Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Mittwoch, 14. April 2010

Andruchowych

War auf Einladung von Ira mit ihr in einem Konzert von Juri Andruchowych, der seine Gedichte zur Musik einer polnischen Gruppe sprach, sang und sprachsang - falls es dieses Wort gibt. Verstanden habe ich nichts und Ira konnte kaum helfen, denn auch ihr fiel es bisweilen schwer, hinter den Sinn des Vorgetragenen zu kommen, was allerdings bei (vermutlich) moderner Lyrik nicht eben verwunderlich ist. Den positiven Gesamteindruck konnte das alles aber nicht stören. Die Musik war gut. Andruchowych selbst hat eine erstaunlich kräftige Stimme und sein Vortrag ähnelte dem eines (Hard)Rockpoeten. Innerhalb des typischerweise harmlosen Mottos des Festivals, in dessen Rahmen das Konzert stattfand - "Liebe, Harmonie und Vorkarpatenfrühling" - fielen seine böse klingenden, bisweilen disharmonisch vorgetragenen Rhythmen absolut aus dem Rahmen. Wer so klingt muss sein Land bis zur Verzweiflung lieben - und seine Sprache! Die war hörbar durchgeformt und klang gut. Mir schien jedenfalls, dass hier "Liebe" durchaus im Spiel war- die zornige Liebe, mit der ein Vater seine missratenen Kinder schilt. Vielleicht schien es mir nur so und in Wahrheit war alles ganz anders. Aber was ist schon "Wahrheit" in der Kunst anderes als das, was der Hörer/ Leser dafür hält? Andruchowych möge mir die Unkenntnis seiner Sprache verzeihen und mir zugute halten, dass ich den Abend trotz allem genossen habe!

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