Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Samstag, 6. November 2021

Soroka

Der letzte Ausflug nach Orheiul Vechi hatte den Kolleginnen ausnehmend gut gefallen und ich glaube, sie haben den freien Tage genossen und Kraft getankt. Und wie das nach so einem positiven Erlebnis ist, wurde gleich die Fortsetzung geplant und heute eingelöst. Soroka!

Soroka liegt an der ukrainischen Grenze am Dnistr/ Nistru und ist berühmt durch die Burg. (Bild zwei) Leider war das UNESCO- Weltkulturerbe geschlossen, da die innere Rekonstruktion keinen Publikumsverkehr zulässt. Naja, ich werde das Ende der Arbeiten vielleicht noch erleben...

Aber ehe wir zur Burg kamen, waren wir am Ortseingang in einem Naturdenkmal. Oberhalb der Kreideschlucht (Bild oben) steht ein Denkmal für alle diejenigen, die sich in der Moldau für den Erhalt der rumänischen Sprache und Kultur eingesetzt haben. Das wiederum steht über einer Eremiten- Höhle, in der einst Klosterbrüder vor den Tataren Schutz suchten und - wie könnte es anders sein? - wundersam gerettet wurden. Da gab es auch Höhlen und der Aufstieg war sehr beschwerlich

Nach der Burgbesichtigung sind wir zu einem touristischen Zentrum gefahren, wo man für ca. 100 Euro pro Tag eine Finnhütte für 8 Personen mieten, wandern, angeln, saunieren und in einem Becken plantschen kann. Der Dnistr/ Nistru ist hier sehr schön anzusehen. (Bild drei) Und: Ich gebe es zu. Der Umstand, dass auf der anderen Seite die Ukraine ist, hat mich nicht ganz kalt gelassen. Schade, dass man dort überall nicht über den Fluss kommt. Es wäre nicht weit bis Ivano Frankivsk... 

Dann sind wir trotz knurrendem Magen mit unserer kundigen Führerin zum touristischen Höhepunkt der Stadt- der Zigeunersiedlung in Soroka. (Ach, nein, nicht schon wieder Diskussion um politische Korrektheit. Jeder weiß, wer und was gemeint ist, und damit ist es gut!)

Häuser im Soroka- Stil ;-) hatte ich schon in Polen gesehen. Auch dort machten die Paläste oft einen unbewohnten, allerdings auch einen bewohnbaren Eindruck. Hier stehen Imitate des Kapitol (Bild vier), der Troika auf dem Bolschoi- Theater oder der Kuppel des römischen Parlaments zwischen Hütten herum und machen keinen besseren Eindruck als diese. Überall Verfall. Dabei gibt es Menschen dort. Nur wohnen die nicht in den Schaukulissen, sondern entweder in deren Kellern, oder aber in baufälligen Hütten im Hof der Monumente. (Bild fünf) Kann man dieses Volk verstehen? Ich habe so viel gelesen, habe sie gesprochen, kennen Leute, die sie kennen... - aber ich habe nichts begriffen. Jedenfalls ermüdete der Gang durch diesen unvollendeten Gigantismus im Ruinen- Outfit, weil es eigentlich nichts zu sehen gab. Nur eine endlose - ja, das Wohngebiet ist größer als alles Derartige, was ich bisher gesehen habe -Wiederholung halbfertiger Kulissenbauten miserabelster Bauausführung und Materialqualität.   

Der Abend klang in einem Restaurant aus. Die Kolleginnen (Bild unten) ließen sich das Bezahlen nicht nehmen - moldawische Gastfreundschaft. Zum Glück waren die Preise moderat - mit zwei Privatstunden mehr war es wohl bezahlt. 

Übrigens führt von Chisinau bis Soroka eine sehr europäisch anmutende Straße, die - wie am Rande auf Schildern steht - ein "Geschenk der amerikanischen Volks an das Volk der Republik Moldau" sein soll. Nun ja. Wie sprach Wolfgang Köhler einst ganz weise? "Schau mal, von wo nach wo die Straße führt: Das ist das NATO- Aufmarschgebiet für den Fall eines Konflikts mit Transnistrien." Ach so? Ja, genau so ist es! Leider. Aber ich fand's gut. Trotzdem sind 2,5 Stunden Fahrt für lumpige 140 km unterirdisch langsam. Was tun? Der Verkehr war durchaus "dicht" zu nennen und schneller ging es nicht...







 

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