Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Montag, 16. September 2019

21.07. Urlaub- Chalons en Champagne und Nancy

Von Reims aus sollte es nach Nancy gehen, der ehemaligen Hauptstadt Lothringens. Berta, die dort früher gearbeitet hat, empfahl uns einen Besuch in Chalons en Champagne. Und das taten wir dann auch. Bei schönem Wetter trafen wir auf eine schöne, heute etwas verschlafene Stadt, die - natürlich - auch eine riesige Kathedrale ihr eigen nennt. Eine? Nein, es sind zwei, die von der ehemaligen Bedeutung der Stadt künden. Auch hier war die ältere und scheinbar unbedeutendere übrigens die schönere, in ihren Proportionen ausgewogenere.

Aber Kathedralen hatten wir hier nun schon genug. Interessant an den französischen Städten fand ich die Vielzahl von Kriegsdenkmälern, die an koloniale Unternehmungen der Franzosen und ihre Opfer erinnern. (Bild oben) Anders als in Deutschland gibt es keine augenfällige Diskriminierung von Kolonisierung, Missionierung usw. Eher Blumen und die Trikolore. Manchmal erschlossen sich die Schlachtorte dem mit der Kolonialgeschichte wenig Vertrauten nicht wirklich. Aber klar: Es dominierten Indochina und Afrika.

Von der Bedeutung Chalons zeugen jedoch nicht nur die Kirchen. Rund um einen schönen Park mit viel alter und neuerer Kunst (Bild drei) finden sich diverse Schlösser, in denen heute meist Verwaltungen untergebracht sind. (Bild zwei)  Insgesamt war es ein schönes Erlebnis. Auffallend, aber hier nicht im Bild, waren übrigens Fachwerkbauten, die ganz anders als bei uns keine "Fächer" zeigen, sondern eher Streben, die wie Stützen nach oben ragen. Gewöhnungsbedürftig...

Dann erkundeten wir Nancy, obwohl wir Hunger hatten. Aber wie schon in Reims ist vor 19.00 Uhr nun mal nix los. (Bild vier) Auf dem zentralen Platz funktionierten diverse Cafés, aber Speise- Restaurants? Egal. Vielleicht sättigt ja auch Schönheit. Angeblich sei der zentrale Platz in Nancy der schönste der Welt. Hm... Ja, er ist fantastisch mit den Schloss- Bauten und den barocken Gold- Gittern an allen Ecken. (Bild unten) Hm? Nun ja, es ist ein bisschen so, als wollte man sagen: "Symmetrie ist die Ästhetik des kleinen Mannes". Stanisław Leszczyńsky (das Denkmal im Bild fünf in der Mitte) war in diesem Sinne als Schwiegersohn Louis XV. sicher kein "kleiner Mann". "Roi de Pologne" (polnischer König) war er aber auch nicht wirklich, da er sich dort nicht durchsetzen konnte. Mir kam im Angesicht der nach dem Reißbrett geschaffenen Stadt allerdings doch der Spruch vom "kleinen Mann" in den Sinn. Das ist alles makellos. Und deswegen auch ein bisschen langweilig. Wie lebendig hingegen das über Jahrhunderte organisch gewachsene Laon!

Die Aussage bleibt sowieso stehen im Angesicht dessen, was "die Moderne" heute dem Stadtbild antut. Von stadtumfeldbezogenem Bauen keine Rede. (Bild unten) Gleich hinter dem Altstadtring beginnt die Tristesse aus Stahl und Beton...

Trotzdem sei zur Ehre Nancys gesagt, dass ich dort eines der schärfsten und schmackhaftesten Gerichte meines Lebens bei einer Pakistanerin gegessen habe. Witzigerweise reagierte die auf mein Französisch - wie schön gewohnt - auf Englisch, schwenkte dann aber auf Deutsch um, als sie uns reden hörte. Sie hätte fünf Jahre in Frankfurt/Main gearbeitet. Das war doch was. Wir hatten einen schönen Abend, schönes Wetter und schönen Wein! Länger mussten wir aber in der Stadt nicht bleiben.

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