Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Donnerstag, 23. Juli 2009

Wandern in Slawske

Slavske liegt etwas abseits der Transitstraße von Lviv nach Chop in einem Tal. Die Zufahrt - seufz - ist ein Abenteuer für sich. Ich dachte mir angesichts der vielen neuen und durchaus luxuriösen Hotels, die zum Wintersport die besser Betuchten einladen, dass diese vieleicht eine Renovierung der Straßen gar nicht wollen. So bleiben die Besitzer großer Geländewagen a) am ehesten unter sich und b) sind die Dinger dann endlich mal (scheinbar) zu was Nutze. Aber darüber habe ich nun schon so oft geklagt! In desem Falle trug der leidige Umstand immerhin mit dazu bei, dass ich nicht umkehren mochte (noch mal diesen Weg???) und also trotz anfänglichen Regenwetters ins den Genuss der schönen Landschaft kam.

Vielleicht hätte sich am Ende der Siedlung noch Besseres gefunden, aber - siehe oben - meine Nerven waren am Ende und die ausgehandelten 25 Euro inklusive Frühstück (die Anfangsforderung waren 40 Euro ohne) akzeptabel. Außer mir gab es nur eine etwas merkwürdige Partie, die hier Quartier gefunden hatte. Ich musste an Andruchowytsch' "Zwölf Ringe" denken, denn mit einem spindeldürren Fotografen waren zwei Frauen unterwegs, deren Verhältnis zueinander unklar blieb. Tochter und Mutter? Als der 16. Geburtstag der etwas Jüngeren gefeiert wurde - ich bekam vom selbstgebackenen Kuchen etwas ab (hmmm, lecker!) - fiel diese Version aus. Also doch "Lili und Marleen" (vgl. Andruchowytsch)? Das Trio verschwand jedenfalls auch bei starkem Regen, wobei er sein Stativ und die Kamera dabei hatte. Nun ja...

Ich wollte es ihnen nachtun und mich vom Regen nicht abhalten lassen, der wenigstens der Flora (wie heißt das Zeugs?) sichtbar genutzt hat. Aber nach zwei Stunden und einem Imbiss- Aufenthalt in einer Sägemühle mit Technik aus der Zeit der Dinosaurier, drehte ich angesichts des Dauerregens doch um. Es kam einem Wunder gleich, dass die total durchnässten Klamotten anderntags trocken waren. Kalt war es nicht, aber feucht.

Dafür war der nächste Tag durchwachsen- bestes Wanderwetter. Meinen Weg fand ich durch Zufall, denn wo der in einer Wanderkarte eingezeichnete Pfad beginnen sollte, wird wohl ewig ein Geheimnis der Kartenproduzenten bleiben. Am Ende einer den Berg (1230 m) hinauf führenden Seitbahn (Sessellift) begann ein Gipfelwanderweg, der bis ins Ivano- Frankivsker Oblast führen sollte. Nach ca. 7 h drehte ich um und ging zurück. Hinter der Bergstation waren mir nur drei Pferde begegnet und ganz am Ende - vor dem Abstieg in ein Dorf - traf ich ein paar Beerensammler, die von dem Versuch, Slavske auf einem anderen Weg zu erreichen, dringend abrieten. Man würde sich verlaufen. Nach ein paar Metern hatte ich auch dieses Gefühl, so dass ich halt zurück ging. Aber trotzdem - die Einsamkeit ist schon berauschend. Wo trifft man in Deutschland auf 20 oder mehr Kilometern keinen Menschen?

Dabei war der Weg nicht eben schwer. Die Steigungen meist sanft, verlief er ziemlich gradlinig oberhalb der Baumlinie. Fantastische Aus- und Rundumsichten also. Gegen Abend Sonnenstrahlen durch dunkle Wolken gefiltert- Kaspar David Friedrichs Bergerlebnisse lassen grüßen! Einzige Frage: Konnte "meine Wanze" das auch genießen? "Wanze", der Taufnahme ist abgeleitet von "schwangere Wanze", nannte ich die grauhaarige und eben schwangere Hündin, die mir brav auf alen Wegen dieses Tages folgte und die wohl auf eine neue warme Hütte und Futter "satt" hoffte. Nicht ganz ohne Skrupel ließ ich sie am Ende zurück. Was tun? Ich konnte se ja schlecht mit nehmen...

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