Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Montag, 21. März 2016

Bratislava im März

Donnerstag, den 17. 03. 2016: Programmlehrertreffen in Bratislava. Wir saßen bis 15.00 Uhr und als alle weg waren, hatte ich Zeit für einen Stadtgang. Anderntags war ich mit Judita, der Goethe- Koordinatorin Jdi, im Goethe- Institut verabredet. Dachte ich. Judita wartete den ganzen Donnerstag auf mich und ich hatte das versiebt. Alter? Oder Diabetes- Demenz?  Es war mir peinlich, aber nicht zu ändern. So musste meine Mitstreiterin in Sachen Jdi einen Teil ihres freien Freitags für unsere Absprache opfern...

Ich hatte jedenfalls Zeit und wollte mich nach der langen Autofahrt des vorigen Tages, ich kam aus Leipzig, ein bisschen bewegen. Also am Bahnhof vorbei zu Fuß Richtung Zentrum. Linker Hand findet sich dort ein originell gestaltetes Hotel, das mir natürlich früher schon aufgefallen war. Aber weil's so schön ist, hier noch einmal ein Foto. (Bild oben)

Beim "Eintritt" in das Altstadtareal überquert man die zur Donau- Brücke führende Auto- Trasse auf einer Fußgänger- Brücke, von der aus man einen schönen Aus- Blick auf die Altstadt und das gegenüberliegende Ufer hat. Das Hochhaus hinter dem Brückenturm gehört schon zur sozialistischen Neustadt. (Bild zwei) Für den Bau der Brücke und der Trasse, es sei noch einmal erwähnt, musste das Juden- Viertel mitsamt noch erhaltener Synagoge weichen. Erst vor zwei Jahren gestaltete man an der Stelle eine Gedenkwand, vor der eine Erinnerungsskulptur steht. An deiner Häuserwand findet sich eine Tafel mit dem Hinweis auf die Kinder, die von hier aus ins Gas geschickt wurden. Man fragt sich schon, warum es statt Erinnerung und Gedenken Slansky- Prozesse und Judenhass auch im Sozialismus gab...  

Als ich endlich die Donau erreichte, sank die Sonne. (Bild drei) Man baut an einer Promenade. Gut so. Es ist ein schöner Streifen, der zum Spazierengehen und Joggen einlädt. Es waren auch viele Jogger unterwegs. Zurück in der Altstadt faszinierten mich wieder die winkligen Gassen und Gänge. Hier der Kirchhof mit mittelalterlichem Ensemble und Ausblick auf die Burg.

Die jüngsten politischen Ereignisse sind auch sichtbar. Bei den gerade stattgefundenen Wahlen erreichten die Rechten des schwer national- sozialistisch (?) und antiziganistisch angehauchten Ausländerhassers Kotleba erstmals Sitze im Parlament. Es gab antifaschistische Demonstrationen in der Stadt und hier und da sind die Symbole an den Häusern zu finden. (Bild vier) Allerdings wird der Protest ohnmächtig bleiben, wenn sich nicht bald zivilgesellschaftliche Strukturen bilden, die das "Zigeuner- Problem" ernst nehmen und für Bildung wie Integration in den Arbeitsmarkt sorgen. Meine alte Leier: Warum sind Roma mit Abitur arbeitslos, wo doch so viele Sozialarbeiter aus den eigenen Reihen gebraucht würden? Von der neuen Regierung ist da wenig Neues zu erwarten. Und so wächst und wächst das Problem mit jedem Kind, das in die Ghettos hinein geboren wird...

Ziemlich müde kehrte ich nach ca. 4 Stunden Marsch "heim" ins UVS in der Bardosova. Vorher verlief ich mich noch bei dem Versuch, eine "Abkürzung" zu nehmen. Das machte statt 10 min zur Pizzeria den satten Umweg von einer Stunde aus! ;-) Trottelig wie ich langsam werde, kann ich mich über niemanden beschweren. Männer kehren nun mal nicht um, selbst wenn sie ahnen, dass der Weg doch nicht zum Ziel führt! Unten noch eine Impression des Platzes vor dem Präsidentenpalast. Ich fand die Reklame zum Freiheitsdenkmal passend: Ist nicht heute Hyundai die Große Freiheit? Mein Tag endete bei Kopfsalat mit Hühnerstreifen und einem kleinen Bier...- weil ich mir's erlaufen hatte!





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