenfalls hatte es auch ohne Gäste geöffnet. Warmes Wasser gab es nicht, aber das Bett war gesichert.

Die Lage besserte sich am nächsten Tag. Ich fand ein tolles kleines Hotel, wurde vom Chef an der Schule und an der Botschaft vorgestellt und ging mit den neuen Kolleginnen essen. Am 03. 02. hatte ich dann meinen ersten Unterricht in meinem neuen Kabinett (Bild oben). Am selben Tag besichtigte ich die erste Wohnung, die man mir vorschlug, und einigte mich sofort mit der Vermieterin. Klein, aber hell und in der Nähe der Schule! Bei dem andauernden Stauchaos in Chisinau (Bild Mitte) war das mein Hauptkriterium. Freitag bekam ich noch einmal frei, um meine Rest- Sachen aus Suceava/ Stirbac zu holen, was ich am Sonnabend mit Mircea und Alex erledigte. Wir kamen aufgrund des einsetzenden Schneefalls gerade noch so zum Haus und wieder weg. (Bild unten) Das Fahrrad ließ ich in Suceava. In Chisinau Rad fahren? Der helle Wahnsinn! Da kann man nicht mal zu Fuß ins Zentrum kommen. Eine Stadt nur für Autos! So extrem habe ich es noch nie im Leben gesehen. Egal. Freitag Abend war ich mit meinen alten Kolleg/innen und meiner Nachfolgerin zusammen. Sehr schöner Abend. Am Sonnabend Abend hatte Lili dann einen tollen Braten vorbereitet und ich wurde bei Tanases fürstlich bewirtet. Am Sonntag hieß es bei heftigem Schneetreiben Abschied nehmen von der "alten Heimat", in die ich nun nur noch gelegentlich als Gast zurück kehren werde... 

Nachtrag: 28.01.2021 - Wie ich dann doch noch über die Grenze kam

Nach Neujahr war "abschmücken" angesagt. (Bild oben). Ein Signal dafür, dass es mit der (Seelen-) Ruhe nun vorbei ist. In der Tat gab es viel zu organisieren: Ein bisschen Stress brachten die Fragen mit sich, wie man in kürzester Zeit unter Pandemie- Bedingungen ein Führungs- Zeugnis organisiert und was mir passiert, wenn ich von meiner privaten Auslandskrankenversicherung - z.B. wegen Corona - "nach Hause" geholt werde, dort aber bei der AOK nur anwartschaftlich (also de facto nicht!) versichert bin. Es hat sich geklärt... 

Auch mit Blick auf die Reise galt es zu beachten, dass Restaurants geschlossen haben und ein für 48h gültiger PCR- Test ab Probeentnahme gültig ist, was bedeutete, dass ich an dem nach Ergebniszustellung verbleibenden Tag von Leipzig bis Satu Mare durchfahren und Hotel- Verpflegung an Bord haben musste. Befürchtungen, es könnte wegen etwaiger Grenzkontrollen zu Staus auf der Autobahn kommen, bestätigten sich glücklicherweise nicht. Transitreisende wurden nicht weiter behelligt. An der rumänischen Grenze halfen Dienstpass und Zollbescheinigung der ZfA. Auch das Wetter spielte mit. Am Tag vorher gab es Schneeverwehungen und nach meiner Ankunft in Suceava auch (Bild unten). Aber sonst lief es trotz leichten Schneefalls gut. Ich startete um 08.00 Uhr ab Leipzig und war um 21.00 Uhr in Satu Mare. Anderntags hatte ich bis in die Karpaten mit vereisten Straßen und Schneeverwehungen zu kämpfen. Aber in den Bergen ging es dann zügig voran und ich erreichte Suceava noch vor 17.00 Uhr, was wichtig war, da ich so mit Mirceas Hilfe noch meine rumänische Visa- Card abholen konnte. Ein Umstand, der sich kurze Zeit später als lebenswichtig heraus stellte, denn meine deutsche Karte verweigerte sowohl in Rumänien als auch in Moldawien ihren Dienst. Später stellte sich heraus, dass ich unter "Limit" die Karte nicht hätte "weltweit" sperren lassen dürfen. Aber wer soll das ahmen? Immerhin hatte ich "Europa" aktiviert gelassen. Nun weiß ich, dass für die LBB Rumänien außerhalb Europas liegt. Merkwürdige Geografie!  

 

Freitag, 12. Februar 2021

Nachtrag: Dezember 2020 - Adventszeit, Weihnachten und Silvester

Pünktlich zum ersten Advent hat Uta - wie immer - die dafür "notwendigen" Utensilien (Bild 1) ausgepackt und den Baum aufgestellt. In diesem Jahr war es ein wirklich toll gewachsenes Exemplar, das auch gut bis Neujahr durchgehalten hat! 

Weihnachten feierten wir trotz Corona in Wismar (Bild 2), wo in diesem Jahr die Restaurant- Besuche ausfielen. Aber Muttern hat uns bekocht wie in alten Zeiten und obwohl diverse Zipperlein das Angebot einschränkten, waren doch allerhand Leckereien zu haben. Kompliment!

Silvester waren wir dann in der "Kleinfamilie" zusammen im Leipziger Heim. Etwas ungewohnt, dass sich die "Kinder" nicht mehr in "ihr" Zimmer zurück ziehen konnten, sondern auf der "Gästecouch" nächtigen mussten. Sonst war alles wie immer. Wir haben gespielt, um 0.00 Uhr ein paar Wunderkerzen auf dem Balkon angezündet und uns gewundert, dass die Knallerei trotz Böllerverbot kaum geringer ausfiel als in den vergangenen Jahren. (Bild 3) 

Allenfalls begann die Knallerei ein bisschen später. Irgendein Typ nervte uns bis morgens in der Frühe: Er zündete stoisch Stunde um Stunde alle 5 min einen Böller, der bestimmt nicht bei Aldi gekauft war. Muss man "die Bürger" verstehen? Und so endete dieses merkwürdige Jahr so, wie es abgelaufen war. Voller Harmonie und schöner Ereignisse (beide "Kinder" sind nun selbstständig und auch räumlich "abgenabelt") auf der einen, aber auch voller Unverständnis für das, was sich in unserer Gesellschaft abspielt, auf der anderen. Warum scheint ein Minimum an Zusammenhalt und Rücksichtnahme so schwer aufrecht zu erhalten? Privat hatten wir keine merklichen Katastrophen zu verzeichnen. Aber was aus unserer Gesellschaft wird, steht in den Sternen. Die Zeichen sehen nicht gut aus...