Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Dienstag, 19. Februar 2008

Zeit als Arbeitszeit

Drei Leute am Postschalter? Na, da planen wir 15 min ein und sind froh, wenn es am Ende nur 13 geworden sind, obwohl sich die Veteranin aus dem Großen Vaterländischen Krieg mit der Frage, ob der Brief wirklich nur 50 Kopeken koste, etwas überraschend noch vorn in die kleine Schlange eingereiht hat. Man ist ja schon froh, dass die Kollegin hinter dem Schalter noch arbeitet und nicht bereits 30 Minuten vor der Mittagspause verkündet, keine Kunden mehr annehmen zu können. Als mir das beim letzten Mal passierte, hatte meine junge mich begleitende Kollegin irgendwie Probleme mit diesem System. Kann sein, sie schämte sich vor dem Ausländer, und so versuchte sie, uns doch noch das Privileg der Abfertigung eines Briefes an die Deutsche Botschaft zu verschaffen. Zunächst blieb sie einfach in der Reihe stehen, obwohl die zuletzt anstehende ältere Dame ihr schon bedeutet hatte, dass hier Schluss sei. Nachdrücklich von der gerade auf Bedienung wartenden Kundin Nr.1 auf das bevorstehende Ende der Schalteröffnung hingewiesen, versuchte meine Kollegin dann eine Diskussion um die öffentlich ausgewiesene Arbeitszeit mit der nicht mehr ganz jungen Postbeamtin anzustrengen. Doch nicht etwa diese antwortete, sondern in der Reihe vor uns begannen die älteren Damen ein „Zeter- und- Mordio“ - Geschrei, das sich gewaschen hatte. Wie wohl so ein junges unverschämtes Ding auf die Idee kommen könnte, einer älteren Frau und immerhin Administratorin (!) Ratschläge geben zu wollen. Wo kämen sie da wohl hin, wenn das hier üblich würde usw. usf. Was blieb uns übrig, als uns zu trollen? Nun, wir nutzten die Zeit der nun etwas mehr als anderthalbstündigen Mittagspause zu einem Kaffee! Als gut bezahlte Lehrer am hiesigen Gymnasium Nr. 1, für 18 Wochenstunden Deutsch- Unterricht in der Oberstufe verdient man so um die 100 Euro im Monat (meine Zweiraumwohnung kostet 300) , kann man sich das natürlich leisten. Zeit hatte die Kollegin auch genug, denn ihr Zweitjob, in dem sie mit Nachhilfestunden und Ähnlichem noch ein bisschen Geld dazu verdient, beginnt erst nach dem Ende der 8. oder 9. (Schul-) Stunde und also nicht vor 16.00 oder 17.00 Uhr. Wer weiß, was die Postbeamtin in der Mittagszeit zu erledigen hatte…

1 Kommentar:

xfranczeskax hat gesagt…

Fleißigster aller Leser meldet sich hier auch mal.
Dein Blog macht einem die Ukraine so richtig schön lebendig, obwohl es ja nun schon eine Weile her ist, seit ich da war. *-*