Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Sonntag, 10. November 2013

Sanok, Przemysl, Nationalfeiertage und Einkaufsvisen

Marta hat ein polnisches "Einkaufsvisum". Was immer das meint, man muss möglichst kurz nach Erhalt nach Polen einreisen und "etwas kaufen". Wir kauften Bier und Käse im Wert von ca. 5 Euro! Was soll das? Das Visum ist nur für Einwohner der Westukraine, also der ehemals "polnischen Gebiete". Die Slowakei hat eine ähnliche Regelung eingeführt. Um wirtschaftliche Vorteile geht es nicht wirklich. Worum geht es dann? Wollte/ will man Unruhe in die Ukraine tragen und den russophilen Ostukrainern zeigen, was ihnen entgeht, wenn sie nicht für einen EU- Beitritt (ok, derzeit Assoziation) stimmen?  Irgendwann wird es in den Zeitungen stehen...

Naja, uns war es egal. Der Termin passte mir ganz gut. Ich wollte sowieso nach Sanok in den wunderschönen Beskiden und Marta kam mit Milko (drittes Bild von unten) nach Przemysl. Wir trafen uns und hatten einen schönen Tag. Sanok, wo ich das letzte Mal vor ziemlich genau 30 Jahren war, hat sich sehr verändert. Die Altstadt (Bild oben) ist nur klein, aber sehenswert. Und im Vergleich zu Przemysl hat sie definitiv die gemütlicheren und besseren Kneipen! Natürlich war überall zum Nationalfeiertag geflaggt und das militärische Brimbamborium polnischen Zuschnitts durfte auch nicht fehlen. Am Freitag liefen Pfadfinder durch die Stadt und am Sonnabend traten Schülerinnen ziemlich jugen Alters in militärischer Formation an. (zweites Bild von oben) Aber das "Manöver" erwies sich schließlich als eine friedliche Aktion. Man stellte Straßenposten auf, die einen Stadtlauf (5 und 10 km) absichern sollten. Leider lief dem Läuferfeld ein bedauernswerter Fahnenträger hinterher. Wozu muss man unter Fahnen laufen? Aber das wird in Polen noch eine Weile dauern, ehe sich mehr Menschen solche Fragen stellen. Ja, ja, ich weiß, die Geschichte von Aufstand und Unterdrückung und...

Przemysl hat ebenfalls ein überschaubares Zentrum. Sehenswert immerhin die Reste der im 1. WK zerstörten Festungsanlagen und - ja, das schon - die unzähligen Kirchen. Das kannte ich seit meinem ersten Besuch noch zu "kommunistischen Zeiten". Immerhin schmeckte das Essen im "Dominikaner" am Markt sehr gut. Davon ab fällt die hohe Dichte von Pizzerias (und eben keinen Restaurants) auf. Nicht eben ein Zeichen von Reichtum! Dann war die Zeit schon um. Ich brachte Marta zum Grenzübergang in Medyka und war schockiert ob der PKW- Warteschlange. Schlimme Erinnerungen wurden wach. Das dauert viele viele Stunden, bis die Menschen die Grenze überwunden haben. Vielleicht überlege ich es mir doch noch und versuche nicht, noch einmal in der UA zu arbeiten? :-(

Die Rückfahrt war nicht nur des Wetters wegen übel. Auf den schmalen Gebirgsstraßen LKW über LKW! Der ganze Wahnsinn unserer "Alles- sofort"- Gesellschaft. Scheiß Welt, in der sämtliche Lagerbestände auf Rädern durch die Wälder rollen...

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