Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Freitag, 11. Februar 2011

Wieder da

Es stimmt, wir könnten Arbeitsgenehmigungen bekommen. Die ukrainische Seite bietet IM1- Visa an, was bedeutet, dass wir zwar von Deutschland aus in ein offizielles deutsches Programm delegiert, von den ukrainischen Behörden aber als arbeitssuchende Privatpersonen ohne jede Vergünstigung behandelt werden. Notwendig wären dazu ca. 14 deutsche Dokumente, die zu übersetzen und zu beglaubigen wären (wer weiß, was eine Seite beim Übersetzungsdienst kostet, der kann mal nachrechnen...); die müssten dann kostenpflichtig legalisiert und dann bei dem vor Ort zuständigen Arbeitsamt eingereicht werden. Für die Bearbeitung fällt ebenfalls eine Gebühr an. Wenn das so weit erledigt ist, muss die Schule, die uns als "arbeitssuchende Ausländer" einstellen will, eine Strafe zahlen (da wir ja einer ukrainischen Lehrkraft den Arbeitsplatz weg nehmen) und dann kann das Visum gegen Zahlung der dafür fälligen Gebühr ausgegeben werden. Das klingt alles so, als würde nicht Deutschland viel Geld für die Lehrer bezahlen, als würde nicht Deutschland für unsere Arbeit Technik (Kopierer, Computer, Bildschirme, Beamer usw.) sowie beinahe jährlich neue Lehrbücher zur Verfügung stellen, als würden nicht PAD und GI Hospitations- und Fortbildungsstipendien für ukrainische Kolleginnen (incl. Reisekosten) bereit stellen und als würden nicht Schüleraustausche von deutschen Stiftungen gefördert, Studienstipendien des DAAD gezahlt und Schüler von DSD- Schulen zu Sommerreisen, zu Ausscheidungen im Rahmen von Jugend debattiert international usw. eingeladen werden. Versteht jemand, warum wir uns dafür in der Schlange der Immigranten ganz hinten anstellen sollen, warum wir bis zu 3 Monaten und also ein Drittel des verfügbaren Schuljahres ohne geklärten Status rumsitzen sollen usw.? Man kann wohl kaum sagen, dass so der Wille zur Förderung von Deutschunterricht aussehen kann Und so werden wir Spuren hinterlassen, aber doch langsam aus dem Sichtfeld unserer Schüler und Schulen verschwinden - ein bisschen so, wie es die Frau tut, die hier auf dem Bild des Sohnes meines Kollegen und Freundes Rudi Rachau zu sehen ist. Ich fotografierte es auf einer Ausstellung in Straßburg/ Uck., die er zusammen mit seinem Vater (Landschaftsfotografie) gestaltet hat. Computerkunst ist doch mehr als das, was Photoshop von selbst kann...

In Ivano bin ich nun bis zum endgültigen Auslaufen des Entsendeprogramms zum Schuljahresende "Konsultant" meiner Schule. Als ein solcher "Berater" darf ich im Rahmen des von Deutschland finanzierten Programms im DSD arbeiten. Das mache ich denn auch. Hier und - wie gehabt - in Chernivtsi "beratend" am Freitag und "richtig" am Sonnabend.

Das Wetter ist noch schön. Bevor es wieder Schnee und Regen geben soll, machte ich mich also auf einen kleinen Spaziergang und fand ein weiteres an die bedrückende Geschichte des Landes erinnerndes Denkmal auf dem alten Friedhof hinter dem Hotel "Nadija", auf dem einige Ehrengräber (Mitte) erhalten sind. Am Eingang fallen die in Reih und Glied "angetretenen" Kreuze auf, die an gefallene Kämpfer der UPA erinnern. Nun ja, dazu schrieb ich hier schon. Nun also noch ein Denkmal. Eine Art Granitstele mit an den Seiten sichtbaren Steinbruch- Zeichen , die an der Spitze ein Kreuz trägt, Darunter die abgebildete Platte, die besagt, dass hier an die in Speziallager Verschleppten der Sowjetzeit erinnert wird. Geschichte lässt eben nicht los. Angeblich hat man ja die jungen Leute gefasst, die den Anschlag auf das neue Stalin- Denkmal in Zaporishje verübt haben sollen. Was mit ihnen geschieht? Warum muss immer Strafe die Leerstelle besetzen, die unsere Unfähigkeit zu Verständigung und Aufeinanderzugehen offen lässt? Ja, warum?

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