Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Sonntag, 31. Januar 2010

Reise nach Kiew

Vom 25. bis 27. 01. hatte der Chef zusammen mit dem Goethe- Institut ein JDI- Seminar (Jugend debattiert) in Kiew angesetzt. Da ich noch Passangelegenheiten an der Botschaft zu erledigen hatte und außerdem von Drohobych nach Drohobych fahren wollte, wählte ich als Verkehrsmittel das Auto. Warum auch nicht? In den DSD- Prüfungen hatte ich doch gelernt, dass Leute Extremsport machen, um der Langeweile des bürgerlichen Alltags zu entkommen. Gut, die einen machen also bungee jumping und ich fahre bei minus 28 Grad Auto in der Ukraine. Kommt aufs Gleiche raus - man weiß nicht, ob man heil ankommt ;-) Davon ab war es nicht so dramatisch. Der schlimmste Teil ist immer noch der Abschnitt Stryy- Drohobych (siehe Bild oben). Hier ging mir der linke Hinterreifen kaputt. Wie sich später zeigte, steckte der Spike eines nagelbewehrten Winterreifens als Dorn im Profil! Ich kam mit einigen Malen pumpen bis Drohobych, wo die Reparatur glückte. Es war nur arg kalt an den Fingern, denn so ein mitteleuropäischer Lederhandschuh ist für solche Arbeiten alles andere als geeignet. Geschenkt! Problematischer ist die Suche nach einer geeigneten Stelle, an der man halten und (sicher) wieder anfahren kann. Das wusste ich aber schon von diversen Pinkelpausen ;-)

Die Straße Lwiw- Kiew hingegen war frei und trocken gefroren. Man sieht nun doch, dass hier einmal eine Autobahn für Fußballfans entstehen soll- die alte Straße ist als ein Streifen der Doppelspur fast durchweg erneuert und also gut zu fahren. Die zweite Bahn zeigt auch schon Kontur...

Dennoch hatte ich ein paar Schreckminuten, als das Gaspedal nicht mehr kam. Aber der Gasbowdenzug war auf Höhe Olesko (Geburtsschloss Jan III. Sobiesky) nur eingefroren und gab doch nicht den Geist auf. Als in der Nähe von Kiew die Temperaturen auf minus 15 stiegen, ließ er sich wieder dazu herbei, normal zu funktionieren. Das Blinkrelais, das wenig später ausfiel, tat mir diesen Gefallen allerdings erst nach einer Nacht in einer warmen Garage...

Apropos warme Nacht. In Kiew angekommen fand ich das Hotel nicht, denn es lag wegen eines Stromausfalls total im Dunkeln. Aus nämlichem Grund kam ich etwas von der geräumten Fahrbahn ab, nur 20 cm in die Mondlandschaft des Eispanzers eines Garagenwegs! Nur 20 cm... Aber die Räder drehten durch und nichts passierte. Bei dem Versuch, nach den Gründen zu sehen, haute es mich gleich nach dem Öffnen der Tür aufs Eis. Muss gescheppert haben wie ein Sack Geweihe als die Knochen aufschlugen! Nach mehreren Versuchen, mich mit Hilfe einer Decke zu befreien, war klar, dass ich ohne Hilfe nicht weiter kommen würde. Zwei junge Männer halfen und verrieten mir auch, dass ich genau vor dem gesuchten Hotel sei. Na schön! An der Rezeption war es stockfinster und ich wurde mit einer Taschenlampe ins Zimmer geleitet. Im Schein des Netbook- Displays zog ich mich aus- Wasser gab es auch keins, weshalb die Heizung ebenfalls nicht ging. Nachts um halb eins war es dann so kalt, dass ich zwei Pullover aus der Tasche kramte, zwei Hosen anzog und das Jackett drüber. So hatte ich noch nie im Leben eine Nacht verbracht! Aber gegen Morgen kamen Strom, Wasser und Wärme wieder und die restlichen Tage ging es, wenn man mal von den laut die Türen zuschlagenden und nachts im Flur rumbrüllenden Gästen absieht.

Der Rest war dann wenig spektakulär. Iwan fand, dass mein Herz ihm Sorgen mache- ich fand das dann auch. Aber was tun? Ich schlug noch zwei Mal hin und versaute mir meine Wechselhosen allesamt, so dass ich zuletzt die zerknitterten Büchsen anziehen musste, die schon eine Nacht im Bett hinter sich hatten! es hat wohl keiner bemerkt, jedenfalls hoffe ich das...

Die Rückfahrt war dann anstregender als die Hinfahrt, weil ein Schneesturm übers Land fegte, der die Schneeschwaden so über die Fahrbahn trieb, dass selbige vom umgebenden Weiß nicht mehr zu unterscheiden war. Fast 200 km ging das so, aber dann war auch das überstanden und ich landete in einem gemütlichen Hotel, in dem wieder nur die Gäste von Übel waren. (Und dabei meine ich nicht, dass es dem Mädel im Zimmer links von mir nachts und morgens und dem im Zimmer rechts von mir vier Mal in der Nacht "gut ging". Mann, was für eine Kondition!) Noch eine Nacht in Drohobych im Hotel, dieses Mal als einziger Gast in himmlischer Ruhe, und dann war ich wieder "zu Hause".

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