Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Dienstag, 30. September 2008

Lagerleben (II)

Neues Leben kam mit der Anreise polnischer, bulgarischer, litauischer und weiterer deutscher Schüler, die hier ein "Europa- Camp" veranstalteten, an dem wir teilhaben konnten. Damit entfiel die Notwendigkeit, sich Beschäftigungen auszudenken und Stefan konnte ungestört schneiden. Allerdings lief die Sache nicht so gut an, weil nur die ukrainischen Schüler wirklich gut Deutsch konnten. Verkehrssprache wurde Englisch, was aber die meisten Bulgarinnen ebenfalls nicht besonders gut beherrschten. Die Kennenlernspiele der deutschen Kolleginnen lösten Gähnen aus, das Europa- Programm ebenso. Beim Sportfest allerdings fanden die ersten Begutachtungen von Vertretern des jeweils anderen Geschlechts statt und wie schnell sich da Sympathien herausbildeten, konnte man an den abendlichen Wanderwegen der Jungs und Mädels gut beobachten. Nächtliche Erfolge wie Misserfolge standen anderntags so manchem girlie im Gesicht geschrieben. Da wurde der vorüber gehende Roman (zweiter Sieger des Sportfestes!) mit glänzenden Augen angesehen; aus einem anderen löste sich eine kleine Träne! Wie schnell das geht?! Der Teufel Alkohol, hier sicher als "Mutmacher" gebraucht, hatte aber auch hier unerwünschte Nebenwirkungen. Ob sich manch eine nicht doch am anderen Morgen geschämt hat, wenn sie daran dachte, wer am vorigen Abend alles zugesehen und mitgehört hat? Ich hab nicht gefragt und meine eigene Erinnerung an "früher" gab da außer (öffentlichem) Knutschen nicht viel her. Kumpel Benno haben wir jedenfalls einmal verboten, mit seinem völlig abgefüllten Mädel ins Nebenzimmer zu verschwinden. Das immerhin weiß ich noch. Na, sei's drum. Wenigstens waren es nicht "meine", die nachts an der Tankstelle von der Polizei aufgegriffen wurden, weil sie Alkohol kaufen wollten. "Meine" wunderten sich nur, dass man hier in Deutschland das Alkoholverbot für unter 18-Jährige wirklich ernst nimmt. Sie verrieten mir dann allerdings auch, wie leicht es einem hübschen Mädchen fällt, irgendeinen älteren Herren dafür zu gewinnen, den gewünschten Wodka oder die Flasche Wein für sie zu kaufen. Hat da irgendein Pädagoge noch Illusionen? Offensichtlich ja, denn die deutschen Kolleginnen ließen über das Ordnungsamt die umliegenden Verkaufsstellen noch einmal an das Verkaufsverbot erinnern. Für solche Formalismen hatten meine Schülerinnen und Schüler kein Verständnis. Wofür ich alles hätte aufkommen müssen, wenn jemandem bei den ausgedehnten Radtouren, die sie (die z.T. das erste Mal auf einem Rad saßen!) natürlich doch nicht nur an der Strandpromenade entlang, sondern bis nach Bergen hin unternahmen, etwas passiert wäre, das lag und liegt jenseits ihrer Vorstellungskraft. Man steht halt mit einem Bein im Gefängnis, kann aber doch nichts anderes machen als das Risiko einzugehen, denn sonst findet gar kein Jugendleben mehr statt. Die Jugendlichen ihrerseits werden mich aber wohl nur als die Nervensäge erinnern, die meinte, immer wieder auf diese oder jene Verhaltensvorschrift hinweisen zu müssen...

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