Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Donnerstag, 14. September 2017

Weiterbildung in Medias/ Mediasch

 Kaum angekommen holten mich die üblichen Arbeiten vor Beginn des neuen Schuljahres ein. Arbeitsvertrag abholen, Stundenplan eintreiben, Stoffverteilungspläne erarbeiten usw. Dabei gab es eine böse Überraschung, da ich nach einer jüngst beschlossenen Verordnung nun nicht mehr als "Doktor" bezahlt werden kann, weil das nur noch geht, wenn auf der Doktorurkunde das Fach drauf steht, das ich unterrichte. Ich bin danach aber Philosoph und nicht Philologe. Na gut, verzichte ich auf die 13%... Aber nein, ich soll die über's Jahr gezahlten Zuwendungen zurück zahlen! Wieso, die Regelung war doch vor einem Jahr noch anders? Ja, aber jetzt ist sie eben so... Gut, das bedeutet nun zwei Monate ohne rumänisches Gehalt leben. Man sieht, auch hier wird alles immer besser, aber nichts wird gut. Ende des letzten Schuljahres war sogar mal von Streik die Rede, weil die Regierungspartei in den Wahlen die Verdoppelung der Lehrergehälter versprochen, bis jetzt aber noch keinen Lei mehr gezahlt hat. Allerdings scheint das nur Sturm im Wasserglas gewesen zu sein, es gibt Unmut, aber niemand will etwas tun. Da freut sich jede Regierung drüber. Meckern könnt ihr ja, Hauptsache ihr geht zur Arbeit...

Aber nicht alles ist schwarz. Am Donnerstag ging es auf nach Medias zum jährlichen Treffen der deutschen (und rumänischen) Lehrer an deutschen oder DSD- Schulen. Hm, naja, der Eröffnungsabend war nicht eben ein kulinarischer Höhepunkt- Medias ist ein Kleinstadt (vgl. Bild 1) und die dortigen Restaurants (z.B. das auf Bild 2) sind mit 100 Personen überfordert, obwohl wir schon früher ansagen mussten, für welches der drei gebotenen Gerichte wird uns entscheiden. Die "Lieferung" dauerte trotzdem Stunden und das Essen war kalt. Davon ab gab es ein paar nette Begegnungen und neue Bekannte, die vielleicht interessant werden. Vor allem Waldemar, ein polnischstämmiger Deutscher, der hier seinen Lebensabend verbringen will und daher bei Suceava ein Häuschen baut, war mir auf Anhieb sympathisch. Wir tranken jeden Abend diverse Bierchen zusammen und hatten schnell eine Wellenlänge gefunden.

Mein Workshop zum Debattieren kam gut an und ich strich Komplimente ohne Ende ein. Ja, man ist dann stolz und zufrieden. Leider wird - wie Uta zu sagen pflegt - "wer gut ist, wieder genommen", so dass ich schon Anfragen für weitere Veranstaltungen in der Tasche habe. Mal sehen...

Medais selbst ist die erste "Sachsensiedlung" in Siebenbürgen, die ich bewusst als solche aufgenommen habe. Die kleinen Häuser der Mittelstadt (historisch- heute eher Kleinstadt) erinnerten mich an den Baustil der Zipser in der Slowakei. Häuser und Toreinfahrten (Bild 5) erinnern sehr an Medzev und andere slowakische Städte der Deutschen. Was dort allerdings fehlt, sind die markanten Kirchenburgen. Viele Dörfer in der Gegend haben sich solch einen Schutz- und Rückzugsraum gegen Tartaren und nomadisierende Osmanen geleistet, in Medias steht im Zentrum eine der ältesten als Burg ausgebauten Kirchen. (Bilder 3 und 4). Das meint, dass die Kirche kaum Fenster aufweist und im Turmbereich eine Verteidigungsanlage ist; zudem ist sie durch Wehrmauern und einen Torturm geschützt. (Bild 3) Dass die Anlage dennoch nicht wirklich eine "Veste" geworden ist, verdankt sich dem Aufstieg des Ortes zur Stadt, die sich endlich mit eigenen Wehrmauern. Wehrtürmen etc. umgab. (Letztes Bild)

Insgesamt hat der Ort eine schöne Atmosphäre (vgl. vorletztes Bild) und die restaurierte Altstadt mit den Wehrmauern ist durchaus sehenswert. Für Individualtouristen reicht das gastronomische Angebot auch aus und insbesondere die oben im Bild gezeigte "Kneipe" bot schmackhaftes Essen. Leider mussten wir aber auch dort 1,5 h auf das Essen warten. :-( Ansonsten findet dieses jährliche Treffen in Medias statt, weil hier ein mit deutscher Hilfe ausgebautes Weiterbildungszentrum für rumänische Deutschlehrer angesiedelt ist, das ohne solche Veranstaltungen von der Schließung bedroht wäre. Daher bleibt uns der Ort sicher für weitere Treffen erhalten...

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