Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Dienstag, 9. Dezember 2014

Roma- Integrationsprojekt Medzev IV

Nun ist das Projekt Geschichte. Heute war noch "Kostümprobe" und dann erfolgte die Aufführung vor ca. 250 temperamentvollen Mitschülern. (Drittes Bild) Man kann das einen vollen Erfolg nennen, aber ein schaler Beigeschmack bleibt doch...

Klar, Helmut tat sein Bestes (Bild unten) und der "Scheich" sah dann aus wie ein richtiger Scheich (zweites Bild) und sein "Harem" wirkte wirklich echt. (Viertes Bild) Ich war nur schockiert, als ich wissen wollte, wie alt die "Kleinen" eigentlich seien. Bisher war ich von einem ziemlichen Altersunterschied zur 9. Klasse der Slowaken (ca. 15 Jahre) ausgegangen und hatte die um zwei Köpfe kleineren Romni auf 9- 12 geschätzt. Aber nein, nicht die Größte ist 12, sondern die Kleinste! Die anderen sind alle 13. (Bild oben) O je...

Die Aufführung dauerte dann ca. 25 min und die Resonanz war riesig. Bei den Tanzeinlagen zur Musik in Romanes hielt es das "schwarze" Publikum kaum auf den Stühlen. Zur besonderen Atmosphäre trug bei, dass alle andere Musik von den Schülerinnen live gespielt wurde.Die Quetschkommoden waren wirklich perfekt! (vorletztes Bild) Trotzdem blieb alles diszipliniert und unsere Schauspieltruppe hinterließ bis zum Abschiedsessen einen harmonischen Eindruck. ;-) Warum bin ich dennoch enttäuscht?

Ja, warum? Gestern wollten noch alle 8 "Filmleute" kommen und ich hatte sogar zugestimmt, dass die wegen des DSD bisher fehlende Patricia mitkommen darf, wenn es an der Schule deswegen keinen Ärger gibt. Heute waren dann 3 da. Warum die anderen nicht kamen? An der Schule gab es kein Wasser und also war sowieso schulfrei. Es fällt mithin kein Unterricht aus, wenn man am Projekt teilnimmt. Einen freien Tag opfern? Wozu? Auch die 3, die dabei waren, hatten anderes als den Film im Kopf. Patricia ist aus Medzev und also verschwand der Trupp und kam etwas rotgesichtig und ohne wesentliches Filmmaterial zurück. Fast waren sie auch zu spät und dann hätte ich nicht einmal mehr den Abschluss filmen können! Die letzten (wichtigen) geplanten Interviews fanden so nicht mehr statt und dem Film fehlt nun die endgültige Dramaturgie...

 Mein Liebling, der Dieb, war auch dabei. Ein schlechtes Gewissen quält ihn jedenfalls nicht. Er lud (fast demonstrativ- würde ich sagen) alle möglichen Leute ein und bezahlte großspurig, wohl wissend, dass ich ihm nichts beweisen kann. Wann wir endlich fahren würden? Mehr als ein Taxichauffeur war ich in ihren Augen nicht. Ich bat die Schüler, mir wenigstens ein paar Sätze für unseren Internetblog zu schreiben, wenn ich die Rechnungen und die Honorare bezahle. Kaum hatte ich mich allerdings umgedreht, verschwanden die drei wieder und ließen mich dann noch fast eine Stunde warten. Niemand nahm sein Handy ab und ich konnte nicht mal allein abfahren, weil ich ja für die Schüler verantwortlich bin, auch wenn sie nicht von meiner Schule sind. So bleiben die Texte für den Blog ungeschrieben und meine Übersetzungen der Interviews auf Slowakisch sind immer noch unkontrolliert. So etwas nennt man Gutmütigkeit ausnutzen und alles missachten, was man eigentlich für die Schüler machen möchte. Sie geben einem zu verstehen, dass man seinen Scheiß gefälligst alleine zu machen hat, wenn es ihnen nicht direkt etwas nützt. Vor allem kann man seine Arbeit alleine machen. Es ist doch mein Projekt, oder? Man könnte darüber zum Stalinisten werden, aber das schaffen sie dann doch nicht...

Wie kann man solche Leute lieben? Vielleicht, weil wenigstens Matus, der nichts getrunken hatte, dann im Auto neben mir saß und versuchte, sich nett mit mir zu unterhalten. Er hatte Gespür für die Situation und wollte sich (für die anderen entschuldigen). Der Junge möchte Musiker werden oder Historiker. Ein Exot also, denn alle anderen wollen ja Jura, Medizin oder WiWi studieren... Bleibt als Trost die Hoffnung, trotz allem ein Zeichen gesetzt zu haben. Wo soll man sonst beginnen, das Zusammenleben als möglich vorzuzeigen, wenn nicht in der Schule, wenn nicht dort, wo man zusammen singt und tanzt? Den Rest drücken wir mal wieder in den Skat...  

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