Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Montag, 2. Oktober 2017

Constanta

Dieses Mal führte mich mein Rundgang um die Landspitze herum. Auch hier alte Pracht, aber leider stehen die Häuser leer und verfallen. (Bild oben). An der Marina (Bild zwei) funktioniert wenigstens ein nobles neues Hotel. Fünf Sterne. Welche Firma? Hab ich vergessen. Die sehen sowieso alle gleich aus. Vor dem Hotel fuhren die Auto übrigens bereits durch das Wasser, das von den Brechern stammte, die über die Mole spülten...

Was war das einmal für eine Stadt, die heute so heruntergekommen und zerbaut wirkt? Als ich das alte Casino (Bild drei) gewahrte, wusste ich es. Das Gebäude liegt an einer Promenade und ist hinten von zwei Seiten vom Wasser umspült. Hat man es deswegen aufgegeben, weil das Salzwasser dem Putz, den Fenstern und Türen etc. so zusetzt? Immerhin ist es aber das Wahrzeichen der Stadt und ein schönes Motiv! Doch zeigt es sich wie der Rest- aufgegeben und verwahrlost. Wie schade!

Vom Casino aus schaut man dann auf den Hafen mit seinen Erdölterminals, einer wohl eher schlecht als recht funktionierenden Werft und den Kaianlagen voller Kräne der Marke "TAKRAF". Bei dem Wind arbeitete natürlich nichts und die Riesentanker lagen allesamt am Horizont auf Reede.

Das Stück Promenade vor dem Casino ist doch angenehm. Viel Grün mit Eminescu- Denkmal und einigen Erinnerungsorten, die an gesunkene Schiffe und ertrunkene Mannschaften erinnern. Ein Blick auf das tobende Meer machte schnell klar, wie so etwas möglich ist. 

Dahinter dann die Altstadt. Die erste Häuserzeile mit Leuchtturm, österreichischem Konsulat und einigen alten Villen ist gut in Schuss. Dann aber kommen Straßenzüge, die so aussehen wie die Bewohner, wobei es durchaus möglich ist, dass die Trostlosigkeit der Straßen auch den Charakter der Bewohner geprägt hat. Die "Freuden des Alltags" scheinen jedenfalls eher kärglich. (Bild vier) Wie früher in wohl fast allen "sozialistischen Altstädten" wohnen nicht gerade die Begüterten in den alten Häusern und so fehlt es an Mitteln, sie instand zu setzen bzw. zu halten.

Statt sich also um die alte Substanz zu bemühen, wenigstens heute könnte man deren touristischen Wert und ihren Beitrag zu einer lebenswerten Umwelt doch erkannt haben, baut man die dummen Glasfassaden austauschbarer Kapitalsymbole (auch hier eine Bank- Bild fünf) gleich neben die Moschee, die davon kündet, wer hier lange Zeit das Sagen hatte. Die Moschee kann gegen einen Obulus man betreten, was wohl davon zeugt, dass sie nicht wirklich mehr als Gotteshaus fungiert. Die wenigen verbliebenen Muslime dürften sich eher in die vielen kleinen an diversen Straßenecken zwischen neuere Häuser eingeklemmte alte Bethäuser zurückgezogen haben.

Sonst gibt es einen großen leeren Platz mit dem archäologischen Museum - davor eine Statue des Ovid. (Bild sechs) - und zwei Straßen mit Restaurants und Bars für jeden Geldbeutel. (Letztes Bild) Auch sind die Häuser alles andere als in Schuss, aber man ahnt das Gewühl des Sommers und stellt sich also eine im Ganzen belebte und touristische Atmosphäre vor. Meine Kolleginnen schwärmen natürlich von der Stadt. Na klar. Das Meer ist schon eine tolle Sache. Davon ab leide ich vielleicht auch an der "Vergleicheritis". ;-) Doch was kann man schon anderes sagen, als dass Odessa wirklich in einer ganz ganz anderen Liga spielt? Einzig einen so schönen Stadtstrand hat die ukrainische Metropole nicht zu bieten.

Dann begann unser Seminar. Den ganzen Sonnabend brachte ich auf workshops zu. Und am Sonntag ging es dann zurück. Gegen 12.00 Uhr fuhren wir los und gegen 21.00 Uhr hatte ich alle Kollegen zu Hause abgeliefert. Mann, war ich da kaputt. Das Alter? Oder die Strecke, deren Ereignislosigkeit so schlaucht? Vielleicht beides...

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