Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Sonntag, 12. Juli 2009

Nesamovite

Wollen wir noch zusammen wandern? Klar, Anja Konovalova (links) muss trainieren, denn sie will im August mit Freunden vom Alpinisten- Verein in den Kaukasus. Taras hat aber keine Zeit und Vater Juri muss arbeiten. Gott sei Dank ist Julia (rechts) von der Krim wieder da, denn so ganz allein mit mir wollte Anja doch nicht los...

Die Czorny Hory (das Bild links vermittelt vielleicht einen Eindruck, warum diese Bergkette zu Recht so heißt!) kenne ich schon und auf dem Hoverla, dem mit etwas über 2000 m höchsten Berg der Ukraine, war ich schon ein paar Mal. Aber Nesamovite, den rätselhaften See, der sich - der Legende nach - mit Sturm oder Eisregen und ähnlich ungemütlichen Sachen dafür rächen soll, wenn man seine Ruhe mit einem Steinwurf stört, den kannte ich noch nicht. Damit stand das Ziel fest und der Aufstieg konnte beginnen. Vieles erkannte ich wieder, da ich vor zwei Jahren schon einmal versucht hatte, den See zu finden. Damals hatte wohl jemand den Stein geworfen, denn Dascha und ich scheiterten an ungemütlichen Temperaturen (am Nordhang lag im Juli noch Schnee) und unangenehmem Eisregen. Diesmal sollte es unter sachkundiger Führung klappen und es klappte auch. Am See (Bild links unten) lagerten schon verschiedene Wandergruppen, alle mit Zelten. Eine Wagemutige stieg ins eiskalte Bergwasser und schwamm offensichtlich vergnügt darin herum. Ob der See ein bisschen "Gekraule" von einem hübschen Mädchen weniger übel nimmt? Jedenfalls blieb er ruhig und obwohl Regenwolken drohten, fielen nur wenige Tropfen...

Wahrscheinlich bin ich übrigens einer der Wenigen, die in den Karpaten Rundwanderwege (vom Auto weg und wieder zurück!) vermissen. Alle Anderen übernachten im Zeltlager und wandern so tagelang z.B. den auf dem letzten Bild sichtbaren Gipfelpfad entlang, der sich über mehrere 2000er hin zieht und einige Tage in Anspruch nimmt. Für den Profi- Wanderer, der in seinem Verein sogar Karten hat, auf denen die Wanderwege verzeichnet sind, sicher das reine Vergnügen. Nicht- Profis, also einfach Wanderfreunde wie mich (das Grinsgesicht links), gibt es offensichtlich noch immer sehr wenige in der Ukraine. Die Mädchen meinten jedenfalls, dass ihr Hobby selbst unter Kommilitonen auf Unverständnis stoße. Man führe lieber von Ivano aus mit dem Mikro- Bus nach Yaremcha, mietet dort eine Koliba, "frisst und säuft", und wenn man wieder zu Hause ist, war man eben in den Bergen. Die Nobel- Touristen, die es nach Bukovel zieht, um dort gesehen zu werden, verhalten sich kaum anders. Nur im Winter ist mehr Leben, denn Ski- und Snowboard- Fahren sind Vergnügungen aller Schichten. Anja und Julia gehen dann allerdings Schnee- Wandern. Brrrr....

Von oben sieht man übrigens überall Wege, die man wandern könnte. Das habe ich in den nächsten Tage noch öfter festgestellt. Genauso oft stoßseufzte ich aber auch: "Wenn man sie bloß von der Straße aus finden würde..." Ausgeschildert ist nichts, Zeichen, die Wanderwege auszeichnen, gibt es zwar, aber man stößt irgendwann auf sie und wird nicht hin geleitet, weiß nicht, wo der Weg beginnt und wo er endet. Vielleicht hilft Fragen. "Oben" in den Bergen bekommt man Auskunft von den wenigen Wanderern, die man trifft, oder von den Blaubeeren- und Pilzesammlern. Aber "unten" hatten Fragen als Resultat meist nur die Antwort: "In den Bergen wandern? Also ich war noch nicht da..." Hm, es sollen ja auch nicht alle Berliner auf dem Fernsehturm gewesen sein, oder? ;-)

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