Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Dienstag, 14. Juli 2009

Truskawiec- Wege an der Striy- Uzhorod

Die Nacht in Drogobyc war etwas nicht ganz so, wie ich es mir gewünscht hätte. Gott sei Dank nervte der Russenpop, den eine Karaoke- Sängerin in dem ansonsten recht schönen Freisitz vor den Fenstern der Zimmer absang, nicht nur mich. Ich hätte sonst glatt am Geschmack meiner Begleitung gezweifelt! Es ist schon komisch, es gibt wirklich so etwas wie eine "Russen- Billig- Pop- Zone" (Andruchowytsch). Dieses nervtötende Gedudel hat nichts gemeinsam mit Irgendetwas, das ich aus Polen, Tschechien oder Ungarn kenne. Nun, sei's drum. Seufz...

Anderntags ging es dann in das allseits gelobte Truskawiec. Immerhin finden sich noch Reste der alten Anlagen, die wohl auch hier von einer starken polnischen Gemeinde geprägt waren. Die Häuser erinnern an ähnliche Orte in Polen (Ciechocinek z.B.). Inmitten verfallener Altsubstanz im zentralen Park (der heute eher einem Wäldchen gleicht) grüßt denn auch ein Mickiewicz den Besucher. Drogobyc hat übrigens auch einen. Die Ukrainer sind also arm dran, denn sie müssen nun überall Lesja- Ukrainka- Denkmäler oder Ivan- Franko- Büsten en face zum polnischen Romantiker errichten - jedenfalls wenn das beispiel Ivano- Frankivsk Schule macht, wo man plant, derartigen "Resten" - wenn man sie schon nicht beseitigen kann - eine ukrainische "Dominante" gegenüberzustellen. So geschehen im Lwiwer Traditionsfriedhof und eben geplant in Ivano. Mal sehen, ob die Lesja dann "größer und schöner" als der Mickiewicz wird. Woran erinnert mich das bloß so fatal? Gab es da nicht mal die Theorie der "sozialistischen Dominante" überall dort, wo Denkmäler des bösen Feudalismus nicht beseitigt werden konnten? Der (mittlerweile abgerissene) Betonklotz im Zentrum von Bautzen oder die "Mutter Heimat" auf dem Gelände des Lavra- Klosters in Kiew sprechen hier für sich...

Aber zurück zu Truskawiec. Der Rest des Kurortes, der von seinem Heilwasser lebt, besteht aus alten sozialistischen Großbauten und neu hinzu kommenden, die kaum schöner sind. Aber doch lebt der Ort und insgesamt gällt der Gigantismus nicht so unangenehm ins Auge, weil die Lage im bereits arg hügeligen Karpatenvorland landschaftlich einfach schön ist. In den Tälern geht auch ein 22- Geschosser unter und vor der Kulisse der nahen Gebirgszüge verlieren die klobigen Neubauten ihren Schrecken. Offensichtlich gut besucht lebt der Ort auch im Sommer. Die Anlagen sind leidlich in Schuss und an zentralen Orten sieht es doch recht hübsch aus. Kein Wunder. das Konovalovs sich hier wohl fühlen. ich gönne ihnen die Tage bei ihren hiesigen Bekannten, breche aber doch neugierig in die Berge auf.

Weiter führte mich der Weg an verlassen da stehenden Ölförderanlagen kalifornischen Zuschnitts vorbei- der einstige Reichtum der Region Drogobyc- Sambir- Boryslaw. Es soll auch noch gefördert werden, aber das sah ich nicht. Dann bog ich in einen auf meiner Karte als "Landstraße" gekennzeichneten Weg ein, der alsbald seine Asphaltdecke aufgab, anders kann man es nicht sagen. Immer mal wieder tauchten Asphaltflecken auf, die von einer ehemals durchgehenden Decke zeugten. aber das war wohl noch zu polnischen Zeiten...

Der Weg war mühselig und mein Auto tat mir - wie immer bei solchen Fahrten - ziemlich leid. ich fürchtete auch um meine Reifen, es standen des öfteren Ladas in Montage- Stellung am Wegrand. Aber alles hielt und ich wurde für das Wagnis mit den herrlichen Landschaften am Flußlauf der Striy belohnt. Auch im weiteren Verlauf der Fahrt nach Uzhorod, als nach vielleicht 50 oder 60 km der Weg sich wieder zu einer (schlechten) Landstraße wandelte, die durch das Grenzgebiet führt, blieb die Landschaft interessant.

Von Uzhorod ist nicht viel zu berichten. Es regnete abends zwar nicht mehr so sehr wie am Tag, aber größere Höhepunkte gab es nicht zu besichtigen. Ich kannte wirklich noch alles vom ersten besuch vor 7 Jahren. Wiewohl Oblast- Hauptstadt, ist das Zentrum sehr klein und überschaubar. Ein ungarisches Städtchen mit barockem Dom, einer alten Festung und einer großen schönen Synagoge, die jetzt als Konzertsaal dient. Durch die Lage am Fluss Uz (Usch) macht das alles einen netten Eindruck.

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…
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