Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Sonntag, 21. Mai 2017

Vor dem Finale Jdi in Kiew

Ich glaube, ich war ganz gut in Sachen Rentenreform, obwohl es die Begleitlehrer sicher besser fanden als die Kids, die nach dem langen Tag und den zwei Halbfinaldebatten zum Thema "Sollen in der Ukraine die staatlichen Studienstipendien abgeschafft werden?" doch etwas überfordert wirkten. Qualifiziert hatten sich drei Schülerinnen der zweiten und nur eine aus der ersten Debatte. Das lag daran, dass die Pro- Seite der zweiten Debatte clevererweise zwischen Sozial- und akademischen Stipendien unterschieden und sich nur für die Abschaffung der "Leistungsstipendien" zugunsten der Sozialleistungen an bedürftige Studierende stark gemacht hatte. Damit fehlte der Contra- Seite der Wind in den Segeln, denn die wollten auf die soziale Lage der Studierenden und ihrer Eltern abheben, genau die Argumentation also, mit der das Mädchen aus der ersten Debatte auf Position Contra zwei überzeugt hatte.

Klar, in Deutschland würde niemand verstehen, warum man ein die Leistung belohnendes und also motivierendes Stipendium abschaffen will. Aber in der Ukraine ist halt manches anders: Wozu ein Leistungsstipendium ausschreiben, wenn die "guten Leistungen" gekauft werden und die wirklich guten Studierenden "aus eigener Kraft" oft nur mittelmäßige Noten erhalten? Diese Argumentation überzeugte, zumal die jungen Patrioten mit dem frei werdenden Geld vor allem Studierende aus den Luhansker und Donezker Gebieten unterstützen wollten, damit die nicht gezwungen sind, in Russland zu studieren. Gut gemacht!

Abends traf ich mich mit Olga und Julia in einem Pub am Hotel. Es ist immer wieder beeindruckend zu sehen, wie die jungen Mütter pragmatisch und voller unverwüstlichem Optimismus mit den Widrigkeiten ihrer Existenz kämpfen. Die Männer sind eher schlapp, überlassen das Geldverdienen ihren Frauen und sind dennoch nicht bereit, im Haushalt auch nur einen Finger krumm zu machen. Aber die Frauen wollen eine Wohnung, Klavierunterricht für die Kinder, ein zweites Kind sogar, und sie arbeiten "wie die Pferde", wie Olga sarkastisch meinte. Sie kam erst 21.30 Uhr, weil sie keinen Tag früher frei ist (Vormittag: Schule; Nachmittag: Privatunterricht). Julia konnte um 20.00 Uhr da sein, da sie "nur" von 10.00- 20.00 Uhr in einer Privaten Fremdsprachenschule arbeitet. Was kann man da schon sagen? Uns geht es wirklich gut...

Am Freitag begann das Finale erst um 14.00 Uhr im Haus des Lehrers. Ich hatte Zeit, am Vormittag mit meinen ehemaligen Kolleginnen aus Ivano- Frankivsk und Chernivci zu schwatzen. Sehr schön. Dann setzte ich mein Foto- Shooting aus dem Hotel- Fenster fort. Kiew hat sich doch sehr geändert, sogar in den letzten zwei Jahren mehr als zuvor. So viele gigantische neue Hochhäuser! Sie zeugen von der boomenden Stadt, obwohl ich mich frage, wer sich die Wohnungen leisten kann... Oben sieht man die Brücke nach Posniaki. (Bild oben) Dann die Mutter Heimat, früher einsam und groß, jetzt nur noch eine Statue vor einer Hochhauskulisse. (Bild zwei) Darunter das Lavra- Kloster (Höhlenkloster- Bild drei). Bild vier zeigt die Brücke von Livobereshna zum Zentrum, als zum Evropeiskij. Das Bild mit der Neubaukirche am Rand "zielte" auf mein ehemaliges Wohngebiet. Janz weit draußen habe ich gewohnt! (Bild fünf) Unten der Blick zum "zentralen Hügel" (Kiew ist wie Rom auf sieben Hügeln erbaut) mit dem Freundschaftsbogen und dem Michalivskij- Kloster im Hintergrund.

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