Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Mittwoch, 14. Oktober 2009

Nachträge

Also, es wird mal wieder Zeit, etwas zu schrieben. Zu viele Leute beschweren sich schon, dass sie von mir weder etwas hören, noch etwas sehen. Warum? Die Antwort könnte trivialer nicht ausfallen: Die liebe Arbeit!

Anfangs hielt mich das Super- Wetter davon ab, wenigstens abends, wenn ich frei war, etwas zu posten. Die sommerlichen Temperaturen lockten einfach unwiderstehlich in einen der vielen Biergärten in Ivano. Dann aber merkte ich, wie sehr Nachmittage fehlen können. Durch die Fahrerei nach drohobych ist es ja nicht mehr so, dass man aus der Schule kommt und ein bisschen Unterricht vorbereitet, korrigiert usw. Die zwei Tage sind komplett verloren und dazu der Donnerstag eigentlich auch, da ich hier am Nachmittag am Kopierer stehe und das Material vorbereite. Vorbereitet werden muss die ganze Woche am Dienstag und Mittwoch, wenn ich wenigstens Sonntag und Montag frei haben will...

Aber wer spricht von "frei" haben? Erst korrigierte ich wie ein Verrückter 250 Seiten eines Deutschlehrbuches für Architekten - ein Liebesdienst für meine stellvertretende Direktorin, deren Tochter das brauchte -, dann war Technik für 2 Schulen zu kaufen, es kamen Bücher, die abgeholt und inventarisiert werden mussten und und und. Ich hab schon vergessen, warum ich ab Mitte September so langsam begann, in die Abendstunden hinein zu arbeiten. Irgendwann stellte ich dann fest, dass es - wenn ich was wem schreiben wollte - immer schon 22.00 Uhr war. Und so blieb es, die Zeiten mal ausgenommen, in denen ich in Lemberg zur Weiterbildung und dann mit dem Chef nach Drohobych und Ivano unterwegs war.

Gab es denn gar nichts Interessantes? Nun ja, ein paar Dinge habe ich unternommen, ohne das Neues zu berichten wäre, weil ich überall schon gewesen bin. Einzig den "ukrainischen Vulkan" (Bilder links oben bis Mitte) - also, das ukrainische Internet behauptet in zwei Varianten die vulkanische Abkunft des gemeinten Phänomens - gilt es als Kuriosum herauszustreichen. Variante 1 spricht von einem "Ausbruch" des aktiven Vulkans Ende des 19. Jahrhunderts, Variante 2 sagt, er sei im Zusammenhang mit einem Erdbeben in Rumänien im vergangenen Jahrhundert "aktiv" geworden - ich aber glaube nichts. Mir fielen eher so Sachen wie "Erdpech", "Pechstein" und "Hollenschlund" ein, oder, um es weniger poetisch- historosierend zu sagen: Eine aktive, bis an die Erdoberfläche reichende Erdgasquelle. Immerhin blubbert es dort und gast und das Feuerchen schnauft und faucht wie Belzebub persönlich! Das Ganze ist übrigens unweit von Ivano bei Nadvirna. Man fährt kaum länger als 30 min bis dorthin.

War dann noch in Rogatin, einem Ort, durch den ich schon oft gefahren bin, ohne ihn eines intensiveren Blickes zu würdigen. Allerdings findet sich dort eine der ältesten Holzkirchen der Ukraine. (Bild gerade über dieser Zeile) Mit mir kam auch eine polnische Reisegruppe an, die ebenfalls vor der verschlossenen Tür des als Museum ausgewiesenen Gebäudes ihrer Reiseführerin lauschen musste, die das Ganze mit einem "Typisch! Wie immer!" quittierte. Es ist eine Filiale des Landesmuseums, die von Montag bis Freitag geöffnet haben soll. Na ja. so oft kommt eben keiner und das Gehalt des Personals dürfte nicht eben üppig sein. Würde man drin beten können, wäre die Lage wohl anders. Von Rogatin aus besuchte ich noch Swirsch (Bild links), das im Frühherbst ebenfalls prächtig anzusehen war. Sonst war, wie schon gesagt, nichts los und wenn es etwas gab, hab ich es momentan vergessen.

Jedenfalls hab ich Sehnsucht nach einer Verlangsamung der Zeit, wie man sie wahrscheinlich auf so einem staubigen Traktor erleben kann, der ohnehin für die Wege des Landes besser als mein Omega geeignet ist. Aber was soll's? Die Moderne ist unwiderruflich und ein "Zurück" gibt es nicht. Allenfalls könnte man aussteigen, aber wer kann das schon wirklich? Umsteuern täte not, aber dazu ist der Einzelne nicht berufen. Und so mache ich brav meine Arbeit an zwei Schulen. Rs hat ja auch was Gutes: Die Schülerinnen sind nett und danken einem die Arbeit. Wer kann sonst noch von Dank reden?

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