
Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...
Donnerstag, 16. Februar 2012
Botschafter Hartmann in Kosice
Heute war "Botschafter- Tag" und also schulfrei ;-) Um 11.00 Uhr begann das Treffen im Goethe- Lesesaal. Gesprochen werden sollte zum Thema "Studium in Deutschland". Hauptredner war allerdings nicht der Botschafter, sondern Natasha (Bild oben), "unsere" Freiwillige aus Coburg. Sie stellte ihr Projekt vor: Eine Powerpoint- Präsentation zum Thema. Souverän erklärte sie knapp 45 min lang die verschiedenen Aspekte der Fragestellung und meisterte dabei sogar den Ausfall der Technik- Murphy lässt grüßen. ;-) Was die 19jährige hier geleistet hat, prädestiniert sie wirklich zur Arbeit in einer international tätigen Organisation! Klasse!
Nach dem Mittagessen mit unserer Chefin (Bild unten in der Mitte) ging es weiter an die Opatovska. An "meiner Schule" standen die Probleme mit dem DSD, insonderheit dem DSD II im Mittelpunkt. Nachlassendes Schülerinteresse, kein Niveau usw. Angesprochen waren Kolleginnen der Grundschulen. Es waren etwa 15 Vertreter von Schulen, zu denen das Gymnasium Kontakt hat, anwesend. Der Botschafter (Bild unten) sprach, meine Chefin erläuterte die Probleme des Programms, wie immer sehr gut übersetzt hat Kollegin Soltesova (Bild unten beim Wasser einschenken). Ich hab auch meinen Sermon dazu gegeben und nach ca. einer Stunde waren wir fertig. Aus meiner Sicht ist es schon lustig, dass just in dem Moment, da der Botschafter in meinem Auto saß, die Fahrertür sich nicht mehr öffnen ließ. Murphy! "Exzellenz" nahm es gelassen und stieg noch einmal aus, ich kletterte über die Konsole und los ging es. Und was soll ich sagen? Der Botschafter stieg wieder aus und die Tür ließ sich problemlos öffnen. Gibt es da irgendeinen verborgenen Zusammenhang? Ein Schelm, der nun Böses denkt! ;-)

Schnee in Michalovce


Sonntag, 12. Februar 2012
Ein Tag in Eger
Alfred und Berta (Bild Mitte), liebe Kollegen aus ukrainischen Zeiten, sind in Eger, weil an ihrem Dienstort Subotica (Serbien) die Schulen geschlossen haben. Kurz entschlossen bin ich hin. 170 km, das waren weniger als zwei Stunden "über die Dörfer". Außerdem kam ich auf diese Weise mal wieder ins Hotel "Flora", meinem Domizil von vor 20 Jahren, als in Eger meine "Karriere" als Auslandslehrer recht eigentlich begonnen hatte. Schöne Erinnerungen...
Den Abend verbrachten wir im "Senator" und dann in der Weinstube gegenüber, in der Alfred und ich deziliterweise die Egerweine durchprobierten. Witzigerweise begaben wir uns von Glas zu Glas auf ein höheres geschmackliches Niveau, wobei keiner der Weine wirklich schlecht war. Der letzte war aber unschlagbar gut. Natürlich hat der alte Weinkenner Alfred wieder von "Brombeergeschmack" und einer Note "Sauerkirsche" erzählt; ich wusste nur, dass der Wein schmeckt ;-) Immerhin habe ich von Berta gelernt, dass ein Wein auch "rossig" sein kann. Meint: Er schmecke nach Pferdeschweiß :-( War aber keiner drin, ich schwör's! ;-)
Heute waren wir dann übers Weinland wandern. (Bild oben) Bei herrlichem Wetter und sanften minus 4 Grad das pure Vergnügen! Im Liebfrauental angelangt, mussten wir natürlich noch einen Wein auf den Abschied trinken und ein paar Flaschen kaufen, die zu Juri in die Ukraine sollen. Der Weinkeller von Ferenc Toth war gemütlich, ein alter Kachelofen verstömte angenehme Wärme und die Weine dort sind wirklich gut. Zusammen mit einer Schmalzbrot- Scheibe haben wir uns den Roten schmecken lassen. Schade, das morgen wieder Schule ist und ich nach Hause musste. In Eger lässt es sich aushalten. Vielleicht sollten wir doch das verfallene Haus in den Weinfeldern kaufen und zum Alterssitz umbauen, wie Alfred vorschlug? Mein Traum war Eger schon immer...

Heute waren wir dann übers Weinland wandern. (Bild oben) Bei herrlichem Wetter und sanften minus 4 Grad das pure Vergnügen! Im Liebfrauental angelangt, mussten wir natürlich noch einen Wein auf den Abschied trinken und ein paar Flaschen kaufen, die zu Juri in die Ukraine sollen. Der Weinkeller von Ferenc Toth war gemütlich, ein alter Kachelofen verstömte angenehme Wärme und die Weine dort sind wirklich gut. Zusammen mit einer Schmalzbrot- Scheibe haben wir uns den Roten schmecken lassen. Schade, das morgen wieder Schule ist und ich nach Hause musste. In Eger lässt es sich aushalten. Vielleicht sollten wir doch das verfallene Haus in den Weinfeldern kaufen und zum Alterssitz umbauen, wie Alfred vorschlug? Mein Traum war Eger schon immer...
Freitag, 10. Februar 2012
Winter in Kosice


Ok. Mir wurde kalt und ich drehte um. Überall auf den gefrorenen Eisflächen spielten Jungs Eishockey. Mädchen sah ich nur wenige ihre Kreise ziehen. Wahrscheinlich liegt das daran, dass man sich schon heftig bewegen muss, um die minus 10 angenehm zu finden...
Donnerstag, 9. Februar 2012
Winter in der Ostslowakei


Allenfalls an Straßenabschnitten mit Baumbewuchs sah man, was die Meldungen der vergangenen Tage verursacht haben musste. Der sich auftürmende Schnee verriet, wie hoch die Schneeverwehungen gewesen waren. (Bild unten) Gesammelt hatte er sich vor allem zwischen den Häusern in Secovce. (Bild Mitte) Dort schauten einige der älteren kleinen Bauernhäuser, heute wohl von nicht- schnee- schippenden Zigeunern bewohnt, kaum mit dem Dach aus den Schneewehen heraus. Naja, was die Zigeuner anlangt: Vielleicht haben sie auch die Wärmewirkung der Schneeisolation ausnutzen wollen...
Dienstag, 31. Januar 2012
Mit Ira in Levoca


Wir wanderten den Berg hinab in Richtung Spiska Kapitulna. Gelegenheit, die Burgruine in aller Ruhe "von hinten" zu betrachten. (Bild 1, oben)


Donnerstag, 26. Januar 2012
Alles Liebe- oder was?
Zu meinen Lieblingsthemen gehören immer wieder die Geschlechterfrage und die These von der allmählichen Bildung von Emotionen auf soziobiologischer Grundlage. Demnach "entsteht" die Liebe im heutigen Sinne aus der Geisteshaltung der Romantik als im Wortsinne "romantische Liebe". Für ihre Durchsetzung als Lebensentwurf ist die Freiheit individueller Entscheidung und mithin ein tragfähiger Begriff individueller Menschenrechte unabdingbar. Dieser entsteht erst mit der Verbürgerlichung des Denkens und Fühlens im "langen" 19. Jahrhundert. Für Schüler ist das schwer nachvollziehbar und obwohl sie prinzipiell von politischen Heiraten oder Heiraten aus pecuinären Interessen wissen, dringt die historische Realität nicht in ihr Bewusstsein. Ein drastisches Beispiel dafür fand ich in Ľudovít Petraškos Aufsatz "Im Lande der Sclaven – deutsche Reiseberichte über Oberungarn aus dem 18. und 19. Jh":
"1850 erschien in Leipzig ein Buch mit vielversprechendem Titel 'Aus dem Tagebuch einer ungarischen Dame'. So bezeichnete sich die Verfasserin Therese Pulszky, eine gebürtige Österreicherin, die es durch die Heirat in die andere Hälfte der Monarchie verschlug. [...] Zumindest die Oberschicht unterschied sich in ihrer Lebensweise nicht beträchtlich von jener, die die Besucherin von zu Hause kannte. Ihr typischer Vertreter dürfte Baron Palocsay sein, der, wie es der Verfasserin zu Ohren kam, einer merkwürdigen Sitte nachhing. Im Herbst ließ er Mädchen und Burschen im für die Heirat geeigneten Alter versammeln ('es waren sämtlich Slowaken'), und bildete aus ihnen Paare: 'Du Janko, du paßt gerade für Maresa (Marie), du Andris für die Hanesa' (Anna), und so fort'. Umgehend wurden sie vom Kaplan verkündet, in vierzehn Tagen getraut, dazu vom Baron mit einer Kuh und dem für die Gründung des neuen Haushalts Notwendigen beschenkt. Sollte sich einer der Burschen weigern, die ihm Zugewiesene zur Frau zu nehmen und eine andere bevorzugen, musste er zunächst 'als Beweis seiner wahren Liebe fünf und zwanzig Stockprügel aushalten'."
Da ist natürlich nachzufragen, ob die gebildete Dame - die offensichtlich einen Begriff von wahrer Liebe hatte - diesen nicht unzulässig auf die Weigerungsgründe diverser Burschen projizierte, vielleicht keine krummbuckelige oder zum Säckeschleppen untauglich dünne Frau haben zu wollen... Aber immerhin gibt ihre Schilderung auch so einen deutlichen Beweis dafür, wie wenig "bürgerliche Romantik" in der Mitte des vorvergangenen Jahrhunderts für andere, nicht- bürgerliche Kreise galt...
"1850 erschien in Leipzig ein Buch mit vielversprechendem Titel 'Aus dem Tagebuch einer ungarischen Dame'. So bezeichnete sich die Verfasserin Therese Pulszky, eine gebürtige Österreicherin, die es durch die Heirat in die andere Hälfte der Monarchie verschlug. [...] Zumindest die Oberschicht unterschied sich in ihrer Lebensweise nicht beträchtlich von jener, die die Besucherin von zu Hause kannte. Ihr typischer Vertreter dürfte Baron Palocsay sein, der, wie es der Verfasserin zu Ohren kam, einer merkwürdigen Sitte nachhing. Im Herbst ließ er Mädchen und Burschen im für die Heirat geeigneten Alter versammeln ('es waren sämtlich Slowaken'), und bildete aus ihnen Paare: 'Du Janko, du paßt gerade für Maresa (Marie), du Andris für die Hanesa' (Anna), und so fort'. Umgehend wurden sie vom Kaplan verkündet, in vierzehn Tagen getraut, dazu vom Baron mit einer Kuh und dem für die Gründung des neuen Haushalts Notwendigen beschenkt. Sollte sich einer der Burschen weigern, die ihm Zugewiesene zur Frau zu nehmen und eine andere bevorzugen, musste er zunächst 'als Beweis seiner wahren Liebe fünf und zwanzig Stockprügel aushalten'."
Da ist natürlich nachzufragen, ob die gebildete Dame - die offensichtlich einen Begriff von wahrer Liebe hatte - diesen nicht unzulässig auf die Weigerungsgründe diverser Burschen projizierte, vielleicht keine krummbuckelige oder zum Säckeschleppen untauglich dünne Frau haben zu wollen... Aber immerhin gibt ihre Schilderung auch so einen deutlichen Beweis dafür, wie wenig "bürgerliche Romantik" in der Mitte des vorvergangenen Jahrhunderts für andere, nicht- bürgerliche Kreise galt...
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