Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Freitag, 17. April 2009

Ostern

Ostern droht und damit beginnt das Putzen und Streichen. Überall sieht man ältere Frauen die Bordsteinkanten und die Bäume weißen. Ältere Frauen fegen die Straßen und sammeln den Plastikmüll an den Straßenrändern. In den Dörfern stehen ältere Frauen an ihren Hütten und weißen die Wände. Ältere Frauen stechen den Rasen um die Kirchen und schmücken die Madonnenbilder. Ältere Frauen… Was die älteren Männer machen? Die älteren Männer stehen und rauchen, reichen die Wodkaflasche rum und geben ab und an Kommentare, die auch Anweisungen sein können. So genau höre ich nicht hin. Jedenfalls könnte hier jeden Tag Ostern sein, denn das Land ist nun für ein paar Tage so hübsch und so aufgeräumt, wie es den Umständen nach immer sein könnte, wenn die Leute die einfache Weisheit meiner Tochter beachten würden, die einst in Polen sagte: „Wenn die Leute nicht das ganze Jahr über ihren Müll überall hinschmeißen müssten, brauchten sie ihn jetzt nicht mühsam wegzuschaffen!“ Wie wahr…


In der Schule beginnt auch die „Saure- Gurken- Zeit“. 3 oder 4 Schüler sehen einen fragend an: „Sollen wir wirklich allein hier Unterricht machen?“ Ihre Mitschüler sind schon auf’s Dorf gefahren. Dort sieht man viele junge Leute in bester Schulzeit die Madonnen mit Kränzen behängen und in den Vorgärten sauber machen. So ist es eben Brauch. Von der Freude über die Auferstehung des Herrn wird sich die Bande so schnell nicht erholen. Ab jetzt wird jede Gelegenheit genutzt, mit Schule nichts am Hut zu haben. Exkursionen werden stattfinden, Schulfeiern müssen vorbereitet werden, Fotografen kommen in die Schule usw. So schaffen wir den Mai, der mit seinen beiden freien Tagen 1. und 9. Mai geradezu dazu einlädt, „Brückentage“ zu schaffen und die Tage dazwischen irgendwie zu „überbrücken“. Dann stehen die Noten im Klassenbuch und bis die Prüfungen beginnen schaffen es vielleicht noch 50 % der Schüler einer Klasse in die Schule. Außerdem hat auf den Dörfern und den Datschas die Feldbestellung begonnen. Für viele Leute wächst da zumindest ein unverzichtbares Zubrot heran, wichtig genug, um Schule Schule sein zu lassen. Was tun? Sich auf die Sonne freuen…

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

tolles Madonnenbild ;)