Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Samstag, 9. April 2011

Geburtstag

Der Tag fing besch...en an. Kein Wunder eigentlich- ich hasse Geburtstage! Ein Blick aus dem Fenster verriet Kälte, Wind und Graupelschauer, später Regen. Ein Himmel wie Ende Nobember. Na fein!

Gut, dass ich nach Chernivtsi muss. Wenigstens ist die Aussicht auf ein Bierchen in gepflegter Atmosphäre nett. Hier würde ich allein nicht gehen, aber dort...- was bleibt einem übrig? Bescheid gesagt hatte ich allerdings niemandem, damit nicht wieder jemand überfordert ist von der plötzlichen Eröffnung eines Juniläums. Egal, also Sachen packen und los. Was ist das? Da hat jemand die Treppe gestrichen. Gut so, bloß hat er keinen Weg gelassen und so habe ich Mühe, auf dem farbig- glitschigen Grund nach unten zu kommen. Die spinnen, die Ukrainer! Schuhe veschmiert, Treppe versaut! Geht das nicht anders? Wut!

Beim Auto angekommen bin ich schon total durchnässt und friere. Sch... Wetter! Heftige Windböen treiben ganze Bäume vor sich her und ab und an sausen Schilder, Reklameplakatreste und anderes über die Straße. Wieso eigentlich "Straße"? Vor Kolomea und um Zabolotiv handelt es sich höchstens noch um eine Richtung nach Chernivtsi! Löcher über Löcher! Wut!

In Chernivtsi angekommen habe ich noch Zeit. Ok, es ist Geburtstag, also gehe ich Essen ins "Reflection". Die Pasta ist gut und ich bin schon fast zufrieden. Hunger macht böse, das Gegenteil ist auch der Fall. Der Unterricht klappt, ich bin zufrieden: Keine Gratulationen, Vodka- Flaschen o.ä. Aber die Laune hält nicht lange an. An der Hozelrezeption ist man freundlich, die Frauen kennen mich. Aber was ist das? Ich habe bezahlt und gehe zum Fahrstuhl, da erst sehe ich den Aushang: Aufgrund von Wartungsarbeiten kein Wasser! Kein Wasser in einem Hotel? Ja, kein Wasser auf dem Zimmer, nichts in der Toilette, einfach nichts. Sch...ße!

Das Zimmer ist trostlos wie immer; ich lege mich hin. Draußen pfeift der Wind und es zieht durch die Ritzen. Ich suche Decken und finde nur eine. Nach einer Stunde bin ich im Bett durchgefroren und fürchte, ich hab mir was weg geholt. Sch...ße. Toller Geburtstag!

Eben will ich aufbrechen, wenigstens eine Kneipe mit Klo suchen, da ruft Evgenia aus der 10 a an. Ob ich heute Zeit hätte? Ja, warum? Diana und sie hätten ein Problem und fragen an, ob sie mich sprechen können. Ok, aber nicht im Hotel. Bin im "Schokoladniy" in der Kobylanska. Treff um 19.30. Im "Schokoladniy" ist es warm, die Pelmeniy schmecken und das Bier ist gut. Die beiden zu erwartenden Mädels (Bild oben) sind nett, sprechen gut Deutsch. Warum nicht den Abend mit ihnen verbringen? Vielleicht wollen sie was zu Stipendien wissen..

Evgenia kommt und will, dass ich sie nach draußen begleite. Warum? Setz dich doch... Nein, ich soll nach draußen. Mit schwant was. Und tatsächlich, draußen steht die ganze Klasse und schmettert "Zum Geburtstag viel Glück". Geschenk ist eine Torte und eine Karte, auf der steht "Wir lieben Sie und werden Sie vermissen." Ich muss grinsen und finde den Abend irgendwie gerettet. Die "Kleinen" kriegen einen Tisch und Eisbecher. Sie sind munter und wirklich- der Abend ist schön!

Zurück zum Hotel frage ich an der Rezeption nach Decken. Ja, haben sie, meint die freundliche ältere Dame und die kleine junge hübsche beginnt um 23.15 Uhr mit "Happy birthday" in der großen Vorhalle des "Czeremosh". Sie hat wohl gerade die Rechnung geschrieben und das Datum bemerkt! Ok, lachen und Kuchen austeilen. Ich esse mit den Rezeptionistinnen ein Stücl Tiramisu, kriege meine Decken und die Information, dass es Wasser gibt. Morgen sogar warmes!

Ist das nichts? Irgendwie ist es immer so: Dieses Land nervt und macht einen halb krank, aber dann kommen die Menschen und alles ist wieder gut! Heute morgen dann die zweite Torte von der zweiten Klasse, die traurig ist, nicht am Abend auf die Idee gekommen zu sein. Am liebsten würden sie den Nachmittag mit mir verbringen, aber ich muss los. Keine Zeit. Habe nächste Woche "Jugend debattiert" und eine Weiterbildung Hörverstehen: Die Materialbeschaffung dauert elend lange... Aber der Geburtstag ist noch nicht vorbei. Am Sonntag gehe ich mit Freunden und Kollegen in Ivano ins "Desjatka". Wie wird es wohl nächstes Jahr in der Slowakei werden? Kann sich solche Herzlichkeit wiederholen? Nun, ich werde es sehen...

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