Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Dienstag, 29. Januar 2019

Spaziergang der Sonne wegen

Der große Schnee hat also aufgehört und tagsüber scheint die Sonne, lässt große Eiszapfen wachsen und die Schneeberge etwas in sich zusammen sacken. Der Schnee ist harsch und glatt, was ich besonders am "Abstieg" über die Treppen von der Burg hinab in die Stadt zur Kenntnis nehmen musste. Ab"Stieg" (was ja von "steigen" oder von der "Stiege" kommt) konnte man das nicht nennen. Es war eine Art "Abrutsch" und mein Glück war nur, dass die Geländer an den schlimmsten Stellen intakt sind. Wie dem auch sei: Die Sonne hat mich heraus getrieben und ich habe ein bisschen durch die Kamera gesehen, was es so zu sehen gibt.

Nicht neu, aber immer noch ein bisschen nervend, die allgegenwärtige "Reklame" (?) zur Erinnerung an den 100. Jahrestag der "Vereinigung" der Bukowina. (Bild oben - natürlich ist alles "Folklore", als wenn es nie um Politik und Macht gegangen wäre!) Hm, wer hat sich da mit wem vereinigt? Man hat halt in Trianon was bekommen, das früher den geschlagenen Habsburgern gehörte. Getan hat man dafür nicht wirklich was, jedenfalls wurde dafür nicht "gesiegt" (im ersten Weltkrieg ging das militärische Engagement Rumäniens ziemlich in die Hose).

Trotzdem ist man stolz und einen Feiertag gibt es dazu auch - für mich ein verlängertes Wochenende. An die Feierlichkeiten erinnern die Fahnen am Kulturpalast (Bild zwei) und auch der über der Stadt reitende Petru Rareș ist mit diesen girlandenartigen Trikoloren umhängt. (Letztes Bild.) Auf Bild vier habe ich das gekrönte Haupt nur wegen des Schneemantels fotografiert. Es ist eines der vier diesem Herren gewidmeten Denkmäler im Stadtbild. Nicht eingerechnet natürlich die in Schulen - zumindest in meiner - aufgestellten Gipsbüsten.)

Na ja, rumänische Outsider und Witzbolde haben dazu auf Facebook geschrieben, das Blau in der Flagge stehe für Dracula, das Gelb für die Nationalspeise "Mici" (Hackfleischröllchen gegrillt) mit Senf und das Rot für die korrupte regierende PSD. Unsichtbar hinter allem wäre noch die sich aus der Mischung der Farben ergebende Farbe Grün. Die stehe für "Winning a wrold war without switching sides" (Einen Weltkrieg ohne Seitenwechsel gewinnen.) In der Tat ist für das hiesige Geschichtsbild kennzeichnend, dass man zwar im Prinzip weiß, welche Kämpfe verloren wurden, es aber immer wieder schafft, das Ganze so darzustellen, dass am Ende das Bild einer glorreichen Nation entsteht und die Schüler sich wundern, wenn man sie an die Fakten erinnert. Ok, damit stehen die Rumänen nicht allein... 

Das alles hat mich auf meiner kleinen Wanderung auch gar nicht sonderlich interessiert. Ich wollte Luft und Sonne und die bekam ich auf den Wegen zur (letztes Bild) und rund um die Burg (Bild drei). Dabei sahen besonders die im Bukowina- Freilicht- Museum aufgestellten traditionellen Häuser im Schnee ziemlich malerisch aus. (Fünftes Bild) Man ahnt, wie verlockend die heimelige Wärme im Innern früher für die vielleicht aus dem Wald
Heimkehrenden gewesen sein muss.

Ansonsten wirken "Brückentage" und so verlängerte Wochenenden eine Woche vor den Winterferien demoralisierend. Ich mochte kaum meine Bücher verlassen, aber die Schüler sahen schon am Montag nicht mehr ein, wozu sie noch Deutsch machen sollten. Sie verweigerten sich total. Heute waren viele schon nicht mehr da. In einer Klasse 50%, in einer 12. Klasse 15% und von der zweiten kam gleich niemand. So bekommt man Freizeit. Mal sehen, wie viele morgen Abend da sein werden. Donnerstag? Wie heute- denke ich. Und am Freitag kommen nur die Braven, das sind ein paar wirklich Interessierte ("Gehen wir ins Café, Herr Steffen?") und ansonsten die Angehörigen diverser neuprotestantischer Sekten. Plakatives Arbeitsethos scheint bei Pfingstlern und Baptisten etc. noch dazu zu gehören. Und dann sind Ferien. Wenn das Wetter so bleibt, werde ich meine Skier unterschnallen; das Auto bleibt unter seinem Schneedach. (Vorletztes Bild) ;-)

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