Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Dienstag, 13. April 2010

Geburtstag

Geburtstag also. Muss nicht jeden Tag sein, kann aber ;-) Jedenfalls war es im Ganzen sehr angenehm, was die "Verehrung" anlangt, und davon ab echt nett. Alles begann mit dem Eintreffen meines besten langjährigen Freundes Lutz, der - aus Kiew kommend - für drei Tage hier Station machte. Am ersten Abend ging es also ins "Desjatka", wo zünftig mit Vodka und "salo" (Speck), "basturma" (Aufschnitt aus gesalzenem und geräuchertem Pferdefleisch) und gesalzenem Hering die Ankunft gefeiert wurde. Naja, ich hab meist dem belgischen Weißbier zugesprochen...

Am nächsten Tag dann ein kleiner Empfang bei der Schulleitung. Sehr nett, aufmerksam, nicht aufdringlich. Direktor Oleksyn (Foto) hatte eine Flasche "Balsam" (Kräuterbitter) dabei und überreichte mir eine Flasche grusinischen Kognak. Die Schüler kamen mit Blumen, selbst gemalten Bildern (sehr schön!), alten Stadtansichten von Ivano usw. Nach einem kleinen Umtrunk mit den Kolleginnen war es vorüber und ich war froh. Nicht, weil es vorbei, sondern weil es angenehm war...

Dann stieß Katharina, die aus Drohobych angereist war, zu unserer Gesellschaft. Es musste noch Schaschlyk- Fleisch etc. besorgt werden. Als "chef de la cuisine" fungierte Elena. Was hätte ich ohne sie getan? Wir kauften ein und fuhren nach Bukovel, einem um diese Zeit schon verlassen wirkenden Ski- Ort in den Karpaten. Dort erwartete uns Juri, der schon den Kamin angeheizt hatte. Das Holzhaus gehört einem seiner unendlich vielen Kumpels, der das Geld dazu in Sibirien verdient hatte. Das war was für Lutz, der sich ja auch ein paar Jahre dort herum getrieben hat. Ansonsten hieß es nur Klamotten ablegen und ran an den Kaffee- Tisch, an dem leider die jungen Leute, deren "Marschrutka" kaputt gegangen war, noch fehlten. Die erste "Etappe" des Geburtstages war geschafft!

Dasha und Katharina halfen Elena in der Küche, wo diverse Salate gezaubert wurden. Juri legte die Schaschlyk- Spieße zurecht. Dann kamen endlich Taras (der Sohn meines Direktors), Julia (Germanistin und heute Angestellte bei Gazprom), Anja und Ira 8Germanistin bzw. Germanistik- Studenten und Töchter von Juri und Elena). Wir waren komplett und konnten zum Abendessen übergehen. Juris Schaschlyk ließ nichts zu wünschen übrig, auch den anderen Köstlichkeiten wurde zugesprochen.

Der Abend verging mit Gesprächen, ein bisschen Gitarrenmusik am Kaminfeuer (hier hat Marta gefehlt, die es immer versteht, ihre Pfadfinderromantik an die Leute zu bringen - Elena war nicht so motiviert, weil Taras, Julia, Juri und die Töchter sie schon so oft gehört haben...) und diversen Späßen. Für einen sorgte Lutz, der mit seinen Wunderkerzen groß ankam, wie hier am Beispiel meiner Lieblingsabsolventin Dasha gut zu sehen ist. ;-) Der Abend endete um 01.30 Uhr und alle machten müde, aber zufriedene Gesichter - denke ich.

Am nächsten Morgen war es nebelig und kalt. Juri war schon um 07.00 Uhr aufgestanden und hatte Feuer gemacht. Uns ließ er bis kurz vor 09.00 Uhr schlafen. Nach einem kleinen Imbiss machte sich die Wandergruppe fertig - Ira schnappte sich ihre Ski und ging zur Piste. Für die meisten war aber der Aufstieg auf den höchsten Gipfel der Gegend (1800 m) geplant. Leider hatte unser Wirt die Gegebenheiten wohl mit den sommerlichen Bedingungen verwechselt, als er uns den Tipp gab, entlang eines Gebirgsbaches den Aufstieg zu wagen. Bei Tauwetter nach diesem Winter war natürlich mit viel Wasser zu rechnen und so kamen wir nur mühsam vorwärts, zumal einige "Expeditionsteilnehmer" (Katharina) nicht eben mit den passendsten Schuhen ausgerüstet waren. Der Aufstieg gestaltete sich also zunehmend zu einer akrobatischen, den Gleichgewichtssinn über eiskaltem Wasser strapazierenden Übung. Wie kalt es war? Nun, ich habe es erfahren, als ich zum Gaudi der Umstehenden auf einem nassen Felsstein ausglitt und vom Rucksack nach hinten gezogen wurde, so dass ich wie eine Schildkröte auf ihrem Panzer hilflos auf dem Rücken zu liegen kam. Das kratzte natürlich mächtig an der Ehre eines ansonsten doch leidlich sportlichen Menschen. Wird das nun ab 50 so bleiben? :-( Jedenfalls machte ich tapfer weiter, da kein Wind ging und meine 20 Jahre alte Lederjoppe zuverlässig wie die "Hosen des Ritters von Bredow" das Gröbste abgehalten hatten. Hosen auswringen, die erste Lage (Trainingsjacke) ausziehen, und schon ging es weiter. Allerdings nicht mehr weit, denn der Weg verengte sich in das Bachbett hinein und das war wegen des Wassers unpassierbar. Juri gab das Kommando zum Rückzug und wies einen anderen, eher gefühlten als gewussten Weg. So stiegen wir abseits aller Pfade und Wege bis fast auf die Höhe des Sattels zwischen den zwei höchsten Gipfeln und waren es zufrieden. Die Villa Justschenkos, die uns auf der anderen Seite erwartet hätte, muss nun noch darauf warten, von uns besichtigt zu werden. Ich komme sicher noch einmal dorthin, denn die Gegend ist schön und - was Bergwanderungen anlangt - menschenleer. Ach ja, was das alles gekostet hat? Für 10 Leute kostete die Unterbringung in dem Haus einen glatten Hunderter (Euro) - man kann sich also nicht beschweren...

Abends dann ab nach Lviv, wo Marta Hotelübernachtungen reserviert hatte und in "Gasowa Lampa" auf uns wartete. Lutz war kaputt von der langen Reise und dem vielen Feiern. Wir verabschiedeten ihn, denn er ist ja schon groß und ukraine- wie welterfahren. Und richtig, er hat sein Taxi bekommen und flog anderntags von Kiew nach Hause. Ich fuhr nach Drohobych, wo mein samstäglicher Unterricht auf mich wartete. Aber natürlich nicht nur das. Es warteten auch meine Schüler, die mir ein Ständchen brachten und mich mit einem sehr originell gestalteten Fotoalbum meiner "ersten DSD- Gruppe in Drohobych" überraschten. Extra gekommen war auch der Chef der Bildungsverwaltung im Rayon, der mir eine Urkunde überreichte. Naja... Wirklich geehrt fühlte ich mich durch die Eintragungen in dem Album, von denen viele die "lebenspraktische Seite" meines Unterrichts betonten. Wie schrieb Oksana, die vorher in den USA war, so schön: "Leider hatte ich nur ein halbes Jahr bei Ihnen Unterricht, Zeit genug nur für die Änderung leider nur der Hälfte meiner bisherigen Ansichten." Wenn das nichts ist...

1 Kommentar:

xfranczeskax hat gesagt…

Papi, die Schildi. ;) Schön, dass es Spaß es gemacht hat.