Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Sonntag, 23. Februar 2014

Presov

Heute soll der "Tag der Stadtbilderklärer" gewesen sein. Ja, so was soll es geben! Aus diesem Anlass - und wohl auch weil es nicht wie angekündigt regnete - versammelte sich eine erkleckliche Anzahl historisch interessierter Bürger der Stadt Presov, um sich über die alten Stadtbefestigungsanlagen zu informieren. So auch Meike, Friedrich, Ludo und ich. Ich entdeckte immerhin zwei neue Stellen, u.a. diese rekonstruierte Bastei (Bild oben), in der sich eine nette Kneipe eingerichtet hat. Kann man sich merken. Zum Abschluss stiegen wir auf den frisch restaurierten Wasserturm, der nun als Aussischtsplattform mit ein bisschen Kaffee und Kuchen dient. Trotz des nicht ganz klaren Wetters hat man von da oben wirklich einen schönen Blick über die Stadt und die angrenzenden Berge. (Bild unten) Ludo hatte wie immer eine Menge Anekdoten und Erklärungen parat, ätzte gegen das Drama "Bocatius" von Ex- Präsident Schuster und fand genügend Gelegenheit, seinem notorischen Antikommunismus Ausdruck zu verleihen. Das hat für mich immer einen eigenen Unterhaltungswert. ;-) Ansonsten ist der in Kosice stadtbekannte Bocatius, u.a. Rektor der dortigen Renaissance- Universität, also ein Lausitzer Sorbe des Namens Bock. Ich wusste es, hatte es aber längst wieder verdrängt. Nun wird es hängen bleiben. Was sonst noch? Acht Grad sind schon wieder kalt- ob das der Frühling ist?

Sonntag, 16. Februar 2014

Janukowitsch und Radfahren

Man kann sich fragen, was der Eine mit dem Anderen zu tun hat. Auf den ersten Blick nix. Der kutscht sicher Luxuslimousine sicherheitsverstärkt... Aber beide sind wir aktiv und lange schon unterwegs. Er steht in der zweiten Legislaturperiode; ich fahre das zweite Jahr mit meinem Rad! Und so wie er seine Hindernisse überwindet, so bezwinge auch ich meine Berge: Heute übrigens fiel die 2000- km- Marke! Aber so wie diese Pfeife lange abwartet, ehe er versichert, er wolle keinen Krieg gegen sein Volk (aha, er plant also einen), musste auch ich lange warten, ehe ich den Krieg gegen meine Lethargie und die faulen Muskeln wieder aufnehmen konnte. Heute war es so weit: 10 Grad und Sonnenschein (am Stausee allerdings weniger- das Wasser war noch gefroren und in den Wächten lag noch Schnee), was will man mehr? Also bin ich los und war nach 3h 23 min und 60 km Fahrt wieder da (Bestzeit um die 2h 45 min). Mir scheint also, wir sind nicht in Form, der Janukowitsch und ich. Mal sehen, wer sich eher erholt. Ich hoffe: ICH!

Donnerstag, 30. Januar 2014

Ukraine vor dem Bürgerkrieg?

Spätestens seit dem Ende des vergangenen Jahres, besonders aber seit Anfang dieses Jahres, "verschwinden" in der Ukraine Menschen; sie bekommen nachts "Besuch" vom Geheimdienst, werden vor den Augen der Ärzte aus Krankenhäusern verschleppt oder auf der Straße weggefangen. Manche werden "nur" zusammengeschlagen, mit Wasser übergossen in die Kälte geschickt oder inhaftiert, andere findet man gefoltert und erschlagen im Wald. Die Polizei tötete offiziell bisher drei Protestierende durch mehrere gezielte Schüsse. Die beteilgten Berkut- Einheiten sollen nicht aus Kiew stammen...

Das alles dokumentieren junge Leute in facebook und anderswo. In den Foto- und Video- Dokumenten, die ich von meinen Absolventinnen erhalte, ist nichts gestellt. Sie schlagen meine Warnungen, sich nicht radikalisieren zu lassen und den Protest nicht durch eigene Gewalt zu diskreditieren, unter Hinweis auf eben diese Dokumente (verzweifelt) in den Wind. Würdest du, fragte mich Anton aus Kiew, zusehen, wenn dein Freund, wenn der Mann, der eben noch neben dir stand, vor deinen Augen zusammengeknüppelt wird? Ihm ist es egal, wie der Hass der Protestiereneden sich artikuliert. Er ist tief davon überzeugt, dass es berechtigter Hass ist und dass es die anderen sind, die Gewalt allein durch ihre hochgerüstete Anwesenheit provozieren. Ja, in Kiew herrscht Krieg, ein Krieg der Regierung gegen ihre Bürger, eine Situation also, aus der schneller als man hinsehen kann, ein Bürgerkrieg zu werden droht. Konflikte quer durch's Land gibt es genug und es gibt auch genügend Leute, deren Heil (einer weiteren schamlosen Bereicherung) von Janukowitsch und seiner Clique abhängt. Ihnen gilt der Hass einer geschundenen, zusehens um ihre Zukunft betrogenen Generation...

Und "wir"? Die Proteste begannen, als sich junge Menschen um ihren Traum, endlich ohne Diskriminierung nach Europa reisen und womöglich dort studieren und Arbeit suchen zu können, betrogen sahen. Es war auch die Hoffnung, mit Hilfe der EU die schlimmsten Auswüchse von Kleptokratie und Korruption beenden zu können, die nun geplatzt war. Und wieder hat niemand gefragt, was das Volk will! Das macht jeden böse, dem der Glaube an die universellen Werte "des Westens" (wie sie in der allgemeinen Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte niedergelegt sind) noch eine Utopie sind. "Wir" sind also angesprochen, können sehen, wie in der Organisation der Lebensmittel- und der Krankenversorgung, wie in der Kommunikation und den immer neuen Protesten an immer neuen Orten eine Zivilgesellschaft entsteht, die es so jenseits der polnischen Grenzen bisher nicht gegeben (und an die nach der Niederlage der orangenen Revolution 2004) auch kaum jemand mehr geglaubt hat.Im Streben nach Freiheit liegt jener universelle Humanismus, der gleich macht und der in der Gleichheit der Ziele und Hoffnungen zu (mehr) Brüderlichkeit führen sollte. Als "Solidarität" sei diese die "Zärtlichkeit der Völker", schrieb einst Che Guevarra. Aber wo ist diese Solidarität? 

"All das geschieht in der geographischen Mitte Europas, vor den Kameras aller wichtigen Nachrichtenagenturen der Welt... Jetzt wissen wir, wie es bei Hitler und Stalin war, warum niemand sie aufhielt, weil alle vernünftigen Leute mit ihrer Karriere beschäftigt waren, nicht hinguckten oder die Köpfe schüttelten und sagten: Nein, das ist nicht wahr, so schlimm kann es nicht sein." Diese bitteren Worte schrieb die Schriftstellerin Oxana Zabushko in der FAZ vom 29. 01. 2014. Und sie hat wohl Recht. Wieder einmal zeigt sich, wie wenig die bürgerlichen Gesellschaften des Westens in der Lage (und willens) sind, die immer dann, wenn es uns gerade in den Kram passt, heilig gesprochenen Menschenrechte auch dann zu schützen, wenn es daran nichts zu verdienen gibt und die Einlösung des Versprechens von "Gleichheit und Brüderlichkeit" dazu führen würde, abgeben und teilen zu müssen. Spätestens in dem Moment, in dem "uns" diese Einsicht dämmert, wenden wir uns erschüttert (und ein bisschen über uns sellbst entsetzt) von dem "fernen Geschehen" ab und stattdessen wieder dem Sonntagsspiel der Bundesliga zu. Deshalb ist der Rubikon überschritten: Die Protestierenden in der Ukraine, allein gelassen und politisch ohne Schützenhilfe, müssen nun auch gegen Panzer kämpfen, wenn die denn kommen. Kämpfen sie nicht, endet das Land in der Friedhofsruhe eines entsetzlichen Rachefeldzuges der Regierung, die es dann in jeder Hinsicht schamloser denn je treiben wird. Wird es viele Tote geben? Sagt dann nicht, ihr hättet es nicht wissen können!

Samstag, 23. November 2013

Suchy Vrch

Ich hatte dem Wetterbericht vertraut und wurde nicht (ganz) enttäuscht. Die angekündigte Sonne lugte am Beginn meines 90km- Trips zaghaft hinter den Wolken vor, um sich dann zu verziehen. Das Beste, was man also sagen kann, ist, dass es nicht regnete. Aber ich wusste schon, oberhalb von 600m wird es kalt (vielleicht 4 Grad) - und also hatte ich ein Sportshirt unter meinem "Selastik- Rollkragenpullover", den meine Frau so liebt. ;-) Erbstück aus NVA- Zeiten, also mithin gut 34 Jahre alt! Darüber kam das Radshirt, das von der Sportwetterjacke überdeckt wurde, die ihrerseits aber wieder unter eine Trainingsjacke kam. Als Reserve hatte ich noch eine Regenjacke mit, die ich dann auf 830 m Höhe und kurz vor der dritten langen Abfahrt drüber zog. Modell "Zweibel" hat gut funktioniert; ich fror nicht. ;-)

Zuerst ging es den üblichen Weg bergan auf ca. 860 m und dann wieder runter zum Stausee. Der liegt nun still zwischen den kahlen Bergen, deren Laubbäume noch hie und da rostbraunes Laub zeigen. (Bild oben) Kaum ein bisschen ausgeruht, ging es dann den Velky Folkmar hoch. Die Straße dürfte sich etwa auf 850m nach oben winden. Dieses Mal hielt ich an, um ein unübersehbares Kreuz zu forografieren, das, wie ich einer heimatkundlichen Schrift entnahm, von Deutschen erreichtet wurde und noch besucht wird. (Zweites Bild von oben) Warum es da steht? Wer weiß...

Dann kurvte ich den Berg wieder bis auf halbe Höhe hinab und bog Richtung Koisov ab. Ein bisschen waren die Beine schon schwer. Interessantes zu sehen gab es nichts; niemand zeigte sich bei dem Wetter auf der Straße. Allerdings sind ein paar Villen dort fertig geworden, die gut und gerne als "Herrenhäuser" durchgehen können und also unübersehbar von der Armut des Volkes künden. In Koisov scheinen sich die anzusiedeln, auf die das gewiss nicht zutrifft. Egal, für mich zählte heute nur die sportliche Leistung und die ergab sich durch den Wiederaufstieg zum Suchy Vrch, 830m ü.nn. (Massiv Bild unten) Der "liebliche Bach" (Drittes Bild von oben), wie man früher sagte, täuscht natürlich: Das erste Mal seit ich hier bin, musste ich passen und ein paar Meter schieben. :-( Runter ging es dann schnell. Zurück radelte ich ab der Stauseebrücke den zweiten Teil meiner Trainingsstrecke, so dass über 90 km zusammen kamen. Aber was für welche! Stolz schwellt die Brust. ;-)





Sonntag, 10. November 2013

Sanok, Przemysl, Nationalfeiertage und Einkaufsvisen

Marta hat ein polnisches "Einkaufsvisum". Was immer das meint, man muss möglichst kurz nach Erhalt nach Polen einreisen und "etwas kaufen". Wir kauften Bier und Käse im Wert von ca. 5 Euro! Was soll das? Das Visum ist nur für Einwohner der Westukraine, also der ehemals "polnischen Gebiete". Die Slowakei hat eine ähnliche Regelung eingeführt. Um wirtschaftliche Vorteile geht es nicht wirklich. Worum geht es dann? Wollte/ will man Unruhe in die Ukraine tragen und den russophilen Ostukrainern zeigen, was ihnen entgeht, wenn sie nicht für einen EU- Beitritt (ok, derzeit Assoziation) stimmen?  Irgendwann wird es in den Zeitungen stehen...

Naja, uns war es egal. Der Termin passte mir ganz gut. Ich wollte sowieso nach Sanok in den wunderschönen Beskiden und Marta kam mit Milko (drittes Bild von unten) nach Przemysl. Wir trafen uns und hatten einen schönen Tag. Sanok, wo ich das letzte Mal vor ziemlich genau 30 Jahren war, hat sich sehr verändert. Die Altstadt (Bild oben) ist nur klein, aber sehenswert. Und im Vergleich zu Przemysl hat sie definitiv die gemütlicheren und besseren Kneipen! Natürlich war überall zum Nationalfeiertag geflaggt und das militärische Brimbamborium polnischen Zuschnitts durfte auch nicht fehlen. Am Freitag liefen Pfadfinder durch die Stadt und am Sonnabend traten Schülerinnen ziemlich jugen Alters in militärischer Formation an. (zweites Bild von oben) Aber das "Manöver" erwies sich schließlich als eine friedliche Aktion. Man stellte Straßenposten auf, die einen Stadtlauf (5 und 10 km) absichern sollten. Leider lief dem Läuferfeld ein bedauernswerter Fahnenträger hinterher. Wozu muss man unter Fahnen laufen? Aber das wird in Polen noch eine Weile dauern, ehe sich mehr Menschen solche Fragen stellen. Ja, ja, ich weiß, die Geschichte von Aufstand und Unterdrückung und...

Przemysl hat ebenfalls ein überschaubares Zentrum. Sehenswert immerhin die Reste der im 1. WK zerstörten Festungsanlagen und - ja, das schon - die unzähligen Kirchen. Das kannte ich seit meinem ersten Besuch noch zu "kommunistischen Zeiten". Immerhin schmeckte das Essen im "Dominikaner" am Markt sehr gut. Davon ab fällt die hohe Dichte von Pizzerias (und eben keinen Restaurants) auf. Nicht eben ein Zeichen von Reichtum! Dann war die Zeit schon um. Ich brachte Marta zum Grenzübergang in Medyka und war schockiert ob der PKW- Warteschlange. Schlimme Erinnerungen wurden wach. Das dauert viele viele Stunden, bis die Menschen die Grenze überwunden haben. Vielleicht überlege ich es mir doch noch und versuche nicht, noch einmal in der UA zu arbeiten? :-(

Die Rückfahrt war nicht nur des Wetters wegen übel. Auf den schmalen Gebirgsstraßen LKW über LKW! Der ganze Wahnsinn unserer "Alles- sofort"- Gesellschaft. Scheiß Welt, in der sämtliche Lagerbestände auf Rädern durch die Wälder rollen...

Sonntag, 3. November 2013

XXVIII. Turner- Memorial in Cottbus


Da noch keine Grabpflegen anstehen, nutzte ich die Urlaubstage zu Allerheiligen zum Radwechsel in Leipzig. Mittwoch Anreise, Donnerstag ein schöner Spaziergang im Clara- Park. Freitag dann das "Geschäftliche" und Sonnabend ging es früh mit Uta nach Cottbus zum alljährlichen Turner- Memorial. Anka kam auch und wir fuhren am Nachmittag nach Frankfurt. Heute abend langte ich ziemlich erschöpft wieder in Kosice an...

Aber zum Titelthema: Die Turngemeinde gedenkt in Cottbus jährlich ihrer verstorbenen Mitglieder und Aktivisten. Traurig die Gedenkminute für Klaus Köste, dessen Auftritte im DDR- Fernsehen mir immer noch in guter Erinnerung sind. (Bild oben- Sabine vom USC bei der Gedenkrede) Nun fehlt er; die Turner bewerben sich um den Klaus- Köste- Pokal...

Ein Erlebnis der ganz anderen Art aber der Auftritt von Johanna Quaas, mit fast 88 Jahren die älteste Starterin. Wer denkt, da habe eine zittrige alte Dame eine Ehrenrunde absolviert, der irrt. Ganze 3 min lang war die Bodenübung zu Musik und mit allerhand turnerischen Einlagen! Wo andere kaum noch gehen können, läuft diese alte Dame auf, strafft den Körper und turnt! (Bild unten) Das ist verrückt und macht auch Mut. Es geht also!



Sonntag, 27. Oktober 2013

Slata Idka- Slowakische "Loreley"

Das Wetter war herbstlich kühl und auf dem Höhenweg trieben feuchte Nebel. Trotzdem machte es Spaß, die 21,8 km von Slata Idka bis Bankov zu wandern. Überall trockenes Laub (Bild oben) und ab und an großartige Ausblicke im fahlen Licht einer nebelgetrübten Sonne. Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, wie gebirgig die Landschaft um Kosice ist! Gewandert sind wir, die Kollegen und ich, ca. 6 h mit einem Aufenthalt in der Chata Lajoska, deren Biervorräte allerdings von einer Gruppe englischer Studenten geleert worden waren. Wonach die "kolbasa" eigentlich geschmeckt hat, ist auch nicht klar. Ich hab' nur den Senf in Erinnerung. :-( Egal. Gestartet bei 664m/ üNN stiegen wir bis auf 1000 m. Die 1000m- Marke heißt sinnigerweise "Loreley" und ist ein Felsen oberhalb des Wanderwegs. (Bild 2) Es wäre spannend zu wissen, wer auf die Idee kam, dem Felsen diesen Namen zu geben. Auf jeden Fall war die Tour schön und ausreichend ermüdend, um sich nun auf die Dusche und später auf das Bett zu freuen. ;-)