Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Freitag, 17. Juni 2016

Erstes Landesfinale Jdi in der Slowakei

Das erste Landesfinale Jdi in der Slowakei ist nun Geschichte. Am 15.06. fuhr ich nach Bratislava und traf "meine Debattant/innen" (Erstes Bild - mit Theda/ links) wieder. Zunächst stand der Besuch einer Ausstellung über Flucht und Asyl auf dem Programm. Alle hörten aufmerksam zu, denn das Debattenthema hieß (wie auch in Tschechien und Ungarn) "Soll die Slowakei eine Quote für Flüchtlinge akzeptieren, sofern die EU finanziell hilft?". Die Ausstellung selbst war nicht so berauschend, aber wir trafen den sehr sympathischen Afghanen Faisal, der von seinen Fluchterlebnissen berichtete. Mit von der Partie waren auch Pavel vom Projektbüro in Prag (drittes Bild Mitte) und Malte (Praktikant am GI- Bild zwei vorne), der uns begleitete. Ein bisschen beeindruckend vielleicht die Simulation einer LKW- Fahrt im geschlossenen Container (Bild unten), die dennoch kaum nachvollziehbar machen konnte, was Faisal über die Temperaturen, die fehlenden Pinkelpausen und die Luftknappheit in dem engen Raum erzählte. Sehr lebhaft schilderte er die Leiden eines dreijährigen Kindes, das natürlich nichts verstand, aber gezwungen war, die Tortur auszuhalten. Der freundliche junge Mann lächelte immer, sprach von Freunden in der Slowakei und davon, dass er nach vorne blicken wolle. Ob das stimmt? Von seinen Träumen erfüllte sich keiner und heute verdient er nicht einen Bruchteil von dem Geld, das seine Familie für seine Flucht aufbrachte. Vom Goethe- Institut erhält er einen Gratis- Deutschkurs. Will er doch weiter in ein neues "gelobtes Land"? Wer weiß...

Leider war für einige der sehr gut vorbereiteten Kandidatinnen am 16. 06. nach dem Halbfinale Schluss. Aber so ist das Leben! Immerhin: Keiner hat sich blamiert, alle haben ihre Sache gut gemacht. Das spiegelte auch die Uneinigkeit der Jury wider, deren Mitglieder in einigen Fällen weit auseinander lagen. Wir haben uns dann pragmatisch und nach den Regeln geeinigt. Es kann eben nicht jeder Sieger sein. Leid tat es mir um Silvia (Bild oben Zweite v.l.) und Tomas (Bild vier vorne links), die beide klug und gut argumentierten und dennoch nicht den Zuspruch der Jury fanden. So kam es zu einem reinen "Frauenfinale" am 17.06., das am Ende Ema (Bild oben rechts außen mit dem Hut) von der Bilikova in Bratislava als Siegerin beenden konnte. Das war verdient, keine Frage. Ein kluges und engagiertes Mädel, das es sich mit ihrem eigenen Standpunkt zur Flüchtlingsfrage nicht leicht gemacht und sogar die Chance genutzt hat, zusammen mit ihrer Klassenkameradin Kristina (Bild oben neben Ema) in einem Aufnahmelager in Deutschland für Asylbewerber eine Deutschstunde zu halten. Der persönliche Kontakt mit den  netten Menschen hat sie sehr beeindruckt. Vielleicht hat dieses Engagement dazu geführt, dass Kristina den Wettbewerb als Zweite beendete und nun zwei Schülerinnen einer Schule die Slowakei beim Internationalen Finale in Prag vertreten! Vorher gab es am 16. 06. abends jedoch noch einen Empfang in der Residenz des deutschen Botschafters. In der Küche regierte Schmalhans, aber immerhin gab sich unser Botschafter leutselig und umgänglich. Gemeinsam mit dem Schweizer Botschafter und dem österreichischen Kulturattaché war er dann Ehrengast beim Finale. Ich durfte von dem Eidgenossen Komplimente für mein "politisch durchaus beeindruckendes Statement" entgegennehmen und auch der Österreicher lobte meine rhetorischen Fähigkeiten. Unser Botschafter blieb freundlich- unverbindlich. Ich weiß warum. ;-)      



Egal. Emas Sieg und Kristinas zweiter Platz am heutigen Tag waren verdient, ohne Zweifel. Aber auch die Drittplazierte, Simona von der Srobarova, hatte ihre Sache sehr gut gemacht. Sara hat sich enorm gesteigert und so mit zu einem klasse Finale beigetragen, auch wenn sie am Ende "nur" Vierte wurde. (Bild unten v.l.n.r.: Ema, Simona, Sara, Kristina; hintere Reihe: A. Banasova, Schweizer und deutscher Botschafter, slowak. Saatssekretärin, J. Binder/ GI und G. Telge/ ZfA) Aber was macht das? Profitiert haben alle Teilnehmer/innen. Und sie sind zu einem wirklich tollen Team geworden, das sich später in Bratislava wieder treffen will. Schade, dass ich nicht dabei sein kann. Und so blutete mein Herz nicht nur, weil es Silvia, Tomas, Lucia und Simon nicht bis ins Finale geschafft hatten, sondern vor allem, weil wir einander nun verabschieden mussten. Die Welt ist rund, vielleicht sieht man sich mal wieder, vielleicht hört man voneinander... Aber wer weiß es? Wie immer wachsen einem die Menschen, mit denen man in einem Projekt verbunden war, mehr ans Herz, als die Schüler/innen, die man "nur" im Unterricht hatte. Wirklich: Jeder Abschied ist ein kleiner Tod! Das trifft natürlich auch für den Abschied von einigen Kolleginnen zu. Nach so vielen Jahren ist es unwirklich, wenn man sich vorstellt, man kommt in diesem Kreis nie wieder zusammen. So gab es denn einige Tränen. Nun ja, die jungen Leute sind Abschiede noch nicht gewöhnt. Aber mir fallen sie auch schwer. Man wird kein Profi im "Loslassen". :-(

Lichtblicke? Doch, ich bin zufrieden mit dem Erfolg der Veranstaltung und mit meinem eigenen Auftritt. Und wenigstens Oliver (erstes und viertes Bild unübersehbar der Größte!) sehe ich noch beim Projekt in Lomnica. Was es sonst noch gab? Eine Baustelle direkt vor dem Hotelzimmer! Und Slowaken beginnen um 05.53 ihre Werkzeuge zurecht zu legen und "pünktlich" 06. 58 begann der Presslufthammer zu dröhnen. Dabei hatte ich den Wecker auf 07.45 Uhr gestellt. Bei der Rückfahrt hatte ich einige Hänger...




Keine Kommentare: