Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Samstag, 19. Oktober 2024

2024-10-16 Diplomübergabe am LTMK

Am 16. 10. hatten endlich alle Zeit. In den Wochen vorher gaben sich Baerbock, der Kanzler und sonst noch wer hier die Klinke in die Hand - nächstes Wochenende sind Wahlen - und da hatte an der Botschaft niemand Zeit. Nach langem Hin und Her nun ganz kurzfristig dieser Termin, der dann aber doch ohne die Leiterin der Kulturabteilung stattfand. Kommunikationsfehler im Büro...

Egal. Paula, die 8 Klassen in Deutschland zur Schule ging, und Emilia, die meine Beste in der 9. Klasse war, führten als Freundinnen durch das Programm. (Zweites Bild von unten) Haben sie gut gemacht.

Kolja ließ es sich wie immer nicht nehmen, einen Rammstein- Song als Programm anzubieten. Aber dieses Mal mit Pavels Unterstützung. Der Junge spielt wirklich gut Gitarre und so wurde es eine gelungene Performance, zumal Mihaela als "dekoratives Element" und Mikrofonhalterung die sprichwörtliche "gute Figur" machte. (Bild Mitte)

Daneben gab es noch eine Präsentation der Schule, Gedicht- und Gesangsvorträge der zweiten und vierten Klasse und so was. Der Höhepunkt war unbestritten die Tanzeinlage von Adelina und Artem aus der 11b. (Bild oben) Ohne Konkurrenz der Botschaft kam dann meine Stunde: Ich durfte spontan die Rede halten und die Diplome übergeben. Nach 1,5 Stunden war alles vorüber und ich fuhr zum LT N. Gogol, wo noch einmal dasselbe stattfand- dieses Mal mit Frau Poirier. Auch Maria war mit dabei, denn Gogol und Eliade führten die Veranstaltung gemeinsam durch (Bild unten)

Wie immer gab es ein schönes traditionelles Programm- die Schule ist Kunst-, Sport- und Sprachspezial- Schule in einem. Und die größte Schule der Moldau mit eigenem Schwimmbad, zwei Sporthallen und einer großen Aula. Die Diplomand/innen sind hier etwas älter, da Deutsch an beiden Schulen nur zweite Fremdsprache ist und die Schüler/innen entsprechend später in der Lage sind, das DSD I (A2- B1) zu bestehen. Die meisten haben die Schulen schon verlassen. Nach etwa einer Stunde war dann alles zu Ende.

Dienstag, 15. Oktober 2024

2024-10-13 Soroka

Landeskunde für Moldauerinnen! Ok, nach Transnistrien geht gerade nicht (die Botschaft klärt noch, was mir auf der Fahrt nach Constanta an der Grenze passiert war und lässt ein Überschreiten der Demarkationslinie gerade nicht zu) - also Inlandsreise nach Soroka. Für mich war es das zweite Mal, aber das erste Mal bei solch einem Super-Herbst-Wetter: Kühl, aber sonnig!

Vor der Einfahrt in die Stadt steht ein Turm zur Erinnerung an die unbekannten Helden der Moldau, errichtet auf Initiative von Ion Druta, der dort auch begraben liegt. Der Turm ist eher langweilig, nur die Aussicht ist schön. Unterhalb des Turms ist ein kleines Urstromtal mit einem Bach, zu dessen Seiten Kalksteinwände steil und schroff aufragen. Katia (Bild oben) hatte Spaß daran, die Inschriften zu entziffern.

Dann sind wir in die Burg. Eigentlich wollte ich nicht rein, denn ich dachte, es gäbe nichts zu sehen. Aber dann war es doch ganz schön. (Zweites und drittes Bild von oben - Soroka liegt am Dnistr.) Beim letzten Mal war die Burg wegen Restaurierungsarbeiten noch gesperrt. Jetzt kann man immerhin schon was sehen. 

Das Erlebnis im Restaurant "Salat" war Klasse. Ich konnte gut
demonstrieren, wie ich mir "digitale Demenz" vorstelle. Der Kellner nämlich konnte sich keine zwei Bestellungen merken, ohne nach ein paar Minuten zurückzukommen und noch einmal nachzufragen. Wir warteten dann über eine Stunde, aber wenigstens mein Schaschlik schmeckte gut.  

Zum Abschluss mussten wir natürlich noch das Zigeuner- Viertel besichtigen. Die schiere Masse unvollendeter Paläste, in deren Kellerräumen mehr oder weniger zerlumpte Gestalten hausen, muss man natürlich gesehen haben, auch wenn es immer wieder deprimiert zu sehen, wie wenig Ideen wir haben, die Lage dieses Volkes zu verstehen und an Veränderungen zu arbeiten. Es passiert einfach nichts. 

Auf der Rückfahrt erhielt ich dann die volle Packung Jugendkultur und ich gebe zu ein bisschen schockiert zu sein, was "meine kleinen Mädchen" so hören und mitsingen. Nein, die Texte treiben mir keine Schamröte ins Gesicht - so spießig bin ich nicht. Aber das, was die Mädels da mitsingen, kann ich nicht einmal denken und immer noch versuche ich zu verstehen, was Mädchen an einem derartigen Ausmaß an Misogynie so faszinierend finden. Masochismus? Sind bloß Lieder, meinte Katia, nicht ernst gemeint. Aber jemand hat diese Texte imaginiert und sie in dem Bewusstsein aufgeschrieben, dass sie gehört werden und man damit Geld verdient. Mithin sind sie ernster, als frau denkt, denn sie sind bewusst so verfasst. Vielleicht gibt es schon Jugendliche, die von Sex und Geschlechterbeziehungen nie was anderes als so was (ficken, blasen, bitch usw.) gehört haben. Davor schaudert mir. Die Mädels finden das wohl abartig - alter Sack eben. Ob sie es später verstehen? Mal sehen...

2024-10-04 Lehrertag

Zum Lehrertag ist es gute Tradition, dass Schüler/innen der oberen Klassen für ihre Lehrer/innen Unterricht übernehmen. Dieses Jahr hatte sich Katia (Bild oben) um meine Stunden in den 9. Klassen beworben. Stundenthema: Jugendsprache!

Es war abwechslungsreich mit Präsentation, Video und Gruppenarbeit (Bild unten). Ich habe - nebenbei - allerhand gelernt und weiß nun, was "Talahons" sind. Faszinierend jedenfalls, dass die 9er mitgemacht haben und faszinierend auch, dass die Stunde genau nach 45 min zu Ende war. Jedenfalls habe ich keinen gut gemeinten Lückenfüller, sondern richtigen Unterricht erlebt. Katia hat sich Mühe gegeben und es wirklich super gemacht. Kompliment! 

Ansonsten könnte jeden Tag Lehrertag sein. Ich bin nun wieder mit Kaffee, Wein, Obst usw. gut versorgt. Auch Schokolade und Torten waren dabei. Wie gesagt: Das könnte jeden Tag so sein.   

2024-09-29 Walachei

Schon bei der Hinfahrt nach Eforie war ich fasziniert von der kargen Steppenlandschaft der Walachei, die von einer herben Schönheit ist. (Bild unten) Bis dahin dachte ich immer, das Flachland der Krim käme dem, was ich mir unter einer Steppe vorstellte, am nächsten. Aber dort ist es eher verlottertes Agrarland, das nach der Katastrophe der Neuland- Gewinnung und der folgenden Versalzung durch die Kanalisation und Bewässerung nach dem wirtschaftlichen Niedergang zu Brachland wurde. "Steppe", das ist hier!

Vor einigen Jahren reiste ich von Suceava aus nach Constanta und kam durch stinklangweilige Agrarlandschaften - so platt, dass die ungarische Puszta einem bergig vorkommt. Also eher so wie im unteren Bild. Aus Richtig Galaţi kommend, ist das Land jedoch hügelig, an manchen Stellen fast bergig, jedenfalls voller schroffer Erhebungen. (Bild oben) Das habe ich woanders in Europa noch nie so angetroffen. Dabei ist das Land leer. Kaum Dörfer und nur wenig Landwirtschaft. Immerhin stellt man sich so die "Walachei" vor, das ferne Land, in dem "die Völker aufeinander schlagen", wie es bei Goethe heißt. Nun kenne ich es.     
 

Donnerstag, 10. Oktober 2024

2024-09-28 Eforie Sud und Constanta

Wie jedes Jahr fuhr ich Ende September zum Jahrestreffen der ZfA- Lehrkräfte- dieses Mal nach Eforie Sud in der Nähe von Constanta an die Schwarzmeerküste. Eforie Sud ist ein Strandpromenaden- Ferienort, der auf einer Landzunge liegt, die ins Meer hinein ragt und herrliche Strände hat. (Bild unten) Außerdem hat es auch gepflegte Gastlichkeit zu bieten - leider bevorzugten meine Kolleg/innen Fischrestaurants, was nicht ganz nach meinem Geschmack war. Aber egal: Bier und Wein waren sowieso gut.

Neben dem Tagungsprogramm in einem zur Sanierung vorbereiteten Hotel, in dem uns allerdings der Koch auf 5- Sterne- Niveau verwöhnte, blieb genug Zeit die Gegend zu erkunden. Nicht, dass Constanta wesentlich schöner geworden wäre, als ich es vor 8 Jahren erlebt hatte, aber es wirkte im Sonnenschein freundlicher (Bild Mitte) und vor allem hat man nun doch die Sanierung des Casinos in Angriff genommen, das bald wieder ein würdiges Wahrzeichen der Stadt am Meer werden wird. 

Besonders schön der Blick über die Stadt vom Minarett der Moschee aus. (Bild oben). Das hat schon was. Auf jeden Fall ist die Küste dort interessierten Touristen zu empfehlen. Auf den Promenaden mag es voll sein und sicher sind die Restaurants nicht immer so leer wie jetzt in der Nachsaison, aber an diesen Stränden kann man sein Plätzchen finden, ohne sich wie in einer Sardinenbüchse vorzukommen. Kurz: Die rumänische Schwarzmeerküste ist eine Urlaubsreise wert und bietet auch im Hinterland schöne Landschaften. Allerdings auch die bald größte Nato-Militärbasis in Europa. An dem riesigen Gelände, bisher steht nur der KZ- Zaun, bin ich minutenlang entlang gefahren. Und das war nur die der Straße zugewandte Seite, von der aus künftige Hangars zu erahnen und die im Bau befindlichen Landebahnen gut zu sehen sind.

2024-09-20 Integrationsprojekt UA- MD am LT N. Gogol

Schöne Sache. Vor dem Sommer hatte mich Alexander, der vor einem Jahr mit Alfred hier war und Hilfsgüter nach Soroka gebracht hatte, angeschrieben, ob ich nicht Verwendung für 1000 SF hätte, die von den Spenden der reformierten Gemeinde Luzern übrig geblieben waren. Es sollte unbedingt dem Zweck dienen, bei der Integration ukrainischer Flüchtlingskinder behilflich zu sein. Da fiel mir doch gleich "meine" russische Schule (das LT N. Gogol) ein, an der nun viele ukrainische Schüler/innen beschult werden. Ich war sicher, dass Irina und Dmitri (Bild unten Mitte und links) von der Deutsch- Abteilung verlässliche Partner sein würden und so kam es auch. Am 18. 09. veranstalteten sie an der Schule einen Sport- und Kulturtag, auf dem Schüler/innen wechselseitig ihre Länder und Traditionen vorstellten, sangen und tanzten und in sportlichen Wettkämpfen gegeneinander antraten. 

Der Höhepunkt war aber die gemeinsame Fahrt nach Butuceni, wo die Kinder mit den Frauen des  Traditionslokals Placinta backen lernten und dann die selbst produzierten Speisen (Füllung mit Käse oder Kirschen- lecker!) aufessen konnten. (Bild oben) Ein schöner Tag mit viel Lachen und Sonnenschein. Könnte die Welt nicht ein schöner Ort sein? Hier jedenfalls waren die Zeichen der Hoffnung mit Händen zu greifen. Hoffentlich sind auch die Schweizer überzeugt und helfen noch einmal, den Kindern ein schönes Erlebnis zu bereiten.

2024-09-02 Schuljahreseröffnung

Lange war nicht klar, ob wir nicht doch am 01. 09. (Sonntag!) zum ersten Mal zur Schule müssen, aber dann kam "Entwarnung". Also gab es in den ersten beiden Stunden am Montag das "erste Klingeln" (Bild: Bogdan aus der 12 b mit einer Erstklässlerin) und dann Unterricht. Ich lernte meine 9. Klassen kennen und hatte mich mit meinem neuen Stundenplan anzufreunden. Viele Freistunden, am Donnerstag 8 Stunden am Stück und öfters Unterricht in der 8. Stunde, was natürlich äußerst effektiv ist. :-( Aber anders geht es nicht. Nach so langen Ferien ist es ein mulmiges Gefühl, wieder mit der Arbeit zu beginnen. Aber am Dienstag war es dann schon wieder so, als wären nie Ferien gewesen. So ist es eben und das ist vermutlich gut so. 
 

2024-08- 28 Das Elend der Reiserei

Das Elend begann mit Stau vor Dresden, setzte sich fort mit Stau um Prag und dann auf den tschechischen und ungarischen Autobahnen. Für die 1200 km, die ich normalerweise ohne Pause in 10- 11 Stunden fahre, brauchte ich dieses Mal 15. Damit fiel das Abendessen aus, denn ich war zu spät dran.

Tags darauf dasselbe auf der Strecke Satu Mare- Suceava (Bild), für die ich normalerweise 6 brauche, obwohl es nicht einmal 400 km sind. Dieses Mal brauchte ich 9 Stunden und war bedient, als ich im Hotel ankam. Zum Glück brauchte ich auf das Abendessen nicht verzichten, denn Tanases haben auf mich gewartet und Lili hatte das leckere Fleisch warm gestellt. So hatten wir noch einen schönen Abend und ich vergaß den Stress der Autofahrt. Nach Chisinau kam ich dann ohne weitere Probleme, musste aber auch zwei Stunden an der Grenze warten, da die CD- Spur nicht erreichbar war.

2024-08-26 Letzte Radtour des Sommers

Ein bisschen Wehmut bringt das Näherrücken der Abfahrt jedes Mal mit sich. Auch in diesem Jahr, obwohl es wohl das letzte Mal ist, dass ich mich auf diese Weise von meiner Radfahrstrecke verabschieden muss. Oder werde ich auch nach meinem Ausscheiden aus dem Auslandsschuldienst noch einmal ins Ausland zum Arbeiten gehen? Wer weiß...

Jedenfalls lachte die Sonne, als ich das letzte Mal in diesem Sommer mit einer guten Zeit auf meine 50- km- Tour rund um die Schladitzer Seen ging. Wenn die "Wende" irgendwo sichtbar ihr Gutes hat, dann in der Renaturierung und Rekultivierung der Tagebaurestlöcher rund um Leipzig. Hier kann man nun baden und wirklich gut skaten oder eben Rad fahren. Ok, das wird wieder. Nur bin ich dann wieder ein Jahr älter. ;-) 

2024-0822 Warnemünde

Zunächst bin ich aber von Norden aus noch einmal nach Wismar zu den Eltern gefahren. Eine glückliche Fügung wollte es, dass Onkel, Tante und Cousine aus Weimar zu einem Kuraufenthalt in Warnemünde (Bild) weilten, so dass ich die Eltern hinfahren konnte und die Familie noch einmal vereint war. Wer weiß, ob es noch einmal zur persönlichen Begegnung kommt, denn beide Seiten sind nicht mehr so mobil, dass sie die beschwerliche Reise so einfach auf  sich nehmen könnten. Onkel Dieter hatte wenig von der Kur, da er sie im Krankenhaus erlebte. Eine bösartige Infektion hatte verhindert, dass er das Meer und das Ambiente genießen konnte. Aber so war ich mal wieder in Warnemünde und habe mir angesehen, was es Neues gibt. Naja, nicht so viel. Nur, dass die zu DDR- Zeiten unerreichbaren Hotels am Strand nun eher zu den weniger angesagten "locations" gehören, hat mich überrascht.
 

2024-08-20 Norderney

Man kann sich nicht teilen und daher bleiben jedes Jahr Freunde zurück, die ich nicht besuchen konnte. Aber da unsere "Uralt- Kollegin" und Freundin Ursel (wir waren zusammen vor 30 Jahren in Polen) nach Norden gezogen ist und sich Remmer und Karin auf Norderney über Besuch freuen wollten, habe ich es doch noch möglich gemacht und war am 19./ 20. 08. in Norden und dann einen Tag auf Norderney. Habe beide Termine inklusive der Überfahrt (Bild) genossen, zumal auch hier herrliches Wetter war. Danach ging es langsam ans Packen und die letzten Vorbereitungen vor der Abreise in die Moldau. 
 

2024-08-10 Dresden

Das Treffen im schönen Dresden war lange vereinbart und am 10./ 11. 08. war es dann so weit. Wir mussten doch mal nachschauen, wie weit der Umzug des bald unruheständigen "Kumpels Lutze" von Wiesbaden zurück nach Elbflorenz gediehen ist. Das Wetter war herrlich und das "Programm" ganz nach unserem Geschmack. Können wir bald öfter machen, sofern Lutze Zeit hat und nicht vom Theater aufgerieben wird, dem er sich nun wieder voller Leidenschaft widmen wird. Viel Erfolg dabei!