Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Dienstag, 29. Juli 2008

Rumänien- Moldauklöster- Kimpolung

Wenn man schon bei Rumänen in der Ukraine zu Gast war, muss man auch nach Rumänien. Gleich am nächsten Tag war es so weit! Mein Schwiegervater passierte die Grenze seit 1988 zum ersten Mal nach der Wende, Schwiegermutter war noch nie im Land, weshalb es viel von früher zu erzählen und zu erklären gab. Viel Kopfschütteln über das "Damals", aber eben auch viel Staunen über die sichtbaren Veränderungen heute!

Suceava angenehm wie immer. Dann aber wollte ich unbedingt nach Kimpolung, einer der einstigen Perlen der Bukowina. "Einstige Perlen"- damit ist eigentlich alles gesagt. Der Weg von Suceava nach Kimpolung wurde durch die vielen Reparatur- Arbeiten an den Straßen zu einer einzigen Tortur. Aber das zahlt sich sicher eines Tages aus; auf dem Weg von Kimpolung nach Radautz kamen wir auch schon in den Genuss einer der einwandfrei ausgebauten Straßen. Aber zurück nach Kimpolung: An enigen Ecken um den alten Friedhof herum finden sich noch ein paar Straßenzüge, die einen Eindruck davon vermitteln, wie es früher war. Der Rest ist nur als ein missglückter Versuch zu werten, sozialistische "Dominanten" in der üblichen tristen (hier kamen sie mir besonders grau vor) Bauart einer gewachsenen Ortslage zu implementieren. Die medizinische Wortwahl fasst es relativ korrekt: Der Patient krankt seither an seinem hässlichen Zentrum, das hier abzubilden ich mir erspare!

Aber das ist nicht alles, was sich von diesem Ausflug berichten lässt. Von Kimpolung nach Radautz fährt man eine serpentinenreiche Straße durch herrliche Landschaften, die für alles entschädigen. Am Wegrand hübsche Dörfer mit so manch einem originell gestalteten, also herausragenden Bauern- Hof (siehe Bild oben). Aus einer ganzen Reihe erwähnenswerter Klöster und Kirchen am Wegrand ragt sicher Suceavka (?) heraus. Eine gut restaurierte und vollständig erhaltene, auch heute als Kloster genutzte Wehrklosteranlage. Mir hatte es der dicke, allein stehende Turm angetan, dessen Plattform man zwar nur über eine lebensgefährlich steile und ausgeretene Treppe erreichen konnte, dessen Panorama- Sicht aber ebenso empfehlenswert ist wie das Erlebnis der düsteren Atmosphäre im Inneren der in Kammern (Vorräume zum Altarraum) geteilten, komplett in nachgedunkelten Farben ausgemalten Kirche. Welche Pracht von den Bildern ausgeht, die so drastisch wie man es bei uns vielleicht nur von Hieronymus Bosch kennt von apokalyptischen Themen und Szenen nur so wimmelt! Welch tiefe Gottesfurcht mögen die Bilder einst einer empfindsamen, aber notwendigerweise ungebildeten Bauernseele eingepflanzt haben? Gottesfurcht- wenn je ein gemaltes Programm derselben mir ihr Wesen augenscheinlich gemacht hat, dann waren und sind es die Blderfolgen der Moldau- Klöster! Fast schon ist man selbst als Atheist froh, das Innere der Kirche verlassend, an ihrer Außenfassade die zum Himmel strebenden Engels- Scharen zu sehen, die einen Heiligen da hinauf und also vom dreiköpfigen Drachen und seinem Reiter hinweg befördern...

Übrigens: Zwei Restaurant- Besuche bestärkten mich (und meine Schwiegerleute) wiederholt in der Meinung, dass sich der Besuch gelohnt hat. Die Bedienung war freundlich und um uns bemüht. Ziemlich erholsam also, wenn man aus der Ukraine kommt! Gut auch, dass es die Sonderabteilungen nicht mehr gibt, die bessere Restaurants früher für evtl. vorbei kommende Mitglieder der Führungsclique oder ihrer Gäste frei zu halten hatten. Meinem Schwiegervater war jedenfalls wohler zumute als früher, da er einer solchen vom Volk isolierenden Vorzugs- Behandlung teilhaftig werden musste...

Fast schon hatte ich überlegt, ob ich nicht um eine Arbeitsstelle in diesem Land einkommen sollte. Nun, wer weiß, was es zu berichten gäbe, wenn man länger dort ist und die Alltagsnöte kennen lernt, die es sicher auch hier nicht zu knapp gibt. Reichtum ließ sich jedenfalls über weite Strecken hin nicht ausmachen und die Zahl der Pferdewagen bestätigt das auch rein äußerlich im Straßenbild. Trotzdem: Kein Vergleich mehr mit der Tristesse und der Angst (Autotüren zu und durch!) früherer Jahre. Kein Vergleich auch zu den außerhalb der Hauptstadt fast unbefahrenen Straßen Moldawiens. Autos gibt es mittlerweile genug. Und Tankstellen! Und, wie mein Schwiegervater sarkastisch feststellte: Vor den Tankstellen gibt es gar keine mit Ketten an den Bäumen festgebundenen Dacias mehr, die auf die nächste Benzinzuteilung (ein Tag gerade Nummern, anderntags ungerade!) warten...

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