Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Samstag, 16. Januar 2010

Wismar im Urlaub

Wismar im Winter. Ein paar Tage vorher hatte noch Schnee gelegen. Endlich mal wieder weiße Weihnacht an der Küste! Doch dann verflüchtigte sich die weiße Pracht und übrig blieb einfach ein klarer kalter Wintertag, der die Wismar- Bucht am 26. 12. in tiefer Ruhe erstarren ließ. Das Wasser lag wie mit Blei übergossen da und kein Kräuseln störte den Eindruck einer fast erhabenen Stille, die das Kreischen der Möwen mühelos in sich aufnahm...

(Ansicht der Holzwerke vom Wendorfer Strand aus)

Merkwürdig, wie das halbe Jahrhundert, das ich nun schon auf der Erde wandele, die Wahrnehmung verändert: Ganz früher schien es unmöglich, dass sich der vertraute Anblick der Steilküste je ändern würde. Irgendwann um die Zeit der Oberschule herum irritierte zwar die Rück- Verlegung des Küstenwanderwegs, der zu einem mit Asphalt überzogenen Radweg ausgebaut wurde, am Gesamteindruck änderte das jedoch kaum etwas. Die Bäume wurden etwas größer- das ja. Aber sonst?

Heute nun ist alles merklich anders geworden. Von Jahr zu Jahr scheinen die Veränderungen schneller und schneller zu werden. Wo ist der Baum hin, von dem ich einst mit 8 oder 9 Jahren Mutsprünge vollbrachte? Die See hat ihn mitgenommen wie sie auch an dem Wurzelwerk der anderen Bäume in Ufernähe nagt. Längst verschwunden sind die alten Seebrücken und an die Treppen vom Strand die Küste hinauf erinnern nur noch die fremd und verloren weit vor dem Steilhang herum liegenden Betonsockel. Vor nicht allzu vielen Jahren waren sie in den Abhang eingelassen. Wann nur entfaltet die ruhige See diese Kraft?

An all das musste ich denken, als das Licht des Tages entschwand und für einen kurzen Augenblick ein unvergleichlich gleißendes Abendlicht erstrahlen ließ. Man denkt, Naturveränderungen benötigen "Äonen" um signifikant zu werden; jedenfalls scheint es so, wenn man jung ist und sich alles mit einem selbst und um einen herum so schnell ändert. Dann stehen Bäume wie für die Ewigkeit gemacht. Aber kaum wird der Alltag zäher und man denkt, um einen herum passiert kaum mehr etwas und man selbst scheint am ersten Tag eines neuen Jahres noch als der vom vorletzten, zeigen die Bäume an, wie unerbittlich schnell das Rad der Zeit sich dreht. Wir werden ihm nicht entkommen...

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