Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Sonntag, 26. Februar 2017

Zamca- ein armenisches Kloster

Bei schönem Wetter machte ich mich auf, "Zamca" zu finden. Von der Existenz dieses armenischen Klosters, dessen Existenz mir bisher verborgen geblieben war, erfuhr ich durch die Lektüre des "Buchs vom Flüstern" von Varujan Vosganian, einem Rumänen armenischer Abstammung. (Der Mann ist eher konservativ, war hier Parteiführer und Wirtschaftsminister. Interessant, wie jemand, der realpolitisch so sehr "im System" steht, dennoch als Künstler ganz weit drüber ist. Was ist es nur, das Kunst ausmacht, was macht, das ein großer Autor immer wieder nur zum Medium ihrer "höheren Macht" zur Wahrhaftigkeit wird ?)

Das Kloster jedenfalls sei in der Nähe von Suceava errichtet worden und in der Tat findet es sich auch heute noch am äußersten Rand der Stadt. Nun sahen sich die hiesigen Christen allemal in Frontstellung zum Osmanischen Reich, weshalb es von der Moldau über Siebenbürgen bis ins Banat vor wehrhaften Klöstern nur so wimmelt, die Verschanzung der Armenier hinter breiten Wällen und einem Graben scheint aber noch auf eine andere Frontstellung hinzudeuten. Sie richtet sich wohl auch gegen die nahe Stadt bzw. deren Beherrscher. Wäre es anders, hätte das Kloster ja auch innerhalb der Stadtmauern errichtet werden können. (Bild oben)

Das mächtige Tor blieb mir leider verschlossen, obwohl die Anlage nicht eben unbewohnt aussah. (Bild zwei) Aber vielleicht irre ich mich. Von Mircea erfuhr ich, dass das verfallene Gemäuer zu sozialistischen Zeiten für irgendeinen Staatsbesuch herausgeputzt werden sollte und dass man dabei die letzten Reste der alten Fresken mit weißer Farbe überstrichen hat. Wie oft habe ich das nun schon gesehen? Immerhin sind die Außenmauern gut instand gesetzt. (Bild drei)  

Immerhin hat man vom Tor aus einen schönen Blick auf das Tal des dort ruhig vor sich hin mäandernden Flusses Suceava. (Bild vier) Ein Stückchen weiter bietet sich dann ein schöner Blick auf die jenseits des Flusses gelegenen Stadtteile. (Bild sechs) Schlafsiedlungen. Sonst nichts. Nur das Gebäude, das man originellerweise (?) um den Schornstein einer niedergelegten Fabrik herum errichtet hat, ist ein "Zentrum". Natürlich ein Shopping-Center. Es ist die Iulius- Mall. (Bild fünf)

Sonst nichts Neues. Auf dem Weg zur armenischen Kirche, die es in der Stadt auch gibt, obwohl wahrscheinlich auch sie früher außerhalb der Stadt lag, begegneten mir noch ein paar altertümliche Bauten von recht morbidem Charme nebst der dazu gehörigen kaputten Nebenstraßen. Die Kennzeichnung erinnert dabei sehr an die Bilder, die ich sonst in der Ukraine gemacht habe. (Bild sieben)

Romantisch und daher eben so, dass ich dort eher nicht wirklich einkaufen wollte, ein kleiner "Tante- Emma- Laden" (Bild acht) am Rand der den Abhang hinunterführenden Straße. Lustig, dass ich jetzt beim Schreiben an Kiew denken muss. Die Suceava ist mitnichten der Dnipro, aber die Teilung der Stadt in Oberstadt und jenseitiges Ufer (in Kiew das "linke Ufer") ist doch sehr vergleichbar. Auch hier ist die eine Brücke über den Fluss das Nadelöhr.

An den wenigen uralten Häusern, die sich noch mühsam auf ihren Fundamenten halten, erkennt man die ehemalige Randlage und den dörflichen Charakter der Vorstadt. (Bild neun) Hier entlang zog sich die "armenische Straße" (ein Teil heißt heute noch so), von der ich heute weiß, dass die Armenier ihren Verlauf immer nach ihrer Kirche ausrichteten.

Die Kirche war mein letztes Ziel. Ich kannte sie schon, hatte aber bisher nie einen Fotoapparat mit, wenn ich dort war. Armenische Gräber gibt es aber nur noch wenige, falls die alten Grabkreuze, die am Rand zu sehen sind, armenisch sind. Sonst deuten die Namen  auf Rumänen hin. Auch hier nichts, was neu wäre. Allerdings finden sich vergleichsweise wenig Fotos auf den Grabstätten. Die Kirche ist ebenfalls frisch renoviert, lag aber - wie das Kloster - verlassen da. Ob es noch eine funktionierende Gemeinde gibt? Ich werde es raus kriegen. ;-)

Sonst freue ich mich auf das Frühjahr. Wenn die Sonne wieder lacht und das Grün sich zeigt, werde ich unternehmungslustiger sein und es wird hier mehr zu sehen und zu lesen geben. Hoffe ich jedenfalls. Am nächsten Wochenende fange ich mit Iaşi schon mal an.









Donnerstag, 23. Februar 2017

Blöder Hund!

Sonntag war wunderschönes Wetter und ich startete zu meinem ersten Auslauf in diesem Jahr. Gleich mir waren noch vier weitere Jogger unterwegs. Es gibt also doch Sportfreunde in Suceava! ;-)

Kurz vor der Haustür erwischte es mich dann zum zweiten Mal im Leben, dass ein Hund sich meiner Hosen bemächtigte! Das Viech war "Chef" eines Rudels herrenloser Straßenköter, die ich normalerweise nicht fürchte. Er war sichtbar alt und stand nicht im besten Saft, dafür aber deutlich größer als die anderen Kläffer. Modell durchgekreuzter Schäferhund. Wahrscheinlich musste er was für seinen Status tun, denn ehe ich mich's versah, hatte ich eine zerrissene Trainingshose! Dann kniff er den Schwanz ein und stob davon. Aber so schlimm war es nicht. Eher ein Anbandeln, denn er hätte sicher herzhaft zubeißen können, beließ es aber bei dem eher symbolische Hack in den Stoff. Ok, die Hose ist hin. Nun brauche ich mal was Neues...

Ausstellungseröffnung- deutsche Minderheit in Rumänien

 Mein Tagesgeschäft sieht so aus wie auf dem Bild oben. Da schreiben "meine Kleinen" aus der 9F eine Übungsaufgabe für den schriftlichen DSD- Test, der Anfang März sein wird. Inzwischen korrigiere ich ein bisschen das, was vorher die 9D abgeliefert hat. Aber ich schaffe nicht alles. Auch die beiden 10. Klassen üben für das DSD I und ich bin froh, genügend Zeit zu haben, auch die 11. Klassen auf das DSD - dieses Mal das DSD II - vorbereiten zu können. Da kommen schnell mal 90 Arbeiten zur Korrektur zusammen. Pro Arbeit brauche ich ca. 10 Minuten. Da kann man den Zeitaufwand leicht ausrechnen...

Normalerweise schaffe ich das am Wochenende und in den Freistunden. An diesem Wochenende fehlte allerdings der Sonnabend, da im Bukowina- Museum eine Ausstellung zur Geschichte der Deutschen in Rumänien (zweites Bild) eröffnet wurde und ich eingeladen war. Organisiert war die Veranstaltung vom Regionalverein der Buchenlanddeutschen in Zusammenarbeit mit dem Museum. Die Teilnehmer kamen aus der ganzen weiten Region, auch aus Czernowitz waren waren zwei Vertreter gekommen. (Die Herren vorne im dritten Bild) Für mich war das ein wenig eine Gratwanderung, denn einerseits waren die beiden erfreut, in mir einen profunden Kenner ihrer Stadt und Geschichte kennenzulernen, aber andererseits reagierten sie auch etwas verschnupft, weil ich mich nie im Deutschen Haus in Czernowitz hatte sehen lassen. Das Gespräch über die mir bekannten deutschsprachigen älteren Czernowitzer brach ich schnell ab, denn es war deutlich, dass sie mit den Herren aus der jüdischen Ecke wenig am Hut hatten. Schlamp? Ja, den alten Kommunisten kannten sie auch... In kürzester Zeit hatte ich also alle Gräben aufgerissen, die so einen deutschen Traditionsverein spalten und durchziehen. Dennoch entwickelte sich ein nettes Gespräch, zumal Herr Mohr emsig vermittelte.

Herr Mohr ist pensionierter Chemielehrer und seit seinem Ausscheiden aus dem Berufsleben engagierter Hobbyhistoriker. Er hielt einen gelungenen Vortrag über die Geschichte der Bukowina und ich erinnerte mich an manche vergessene Details. Lustig fand ich, dass die durchweg betagten Herrschaften mich als "jungen Mann" besonders herzlich aufnahmen. "Junger Mann"? Das hatte ich schon lange nicht mehr. Also sagte ich zu, bei Bedarf und auf Wunsch auch für die eine oder andere Veranstaltung zur Verfügung zu stehen. (Bild unten) Vielleicht klappt es, mir Schülerinnen mal nach Czernowitz zu fahren und dort wieder einen kleinen Film mit den Bukowina- Deutschen zu machen? Mal sehen...  





Samstag, 11. Februar 2017

Art- Cafe Medzev

Dankenswerterweise brauchte ich dieses Mal Medzev nicht nur kurz besuchen, um Jutta und Helmut zu treffen, denn der Meister lud mich ein, in seinem Hause Gast zu sein. Wir hatten ein interessantes Gespräch bei Rotwein und Nüssen und ich schlief gut unter dem Dach.

Anderntags saßen wir beim Kaffe im Atelier und besprachen neue Projekte. Mal sehen, ob es was wird. Dann musste Helmut zum Cafe, um den dort den Ofen zu heizen. Ich konnte mir in Ruhe die neuen Bilder ansehen, die mir dem Stil nach wie eine "Rückkehr zu den Engeln" erschienen. (Bild oben) Aber das macht nichts. Immerhin sind die Stücke dekorativ und laden daher auch mal zum Kauf ein. Dabei sind sie hintersinnig, man kann Erstaunliches entdecken und interpretieren und hat sowieso ein Bild voller wilder Striche, mitnichten ein seichtes Kunstprodukt also. Ein paar Bilder sind noch fertigzustellen, dann sollen sie zu einer neuen Ausstellung. Hoffentlich haben sie Erfolg. Es wäre dem Maler zu gönnen!

Ansonsten fühle ich mich immer wohl in Bistikas Schmuckkästchen (Bild unten), das in einer alten Apotheke eingerichtet wurde. An der Decke sind Fragmente der ursprünglichen Bemalung freigelegt, an den Wänden findet man Texte auf Mantakisch. Leider ist es oft viel zu still und Jana hat wenig Arbeit. In Medzev ist der feine Sinn halt nicht so verbreitet. Umso wichtiger, dass Helmut immer wieder zu kostenlosen Vernissagen einlädt und den Wein dort selbst bezahlt. Ich bedauere, nicht mehr so oft dabei sein zu können...  

Kezmarok im Winter

Wir haben Ferien und ich fuhr nach Kosice, wo ich meine Karte für die Aufenthaltsgenehmigung (obwohl sie abgelaufen ist!) abgeben soll. Das Wetter war so mies wie meine Stimmung, obwohl ich bei Karin und Remmer übernachtete, was - wie immer - sehr angenehm war. Am Sonntag erwies es sich als eine gute Idee, die Smogwolke in der Stahlstadt hinter uns zu lassen und stattdessen in Kezmarok saubere Tatra- Luft zu atmen. Weder Remmer noch Karin (Bild drei) waren bisher dort und so konnte ich im strahlenden Sonnenschein den Reiseführer spielen.

Wie immer ging es erst einmal die Hauptstraße runter zur Burg. (Bild eins) Die Rückfront (Bild zwei) ist ein bisschen feucht und wir waren unsicher, ob der zweite Teil noch nicht saniert wurde, oder ob er schon wieder vergammelt ist. Interessant immerhin, wenn man bedenkt, wie unzuverlässig unsere heutigen Methoden sind, wo doch so ein Bauwerk schon seit Jahrhunderten steht und in all der Zeit zumindest keine seine Stabilität gefährdenden Wasserschäden davon getragen hat.

Anders sieht das mit den Häusern abseits der Hauptstraße aus. Denen sieht man das Alter an. Zwar würde ich auch nicht gerne so wohnen, aber in einer alten Stadt ist es doch nicht schlecht, wenn auch mal etwas alt aussieht. Natürlich müssen die Häuser erhalten werden, aber warum muss immer alles so geleckt aussehen wie bei uns? So sahen die Städte schließlich vordem nie aus!



An Kirchen ist Kezmarok reich. Am interessantesten finde ich immer das Ensemble um den Glockenturm, der zu Renaissance- Zeiten im Zentrum errichtet wurde. (Bild vier) Dort spürt man den Charakter vergangener Zeiten am reinsten. 

Immer wieder zum Schmunzeln ist hingegen das Ensemble um die Artikular- Kirche. (Bild unten) Leider war sie nicht offen, aber ich weiß ja, wie es innen aussieht. Karin wollte nicht glauben, dass schwedische Seeleute am Bau beteiligt waren, aber sie konnte den "Bullaugenstil" der Fenster an der Eingangsseite auch nicht leugnen. Errichtet wurde die Holzkirche, nachdem das österreichische Kaiserhaus in den "Artikeln" den Protestanten neue Kirchenbauten zugestanden hatte. Allerdings durften die nur aus Holz sein und mussten auf einen Turm verzichten. Mag sein, die Kirchgemeinde wollte nach Aufhebung dieser Einschränkungen ein besonders prachtvolles Zeichen setzen, weshalb die neue Kirche (der rote Bau neben der Artikular- Kirche) etwas überproportioniert wurde. Folglich reichte das Geld nicht und man konnte dem Architekten den Entwurf nicht bezahlen und seine Ideen auch nicht umsetzen. Um dennoch nicht vertragsbrüchig zu werden, nahm man ihm ein anderes Projekt ab. Dabei handelte es sich um eine Synagoge, die schon einmal in Italien errichtet worden war. Lach. Sehr kreativ waren die hiesigen Bauleute nicht, denn sie konnten nicht einmal die Fenster ohne den geplanten David- Stern ausführen. Oder hatte das andere Gründe? Jedenfalls beten die Protestanten nun sichtbar in einem Synagogal- Bau. Wie dem auch sei- ich finde es gut!    









Dienstag, 24. Januar 2017

Suceava an einem Sonnentag von außen gesehen

Von dem Feiertag, der heute sein soll, merkt man in der Stadt nichts. Obwohl meine Schulleiterin am Montag arbeiten wollte, um die Kältefrei- "Schulden" vom Monatsanfang abzuarbeiten - aha, die müssen also abgearbeitet werden -, gab es trotz einer deutlichen Mehrheit bei der Unterschriftensammlung der Kolleginnen doch die Anweisung, die Schule zu schließen. Das Dumme ist, der "Brückentag" muss nun auch noch irgendwann anders am Sonnabend nachgeholt werden. Damit stehen drei Sonnabende zu Buche, die mir drei Wochenenden verkürzen werden. Man munkelt, so werden Geschenke an die Tourismus- Industrie gemacht, denn jetzt liegt Schnee und im April ist dann Saure- Gurken- Zeit.

Mag sein, meine Schülerinnen freut das. Ich habe die freien Tage nicht gebraucht und mehr oder weniger vergammelt. Gut, ich habe ein bisschen gelesen, mir ein paar Einrichtungsgegenstände gekauft und Sport gemacht, aber wirklich geschafft habe ich nichts. Ok, man muss nicht immer was schaffen, sondern sollte ab und an einfach leben. Daher ließ ich heute das Planen von Unterricht einen guten Plan sein und nutzte den strahlenden Sonnenschein zu einer Wanderung "ins Umland". Von mir aus kann man also den Stadtrand in einem weitläufigen Viertelkreis in zwei Stunden abschreiten. Was ich "nebenbei" fand, ist eine Jogging- Strecke, die nur ein Stückchen durch die Stadt und dann doch über freies Feld führt. Wenn man weniger Zeit ist, kann ich den Weg für Sport nutzen. Heute suchte ich nur Fotomotive, die meinen neuen Lebensort vorstellen können.


Auf den kleinen Teich (Bild oben) mit dem Schneemann (Bild vier) stieß ich zufällig. Früher hatte ich den Feldweg, es gibt also doch welche (!), nicht gesehen. Er führte wirklich auf die weit um die Stadt herum geschwungenen Hügel, die ich von meinem Fenster aus sehe. (Bild zwei) Der Blick zurück bietet eine Ansicht, die meine Schwiegerfamilie im Angesicht von Karl- Chemnitz- Stadt als "Golanhöhen" bezeichnet hat. Hier ist es ähnlich, nur die alles dominierende Kirche (Bild drei) fehlt in dem DDR- Pendant.

Der Schnee ist trotz der knackigen Minusgrade in den Nächten (bis minus 20) dünn geworden und an vielen Stellen in der Sonne geschmolzen, obwohl auch heute Nachmittag minus 5 Grad angesagt waren und der Wind in der Tat in die Ohren kniff. So lag das nächste Dorf ein bisschen da wie in der Frühlings- Sonne. (Bild fünf) Oder doch eher Herbst? Der riesige Vogelschwarm machte auch solche Assoziationen möglich! (Bild sechs)

Auf dem siebenten Bild ist noch einmal die abweisende Betonfront der sozialistischen Neubaustadt zu sehen - man wundert sich, wie anders die Stadt "von innen wirkt". Da ist sie viel weniger kompakt und gar nicht abweisend! Ich fotografierte diese Sicht also nicht wegen der besonderen Schönheit, sondern weil man im Vordergrund, ein bisschen schräg, aber im Prinzip in Front zur Kirche vor der zweiten Reihe längs stehender Neubauten gelegen, "mein Haus" sehen kann. Es lugt zwischen den beiden vorderen gelblichen Häusern durch; das ist also genau mein Blick auf die Felder, von denen aus ich jetzt fotografierte.  

Auf dem Rückweg, der durch die mir bereits bekannte Garagensiedlung führte (letztes Bild), fand sich eines der zahlreichen Elendsquartiere, die man am Stadtrand nicht eben selten findet. (Bild acht) Ich hoffe nur, der Bewohner hat bei diesen Temperaturen woanders Unterschlupf gefunden. Wirklich verlassen sah die Hütte aber nicht aus. :-(

Ich wollte auch deshalb dort entlang gehen, weil ich hoffte, jetzt, wo die Bäume kahl sind, einen Blick auf den dahinter gelegenen und leider (?) verschlossenen jüdischen Friedhof erhaschen zu können. Mit Hilfe von Ankas Teleobjektiv gelang es mir auch. (Bild neun) Viele Grabstellen sind also nicht mehr erhalten, aber die, die man sehen kann, wirken alt und sind gewiss nicht von gestern. Eingesunken, zugewachsen und umgestürzt erinnern sie ein wenig an eine kleinere Ausgabe der Czernowitzer Nekropole. Aber - wie gesagt - die Dimensionen sind nicht vergleichbar. Irgendwo muss es noch einen anderen Friedhof geben oder gegeben haben, denn Juden spielten auch hier in der Stadt eine bedeutende Rolle. Heute erinnert allerdings nur noch ein einziges Bethaus im Zentrum, das sicher keine historische Synagoge ist, an die jüdische Gemeinde. Das Haus ist klein und so wird auch die Gemeinde wenig zahlreich sein.

Ein schöner Tag im Ganzen. Ich bin froh, dass ich mein "castle" verlassen habe. :-)  


 











Freitag, 13. Januar 2017

Rückfahrt nach Suceava

Nein, entspannt ist anders. Der Winter hatte Europa fest im Griff. Vor Dresden stand ich das erste Mal zwei Stunden lang, weil der Winterdienst nicht in der Lage war, die Autobahn ordentlich zu räumen. Klar, es war Katastrophenwarnung ausgegeben, da ist man denn doch überrascht, wenn es wirklich schneit. So viele LKW standen quer oder lagen im Graben...- und offenbar war seit Stunden nichts geschehen, außer dass eben Stau stattfand.

Ganz anders in Polen. Dort fuhren die Streufahrzeuge gefühlt im Fünf- Minuten- Takt und schafften es so, die Bahn trotz starken Schneefalls befahrbar zu halten. (Bild oben) Ich kam ohne weitere wesentliche Verzögerungen fast bis Nowy Sacz. Dort allerdings stand ein ukrainischer LKW mit Sommerreifen quer und nichts ging mehr. Die Polizei brauchte zwei Stunden, ehe wir alle aus dem Stau heraus waren und umdrehen konnten. Sie hatten auch einen Tipp, wie man fahren könnte. Das klappte ganz gut, war aber auf den engen verschneiten Straßen abenteuerlich. Als ich nach Mitternacht in Kosice ankam, hatte ich wirklich die Schn...ze voll. Ich wollte es bis 18.00 Uhr geschafft haben...  

Am anderen Tag war es nicht besser. In Ungarn tobte ein derartiger Sturm, dass die Überholmanöver zu Hazard- Spielen wurden. LKW und mein Skoda mit Dachaufbau scherten bei Windstößen bis zu 1,50 m aus, ehe man die Kisten wieder abfangen konnte. Und die Böen kamen von allen Seiten...

In Rumänien ging es bis zu den letzten 150 km in den Bergen. Es war schon dunkel und bei minus 18 Grad fror meine Scheibenwaschanlage ein, obwohl ich in Polen Wasser bis minus 40 Grad gekauft hatte. In Nullkommanix war meine Scheibe Milchglas und ich sah nichts mehr. Nur ein Blick aus dem Seitenfenster ermöglichte notdürftige Orientierung. Anhalten war nicht, weil links und rechts Leitplanken die Serpentinenstrecke sicherten. Ich bin nicht religiös, aber ich betete im Stillen vor mich hin, dass am rechten Straßenrand bitte kein Auto steht und kein Fußgänger geht. Ich hätte sie nicht gesehen. In Kimpulung wollte ich schon ein Hotel suchen, aber die Temperaturen fielen und bei minus 12 bekam ich die Scheibe wieder frei. So erreichte ich nach 12 Stunden Fahrt Suceava und musste noch fast zwei Stunden ausräumen. (Bild unten) Vor dem Haus war - wie immer - kein Parkplatz frei und so waren die Sachen nicht nur meine drei Etagen hochzuschleppen, sondern auch ein paar hundert Meter heranzutragen. Bei minus 12 Grad und schneidendem (Sturm)Wind eine widerliche Sache. Kaum konnte ich die Türen offen halten und den Dachgepäckträger ließ ich einfach voll beladen, weil ich ihn nicht hätte aufklappen können. Das war definitiv eine neue Seite im Kapitel "Abenteuerfahrt". :-(