Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Donnerstag, 23. Juli 2009

Slavske- der Trostian

Auch am Freitag schönes Wetter. Was kann man hier noch tun? Der Hotelier glaubte sich zu erinnern, dass man links unterhalb der Ski- Station "Warszawa" einen Rundweg findet. Aber was zum Teufel heißt dort "Warszawa"? Was ich fand, hieß nach irgendeiner Bergblume, aber das Gebiet wäre das gesuchte- so ein Anwohner. Der Weg links davor führe aber nach Slavske zurück, was bedeutet hätte, dass meine Rundwanderung nach 2 Stunden schon zu Ende gewesen wäre. Mehr Enthusiasmus ist mir also nicht zugetraut worden. :-(

So bin ich denn den Ski- Hang hinauf geklettert. Oben fand sich ein Weg, der den Blick in die Weiten des Landes frei gab. Allerdings endete der bald. Pilze- Sammler meinten aber, ich müsste nur die Wiese hinab und dann würde ich den Weg zum Trostian hinauf (höchster Berg der Gegend- ca. 1300 m) schon finden. Was ich aber da wolle? Pilze gäbe es da keine. Wandern? Einfach so? Aha. Einfach so also... Was die Beiden dachten, stand ihnen deutlich im Gesicht geschrieben. Wer kriecht schon auf den Berg, ohne damit etwas Praktisches zu verbinden? Hm, ein bisschen dachte ich dann auch so und labte mich an den Blaubeeren, die an dieser Stelle schon ein paar Tage nicht gepflückt worden waren... Jedenfalls war der Tipp einfach daher gesagt, aber schwer durchgeführt. Zivilisation sieht anders aus! Ich hatte einige Mühe, mich durch den Busch zu schlagen! Unten angekommen, lief ich erst in die falsche Richtung. Ich hoffte auf einen Rundweg, aber den gibt es auch hier nicht.

Am Wegrand ein Kreuz. Ich dachte an eine nahe Quelle, die üblicherweise so gekennzeichnet wird. Aber eine Inschrift belehrte darüber, dass hier jemand 1945 von den Bolschewisten erschossen worden wäre. Blutige Erde überall. Man steht davor und denkt an das Ende eines Menschen, der gewiss kein Befürworter der Sowjetmacht war, über dessen Motive heute allerdings anders als vor ein paar Jahren geurteilt werden kann. Hatte er eine Kuh zuviel? Wollte er eine unabhängige Ukraine mit so etwas wie bürgerlichen Rechten und wirtschaftlichen Freiheiten? Lange noch wird die Praxis des ersten Versuchs, im Namen der kommunistischen Idee einfach Macht auszuüben, diese Idee belasten. In der Ukraine wird so schnell kaum jemand bereit sein, von der Praxis zu abstrahieren, wenn es um Utopien, um Marx oder auch nur um soziale Gerechtigkeit geht. Das Kreuz steht (beileibe nicht allein!) als Sühnezeichen eben dafür und kaum für etwas anderes...

Umgekehrt fand ich dann den Aufstieg, der zu einer Sessellift- Station führte. Die ist aber nur an Sonn- und Feiertagen in Betreb. Den Hang an dieser Stelle abwärts zu bezwingen, schien nicht möglich. So nahm ich den Weg, den die Versorgungsfahrzeuge nehmen. Von der anderen Seite in den Ort kommend, hatte ich noch an die 6 km zu laufen, ehe mein Hotel grüßte. Unterwegs sah ich dann all die neu errichteten Ferienanlagen, die auf Gäste warten (aber kaum welche hatten). Im Winter mag das anders sein.

Sonnabend wollte ich noch bleiben, aber das Wetter war nicht so. Rückfahrt nach Ivano also, Wäsche waschen und Abschied nehmen. Am 15. 07. passierte ich die Grenze nach Ungarn, besuchte Absolventen (Tanja und Anton aus Kiew) in Passau und holte Uta vom Flugplatz ab. Dort, am Leipziger Flughafen, trafen sich also die Reisenden aus dem ganz nahen und dem ganz fernen Osten- Uta kam ja aus Japan...

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