Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Freitag, 7. November 2014

Kloster Jasov von innen

Mit Karin und Remmer nach Medzev unterwegs, machte ich natürlich einen Abstecher zum Prämonstratenser- Kloster Jasov. Bisher hatte ich das imposante Kloster, dessen barockes Eingangsportal zur Kirche als einziger Teil saniert schien, nur von außen gesehen. Heute ergab sich durch Zufall die Möglichkeit einer Führung durch das seit 20 Jahren in Sanierung befindliche Innere. Ja, das Kirchenschiff ist imposant, aber es erschien mir künstlerisch nicht wirklich wertvoll (nimmt man einmal den Adel des Alters weg). Die Akustik in dem hohen Gewölbe (Bild oben) ist wahrscheinlich aber gut. Es soll Orgelkonzerte geben...
Für mch am Interessantesten: Die Bibliothek. Nein, kein tolles Interieur wie in der Anna- Amalia, aber Bücher ab Mitte des 16. Jahrhunderts. Immer wieder beeindruckend der Anblick extra für das Äußere einer bestimmten Bibliothek neu eingebundener Bände, deren Gleichförmigkeit andererseits auch höhepunktlos wirkt. Demokratie im Büchersaal! (Bild zwei) Da drängt sich niemand vor, es sei denn, er besticht durch sein großes Format. Apropos Format! Großformatig lag eine gebundene Sammlung alter Stiche aus dem 17./ 18. Jahrhundert vor, in der man blättern konnte, wie man wollte. Der Führer spulte halt seinen Text ab; von der Bedeutung der präsentierten Stücke hatte er sichtlich keine Ahnung. Witzig am Rande: Unter den ca. 30% Bänden auf Deutsch fielen mir sofort die gesammelten Bände Gustav Freytags auf und - was soll man sagen? - eine broschierte Werkausgabe von Karl May! Ei, diese Mönche... Allerdings gab es auch ziemlich viele der im 19. Jahrhundert wohlfeilen Literaturgeschichten und diverse Zeitungssammlungen sind ohnehin ein Kleinod...

Sehr schön der hinter dem Kloster befindliche Barockgarten, dessen einstige Gestalt nur noch zu erahnen, deswegen aber umso "romantischer" ist. Französische Gärten sind natürlich nicht romantisch, dieser aber ist es in seiner Verlassen- und Sich- selbst- Überlassenheit ganz grandios. (Bild drei) Von hinten und aus der Ferne, der Garten ist eher langgestreckt als groß, sieht man auch den Verfall ( Bild vier) nicht so. Das Kloster wirkt mit all dem schütteren Grün des Herbstes fast granzil, obwohl es der Bauform nach doch eher ein Klotz ist. (Bild unten) Das war also sehr schön und überraschend. Ansonsten ist das Innere eher unspektakulär. Im ehemaligen Speiseraum stehen ein paar alte Schränke, im Foyer gibt es eine Art Historienbild, das wohl die Hochzeit eines Andrassy zeigt- die Familie gehörte zu den Schutzherren und "Sponsoren" des Klosters. (Zweites Bild von unten) Die Farben sind zerplatzt und an einer Stelle großflächig abgesprungen. Rührend die jungfräuliche, wie neu erscheinende Leinwand darunter. Kein bisschen vom Zahn der Zeit angenagt. Irgendwann wird man das von dem restaurierten
Kloster insgesamt sagen. Bloß wozu? Die Kirche hat den Riesenkomplex zurück erhalten und derzeit leben drei Mönche (?) in dem riesigen Komplex. Da ist was faul...



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